Ausstellung "In Böhmen und Mähren geboren" kommt nach Roth

20.10.2014, 17:56 Uhr
Ausstellung

© Foto: Götz

ROTH – Bei einigen der berühmten Zwölf tut man sich leicht. Franz Kafka und Oskar Schindler sortiert das kollektive Gedächtnis schnell ins heutige Tschechien ein. Doch was ist mit Adalbert Stifter, Johann Gregor Mendel, Marie von Ebner-Eschenbach, Gustav Mahler, Karl Kraus, Rainer Maria Rilke, Ferdinand Porsche und Otfried Preußler? Die werden doch eher mit ihren Wirkungsstätten in Verbindung gebracht, in die sie oft zwangsweise aussiedelten – nach Altösterreich und Deutschland. Der Adalbert Stifter Verein hat ihre Lebensläufe in einer Ausstellung zusammengefasst, die seit gut zwei Jahren durch Deutschland und Tirol tourt.

Hannelore und Dieter Heller von der Sudetendeutschen Landmannschaft in Roth haben die Präsentation bei einer Tagung in München kennengelernt und für den November in die Kreisstadt vermittelt. Das ist insofern praktisch, weil die Ausstellung seit einer Woche mit großer Resonanz in Amberg Station macht und von dort leicht mit dem Pkw abzuholen ist. Die VHS der Stadt hält sie nicht nur für einen passenden Beitrag zur Erwachsenenbildung, sondern auch für jugendliche Schüler, hat das Seckendorffschloss zur Verfügung gestellt und die Ausstellung thematisch auch der Initiative „Roth ist bunt – Leben ohne Rassismus, Leben mit Courage“ zugeordnet. Der Kulturreferent für die böhmischen Länder im Adalbert Stifter Verein, Dr. Wolfgang Schwarz, wird bei der Vernissage am Mittwoch, 5. November, 18 Uhr, sprechen und tags darauf im Gasthaus Lohgarten (Hilpoltsteiner Straße 28) ab 18 Uhr einen Bildervortrag halten.

Mitglieder der Sudetendeutschen Landmannschaft Roth haben sich präpariert und leisten während der Öffnungszeiten einen beratenden Shure-Dienst (Mo. bis Fr. 9 bis 18 Uhr, Sa./So. 10 bis 17 Uhr). Man hofft, dass einige Schulen die Ausstellung in den Unterricht integrieren. Das Rother Gymnasium hat ja sogar direkte Beziehungen zu Johann Gregor Mendel, der Namensgeber des Partner-Gymnasiums in Opava ist.

Für Initiative „Roth ist bunt“, die ihr Herbstprogramm am Freitag, 24. Oktober, mit dem Themenabend „KZ-Opfer aus dem heutigen Landkreis Roth“ beginnt, passt die Ausstellung zwei Wochen später „wie die Faust auf's Auge“, wie Bürgermeister Ralph Edelhäußer feststellte: „Das Thema Flucht und Vertreibung ist aktueller denn je.“

Das Buch zur Ausstellung geht über die berühmten Zwölf hinaus und nennt weitere Namen, bei denen man nicht unbedingt im Geschichts- oder Literaturunterricht besonders aufgepasst haben muss: Schauspielerin Ruth Maria Kubitschek, Eishockey-Stürmer Erich Kühnhackl, Fußball-Trainer Hans Meyer, die Unternehmerin Maria-Elisabeth Schaeffler und Talkmaster Alfred Biolek. Gymnasiasten des humanistischen Zweigs hat ein Sohn aus Opava (Troppau) schon so manche Note gerettet: Der Altphilologe Joseph Maria Stowasser hat ihnen das lateinisch-deutsche Schulwörterbuch hinterlassen, das als „Der Stowasser“ Legende ist.

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