Altlasten machen Rother Stadtwerken zu schaffen

9.11.2017, 17:48 Uhr
Altlasten machen Rother Stadtwerken zu schaffen

© Stadtwerke Roth (Archiv)

Die Stadtwerke, die für das Aufstocken auf ihr Lagergebäude untersuchten, ob die Fundamente dafür ausreichen, sind auf den Geruch von Öl und Lösungsmitteln gestoßen. Die Bodenproben ergaben, dass in der Erde noch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Mineralölkohlenwasserstoffe (MKW) sowie Benzol, Toluol, Ethylbenzol und Xylol lagern, so Stadtwerke-Geschäftsführer Martin Kuhlhüser vor dem Werkausschuss des Stadtrates.

Kein Wunder, sagt Dieter Seidel, der Sachverständige des Umwelt-Gutachterbüros Sinus Consult, der daraufhin eingeschaltet wurde. Denn an der Stelle stand seit 1904 ein Gaswerk mit Ofenhaus und Gasbehälter. Hier wurde jahrzehntelang Kohle vergast, als Abfallprodukte entstanden zum Beispiel Ammoniakwasser und Teer.

Im Hinterhof verteilt

Einen Teil davon verkaufte die Stadt weiter; den Teer etwa für den Straßenbau. Aber schon in den 1950er Jahren fiel auf, dass die Stadt zu wenig Teer verkaufte – anscheinend waren die „Teergruben“ unter dem Gaswerk „einfach nach unten durchgebrochen“, hat Seidel alten Berichten entnommen. Außerdem wurden die Schlacken, so Seidel, „einfach im Hinterhof verteilt und aufgefüllt“. Auch Fotos von – aktuellen wie früheren – Umbaumaßnahmen zeigen deutlich, wo der Boden von schwarzen Schichten durchzogen wird.

Was die Gutachter noch nicht wissen: Hat sich die Verunreinigung des Bodens schon bis ins Grundwasser vorgearbeitet? Also müsse nicht nur der Boden, sondern auch das Grundwasser untersucht werden. Das heißt, neben mehreren Boden- sollen auch zwei Grundwassermessstellen eingerichtet werden. Erst diese orientierende Untersuchung gebe darüber Aufschluss. Im Fall der Kontaminierung folge eine Detailuntersuchung. Bis Mai sei mit einer Bewertung zu rechnen.

Spielvereinigung kann aufatmen

Wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass die Stadtwerke mit der dunklen Vergangenheit unter ihren Gebäuden noch Arbeit und Kosten vor sich haben, beantwortete Seidel vorsichtig: „Die Wahrscheinlichkeit, dass keine Sanierungsmaßnahmen fällig werden, ist in der Regel nicht sehr hoch“, enttäuschte er etwaige Hoffnungsschimmer. Trotzdem konnte er mit einer erfreulichen Nachricht aufwarten:
Auf den geplanten Umbau, also das Aufstocken des Lagergebäudes um eine Etage, habe die Untersuchung keinen Einfluss. „Für die Baumaßnahme gibt es also keinen Hinderungsgrund.“

Und auf den Brunnen, mit dessen Wasser die benachbarte Spielvereinigung ihre Sportplätze bewässert, habe die Belastung auch keinen Einfluss, beruhigte der Gutachter. Abgesehen davon, dass man von zu- statt abfließendem Wasser ausgehe, hätten mögliche Schadstoffe bei der Bewässerung keine schädliche Wirkung auf Mensch und Rasen.

 

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