„Außer den Sportgeräten gibt es wenig Erhaltenswertes“

10.2.2015, 17:22 Uhr
„Außer den Sportgeräten gibt es wenig Erhaltenswertes“

© Fotos: Beate Windisch

Der Boden hält nicht mehr jeder Belastung stand; die Wände haben Risse; die Decke ist nicht in Ordnung; die Halle selbst ist so klein, dass der Sicherheitsabstand vom Spielfeld zur Wand nicht eingehalten werden kann; die Mädchen und Buben müssen sich nach dem Sportunterricht einen Waschraum teilen; die Glasbausteine sind ein Energiefresser; und üble Gerüche zeugen von den kaputten Abwasserleitungen. Kurz: „Außer den Sportgeräten gibt es wenig, was erhaltenswert wäre“, erklärte Architekt Reinhard Ulrich den Markträten beim Ortstermin am Montagabend in der Turnhalle.

Bereits im November hatten die Planer gemeinsam mit Schulleiterin Martina Scherbaum die Mitglieder des Allersberger Bauausschusses mit Fotos auf die katastrophalen Zustände aufmerksam gemacht (wir berichteten). Nun konnte sich der gesamte Marktgemeinderat ein Bild vom Zustand der fast 50 Jahre alten Halle machen, einen Blick in die alten Umkleide- und den gemeinsamen Waschraum werfen und dabei auch an der Wand im Treppenaufgang vorbeilaufen, die vor fast zwei Jahren einzustürzen drohte und deshalb mit Holz verkleidet werden musste.

Rund 1,95 Millionen Euro würde die Generalsanierung der Halle kosten. Abzüglich einer möglichen staatlichen Förderung läge der Anteil der Marktgemeinde bei 1,33 Millionen Euro. Das Problem: Dann habe man das Gebäude zwar teuer saniert, „zu klein ist die Halle dann aber immer noch“, gab Architekt Stefan Ulrich zu bedenken.

„Neubau erfüllt Forderungen“

Besser, so die beiden Nürnberger Architekten, wäre es daher, die alte Halle abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen. Dies würde rund 2,5 Millionen Euro kosten. Abzüglich der möglichen staatlichen Förderung läge der Eigenanteil der Marktgemeinde dann bei 1,68 Millionen Euro. Das wären 350 000 Euro mehr, „aber dafür haben Sie einen Neubau, der alle Forderungen erfüllt“, so Stefan Ulrich.

Mit dem Abriss könnte man außerdem ein anderes Problem gleich mit lösen. Genau unter der Turnhalle, also im Erdgeschoss des Sport-Traktes, liegt das Lehrschwimmbecken der Schule, das aber schon vor 13 Jahren stillgelegt wurde und seitdem als Lagerraum dient: Im Becken liegen Sachen aus dem Gilardihaus, am Beckenrand Schulutensilien. In der Damen-Umkleide lagert unter anderem der Weihnachtsschmuck, die Herren-Umkleide nutzt der Hausmeister als Werkstatt.

Sollte die Marktgemeinde auch das Schwimmbecken sanieren wollen, müsste sie noch mal eine Millionensumme aufbringen. Von Baukosten in Höhe von 1,8 Millionen Euro bei einem kleinen Becken (sechs mal zehn Meter), von 2,4 Millionen Euro bei einem großen Becken (acht mal 16 Meter) sprach Bauamtsleiter Stefan Ott in der Sitzung. Summen, die die Marktgemeinde ganz allein stemmen müsste. Einen staatlichen Zuschuss jedenfalls gibt es erst, wenn dann 40 Klassen das Becken für den Schwimmunterricht nutzen würden, „wir haben aber nur zwölf Klassen“, so Ott.

Schon in der Sitzung des Bauausschusses hatte sich ABF-Sprecher Walter Penkert dafür eingesetzt, das Lehrschwimmbecken dennoch zu erhalten, notfalls eben ohne staatlichen Zuschuss, war aber mit diesem Vorschlag gescheitert. Kurz nach dieser Sitzung hatte die ABF-Fraktion dann auch ganz offiziell beantragt, eine Studie in Auftrag zu geben, um die Kosten für einen Neubau des Lehrschwimmbades zu ermitteln.

In der Sitzung des Marktgemeinderates am Montagabend, die nach dem Ortstermin in Turn- und Schwimmhalle im Lehrerzimmer der Grundschule fortgesetzt wurde, konkretisierte Penkert diesen Antrag noch einmal und legte gleich eine Variante für den möglichen Neu- und Umbau vor. Dieser zufolge sollte das Erdgeschoss samt Becken nicht abgerissen, sondern nur entkernt und mit neuer Technik versehen werden, „und dann haben wir ein Lehrschwimmbecken, das weniger als die Hälfte der 1,8 Millionen Euro kostet“, war sich Penkert sicher. Auf dieses Schwimmbad könnte dann auch eine neue und größere Turnhalle draufgebaut werden, getragen von einem möglichen Anbau oder von Säulen.

Der Vorschlag stieß in der Sitzung jedoch auf wenig Gegenliebe, und zwar sowohl bei den Planern als auch der Verwaltung und den anderen Markträten. Das Teuerste am Schwimmbecken nämlich, gab nicht nur Bürgermeister Bernhard Böckeler zu bedenken, „ist die Technik“. Allein dafür müsste eine siebenstellige Summe investiert werden, von den zu erwartenden Betriebskosten mal ganz abgesehen. „Und wir wissen noch nicht einmal, wie wir den Bau der neuen Turnhalle schultern sollen“, gab der Bürgermeister zu.

Der Beschluss, den das Gremium dann nach einiger Diskussion über das Für und Wider des Schwimmbeckens fällte, war daher auch eindeutig: Gegen die Stimmen der gesamten ABF-Fraktion entschied der Marktgemeinderat, keine weitere Studie in Auftrag zu geben.

Neue Halle wird größer

Stattdessen folgten die Markträte — dann nur noch gegen eine Stimme — dem Vorschlag des Bauausschusses und beschlossen, die Planungen für den Neubau der Turnhalle voranzutreiben. Dafür würden sowohl Turnhalle als auch Lehrschwimmbecken abgerissen und an dieser Stelle dann die neue Sporthalle gebaut werden, die nicht mehr nur zwölf mal 24 Meter, sondern 15 mal 27 Meter groß wäre.

Eine Lösung, die auch Schulleiterin Martina Scherbaum begrüßte. Zwar hätte die Grundschule ganz gerne auch das Schwimmbecken wieder genutzt, die Turnhalle jedoch lag dem Lehrerkollegium weitaus mehr am Herzen. Entsprechend groß war der Dank. Mit dem Beschluss, den Neubau zu favorisieren, hätte der Marktgemeinderat ein Zeichen gesetzt für die Schule und die Kinder, die hier lernen.

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