Außergewöhnlich: Vom Automechaniker zum Facharzt

22.1.2019, 15:39 Uhr
Außergewöhnlich: Vom Automechaniker zum Facharzt

© Foto: Harry Rödel

Für Toni, wie ihn seine Freunde nennen, stand Lernen immer an erster Stelle. Schon als Kind und später als Jugendlicher hatte er ein Faible für wissenschaftliches Arbeiten. Weder der Beruf des Kfz-Mechanikers, noch die Hubschrauber-Ausbildung bei der Bundeswehr noch die Arbeit als Heilerziehungspfleger füllten ihn aus.

Er hat die Mittlere Reife, machte in einem Jahr an der Weißenburger FOS das Fachabitur, was ihm schließlich die Türen zum heiß ersehnten Studium öffnete. Er studierte Biotechnologie in Erlangen und Gießen, war ein halbes Jahr in der Krebsforschung in Arizona tätig.

Danach ging er wieder zu Regens Wagner in Zell. Und hier spürte er wieder, dass sein "Kopf leer" ist, dass er "was Neues" brauchte, um die grauen Zellen auf Vordermann zu bringen. Als Fischer die frühere Leiterin der Regens-Wagner-Einrichtung, Schwester Gerda Friedl, in seinen Plan eingeweiht habe, habe diese nur erwidert: "Dann mach das mal!".

Somit fuhr der gebürtige Hilpoltsteiner zweigleisig. Er studierte in Erlangen Medizin, danach war er als Heilerziehungspfleger im Einsatz. "Vormittags studieren, nachmittags nach Zell", so sah sein Leben in den folgenden Jahren aus.

Dass er das Medizinstudium mühelos bewältigte, lag nicht zuletzt daran, dass das das Physikum in der Medizin nahezu identisch war mit Bio-Technologie. Vier Jahre schrieb er an seiner Doktorarbeit, und auch in dieser Hinsicht ging er andere Wege als die meisten Studenten. Seine Promotion wollte er nicht mit Textpassagen aus irgendwelchen Büchern anreichern, nein, er forschte selbst: auf dem Gebiet "Stammzellen".

2011 war es dann so weit: Anton Fischer durfte den "Dr." im Namen führen. Danach war er unter anderem im Neumarkter Klinikum, im Rother Kreisklinikum und in einer Kinderarzt-Praxis, ebenfalls in Neumarkt, tätig, bis er 2016 in seiner Heimatstadt in der Hausarzt-Praxis Dr. Siegfried Ernst und Dr. Rainer Sandrock im ersten Stock des Fürstenhofes sesshaft wurde. Nahezu ein Jahr danach hatte er das erreicht, was er immer erreichen wollte: eine eigene Praxis. Nach der Pleite des Entner-Bäckers wurde das Café in der Allersberger Straße geschlossen. Fischer nutzte die Gunst der Stunde und bewarb sich um die Immobilie, die er mit Familie und Freunden in zwei Monaten zur Arztpraxis umbaute.

Apropos Familie. "Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau", lässt er wissen. Soll heißen: Seine Gattin hielt immer voll und ganz zu ihm. Selbst, als er sein Haus im Baugebiet "Über dem Rothsee" verkaufte, gab es keine Klagen. "Alle zogen an einem Strang. Meine Frau und auch meine beiden Töchter", betonte er im Gespräch mit unserer Zeitung.

Der Facharzt für Allgemeinmedizin ist mittlerweile in Hilpoltstein etabliert. Er erledigt auch kleinere chirurgische Eingriffe, fühlt sich bei der Behandlung sowohl von Kindern als auch von geriatrischen Patienten wohl. "Ich versuche Patienten am Ende ihres Lebens zu begleiten und zu ermöglichen, dass sie zuhause sterben können." Das gelinge zwar nicht immer, aber in den meisten Fällen, sagt er. Das ist es, was er am Allgemeinarzt schätzt: "Die unglaubliche Vielfalt, die dieser Beruf bietet."

Was ihm am Job nicht gefällt, ist die Bürokratie, die viel Zeit erfordere. Solche Arbeiten erledige er meistens nach dem Dienst zu Hause, meinte Fischer.

Und wie lange will er jetzt als Arzt praktizieren, schließlich marschiert er schon stramm dem Rentenalter entgegen? "Solange mich der da oben lässt", schmunzelt er und zeigt gen Himmel. Allerdings hat er sich schon eine Altersgrenze gesetzt. Mit 70 Jahren werde er zumindest langsamer machen. Wenn die Gesundheit mitspielt und ihm die Arbeit immer noch Spaß mache, könnte er sich auch vorstellen, über die 70 hinaus zu praktizieren.

Auf jeden Fall möchte er einen Jungmediziner in seiner Praxis aufnehmen. Der soll ihn einerseits entlasten und unter Umständen auch die Nachfolge von Dr. Anton Fischer antreten.

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