An den Bäumen hängt das Obst in Hülle und Fülle

24.8.2014, 15:27 Uhr
An den Bäumen hängt das Obst in Hülle und Fülle

Obst in Hülle und Fülle hängt derzeit an den Bäumen. So manch ein Apfelbaum ist so voll beladen, dass er gestützt werden muss, damit er nicht zusammenbricht. Auch Obstbauer Anton Walther und sein Sohn Martin aus Großweingarten schauen zuversichtlich auf ihre Zwetschgen-, Mirabellen-, Birnen- und Apfelbäume. Die Ernte steht unmittelbar bevor.

Noch sind die beiden mit dem Ausschneiden ihrer Kirschbäume beschäftigt, die in diesem Jahr eine gute Ernte bescherten, wie Anton Walther erzählt. Der Großweingartener hat den Obstbau von der Pike auf gelernt. In Großweingarten hat der Kirschenanbau eine lange Tradition. Auch Anton Walthers Vater Michael hatte schon Kirschgärten neben dem Hopfenäckern sowie einen Hühner- und später einen Bullenmastbetrieb.

Mit der Flutung des Brombachsees und dem nachfolgenden Tourismus wurde alles anders. Die unrentablen Bullen kamen weg, das alte Wohnhaus und der Stall wurden zu einem Restaurant und einer Pension umgebaut, um die sich Antons Frau Christa kümmert. Auf den Feldern entstanden moderne Obstplantagen. Mittlerweile bauen die Walthers auf rund acht Hektar Obst an. „Es stehen zirka 10 000 Bäume in den Gärten“, überschlägt Martin Walther, der derzeit seinen Meister im Obstanbau macht.

Es sind aber keine klassischen hochstämmigen Bäume mehr, wie man sie aus den alten Obstgärten kennt. Die seien viel zu arbeitsintensiv, und auch die Unfallgefahren mit der Leiter seien nicht zu unterschätzen. In Reih und Glied stehen in der Obstplantage der Walthers die so genannten Spindelbüsche, bis an deren Spitze man fast vom Boden aus pflücken kann. Die Walthers benutzen für die höchsten Äste eine fahrbare Arbeitsbühne. Oder noch besser: Bei Mirabellen und einigen Zwetschgensorten werden Netze ausgelegt und die Bäumchen geschüttelt, sodass das Obst leicht zusammengefasst werden kann.

Überhaupt haben die Obstbauern in den vergangenen Jahren viel in ihre Plantagen investiert. Die Bäumchen müssen beregnet werden. Dafür haben die Walthers vom hochgelegenen Großweingarten einen über 100 Meter tiefen Brunnen bohren müssen, um ans Grundwasser zu gelangen. Darüber sind sie gerade in diesem Jahr heilfroh, denn die Bäume haben im Winter keine Feuchtigkeit bekommen und auch das Frühjahr war sehr trocken. Anton Walther spricht von einem „extremen Jahr“. Der Regen kam erst dann, als das Obst schon reif an den Bäumen hing. Und dann war es so heiß, dass die Kirschen schwitzten.

Damit die Bäume nicht zu viel Wind abbekommen, haben die Walthers eine Hecke aus Pappeln gepflanzt. Ein Zaun soll das Wild und sonstige „Obstdiebe“ aufhalten. Folien können die über ein ausgeklügeltes Stangensystem ausgerollt werden, um das Obst vor Regen zu schützen. „Wenn die Kirschen platzen, kann man sie nicht mehr verkaufen.“ Mit den roten Früchtchen hatten die Walthers dieses Jahr Glück – im Gegensatz zu anderen Obstbauern.

Da es trotz der extremen Witterungsbedingungen Kirschen in Hülle und Fülle auch in der Fränkischen Schweiz gab, kam von der Genossenschaft Frankenobst in Igensdorf, wo auch viele Bauern aus dem Spalter Hügelland ihr Obst vermarkten, die Auflage, dass die Kirschen mindestens 25 Millimeter groß sein müssen, erinnert sich Anton Walther. Pech für einige Bauern, als sie mit ihren Kirschen wieder von der Sammelstelle in Fünfbronn nach Hause fahren mussten. Andere ernteten sie dann erst gar nicht ab. Die große Erntemenge an Kirschen europaweit habe allerdings die Preise gedrückt.

Bei den Zwetschgen und Äpfeln erwarten die Walthers eine „gute Durchschnittsernte“. Bei den Zwetschgen habe es im vergangenen Jahr einen Totalausfall gegeben. Schuld war ein Hagelschauer, der das Obst vernichtete. Birnen gebe es wohl weniger als im Vorjahr. Das liegt laut Anton Walther daran, dass zur Zeit der Blüte wohl schlechtes Wetter war und nicht so viele Insekten zum Bestäuben unterwegs waren.

Dass das Bienensterben dazu beiträgt, dass es generell weniger Obst gibt, will Anton Walther nicht bestätigen. „Man merkt davon nichts. Außerdem gibt es ja noch andere Insekten wie die Hummel, die im Gegensatz zur Biene auch bei schlechtem Wetter fliegt.“ Es gebe im Obstanbau außerdem viele selbstfruchtbare Sorten, die über den Wind bestäubt werden. Einige Obstbauern stellten Bienenkästen in die Plantagen oder mittlerweile auch Insektenhotels, um bei der Befruchtung nachzuhelfen.

Hilfe bei der Ernte

Größtenteils bewältigen Vater und Sohn die Arbeiten in den Plantagen selbst, nur bei der Kirschen- und Spargelernte greifen sie auf osteuropäische Erntehelfer zurück. Die Mindestlohnregelung von 7,40 Euro pro Stunde für in der Landwirtschaft Beschäftigte, die ab 2015 gilt, stellt für Anton Walther noch kein großes Problem dar, weil er seinen Helfern sowieso schon so viel zahlt. Wenn die Löhne allerdings ab 2016 auf 8,50 Euro steigen und damit auch die zu entrichtenden Sozialversicherungsbeiträge, sieht die Rechnung schon anders aus. In Polen liege der Mindestlohn zum Beispiel bei gut zwei Euro, in Rumänien nur bei etwas über einem Euro. Kein Wunder, dass das deutsche Obst in der Supermarkttheke teurer ist.

Die Walthers sind froh, dass ihr Betrieb auf mehreren Standbeinen steht und sie so auch bei Ernteausfällen oder schlechten Preisen abgesichert sind. Fragt man den Junior, wie es um die Zukunft des Betriebs ausschaut, lautet die Tendenz „Zurück zu den Wurzeln“. Soll heißen wieder mehr Kirschen und Spargel, so wie es im Kirschdorf Großweingarten seit Generationen Tradition ist.

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