Am Burgberg trennte sich die Spreu vom Weizen

6.8.2012, 00:00 Uhr
Am Burgberg trennte sich die Spreu vom Weizen

© Schoplocher

Das wird Erwin Zachmann, der in seinem Läuferleben schon viel gesehen hat, so auch noch nicht erlebt haben: Da ist man gerade mal im Ziel, schon bekommt man einen ordentlichen Anpfiff – und das von zwei Seiten. „Hey, viel zu schnell“, riefen die beiden Erstplatzierten Julian Weiß und Sven Ehrhardt dem Routinier zu. Und letzterer ergänzte: „Vor allem für einen mit so wenig Training wie ich“. So musste der Rother ganz schön beißen, um sich hinter Julian Weiß Platz zwei zu sichern.

Julian Weiß hingegen, der in der Vorwoche bereits den Allersberger Kirchweihlauf gewonnen hatte, kam mit den Vorgaben von Tempomacher Zachmann, der in der ersten der beiden Runden ordentlich Gas gegeben hatte, relativ gut zurecht, sparte aber nach den 7,6 Kilometern – die er in 26:14 Minuten zurücklegte - auch nicht mit Seitenhieben auf seinen Teamkollegen von der Mannschaft ohne Namen (M.O.N.). Nicht zuletzt der Burgberg, jener knackiger Anstieg, an dem auch ein Sprintkönig und eine Sprintkönigin gekürt werden, und das schwülwarme Wetter verlangten den Top-Läufern, aber auch dem großen Feld dahinter, viel ab.

Nicht nur als „top“, sondern auch ungefährdet präsentierte sich Christine Ramsauer, die ihrem Sieg im Vorjahr gestern den Hattrick folgen und die Zweitplatzierte Stephanie Pummer aus Heideck mit 29:46 Minuten zu 31:30 regelrecht stehen ließ. Im Ziel freute sich Ramsauer über ihren auf die Schnelle als solchen zusammengerechneten dritten Sieg im Läufercup 2012. Das es so leicht werden würde, überraschte sie. „Wenn du herfährst, weißt du ja nie, wer da ist“, erklärte sie und verteilte lediglich für die Luftfeuchtigkeit einen Minuspunkt.

„Bergziegen“ von La Carrera

„Das ist was für die Lokalmatadoren“, antwortete sie auf die Frage eines Mitläufers, ob sie auch den Burgbergsprint gewonnen hätte. Dieser blieb in Hilpoltstein, die beiden La- Carrera-Sportler Matthias Seitz und Julia Ramsauer sicherten sich diese Gaudiwertung. Ebenso gab es zwei „echte“ Hilpoltsteiner Siege durch Tim Frisch (Schüler B) und Niklas Schuhmann, der bei den A-Schülern einen spektakulären Endspurt hingelegt hatte. Das Nagel team der TSG 08 Roth sicherte sich die Siege im Hobbylauf (3,8 Kilometer) durch Johannes Gebert und die Hilpoltsteinerin Patricia Schäll.

Ein Erfolgserlebnis verbuchte auch der TV Hilpoltstein als Ausrichter. Zum einen stellte der TV vier Sieger, zum anderen waren die 180 Voranmeldungen mehr als die gesamte Starterzahl des Vorjahres. Zudem kamen gestern 60 Kurzentschlossene hinzu. Macht zusammen 240 Teilnehmer – neuer Rekord, wie sich Abteilungsleiter Georg Marchl freute.

Zu dieser Bestmarke trug auch die Familie Fritsch bei, die erstmals einen Abstecher zum Burgfestlauf machte. Allerdings konnten nur die beiden Kinder laufen - „alle geht immer schlecht“, wie Gabi Fritsch erklärte, während ihre Kinder Eva und Kevin stolz ihre Medaillen präsentierten. Mit einer großen Schar von Zwei- bis Siebenjährigen hatten sich die Allmannsdorfer auf die Runde um das Rathaus gemacht. „Das war nicht schwer“, sagte die vierjährige Eva nach ihrem ersten Auftritt in Hilpoltstein stolz. Medaillen hat sie schon ein paar, ebenso wie ihr sechsjähriger Bruder Kevin. Der mag seine Belohnung erst gar nicht anfassen. „Ich hab Eisfinger, weil ich Eis vom Bürgermeister bekommen habe“, erklärte der Steppke. Doch nicht nur das Eis, sondern auch die Stimmung begeisterte die sportliche Familie von Arriba Göppersdorf, die beim Seenlandmarathon ihren nächsten großen Auftritt hat. „Aber erst mal hab ich lang Ferien“, stellte Eva klar. „Und ich komme in die Schule“, rückte ihr Bruder die Maßstäbe zurecht.

An der Burg war die Luft raus

Die dritten Plätze gingen an Andreas Doppelhammer und die Hilpoltsteinerin Carmen Gugu, die mittlerweile für Ahlen startet. Doppelhammer, Sieger des Hilpoltsteiner Halbmarathons im April, musste in der zweiten Runde an der Burg abreißen lassen, wohl auch, weil er einen Halbmarathon aus der Vorwoche noch in den Knochen hatte. Während Erwin Zachmann schon Ende der ersten Runde das Führungstrio ziehen ließ und in 27:05 Minuten Vierter wurde, konnte Sven Ehrhardt mit Julian Weiß bis zum See mithalten.

Schließlich habe ihn der Spalter Weiß mit dem Auto mitgenommen, da sollte er nicht allzu lange warten müssen, witzelt der Läufer des Nagel teams der TSG 08 Roth, der den totalen M.O.N-Triumph verhinderte. Ab Mitte des Sees habe er sich dann auch im Hinblick auf die Läufercup-Punkte (der zwölfte Hilpoltsteiner Lauf ging als zehntes Rennen in die Gesamtwertung ein) nach hinten orientiert – mit Erfolg. Doppelhammer brauchte 20 Sekunden mehr. Und gesellte sich im Ziel schnell zu den anderen, die mit Iso-Getränken feierten. Auch das ist Burgfest.

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