Bauhof: Müssen die Mitarbeiter wieder frieren?

27.4.2016, 16:13 Uhr
Bauhof: Müssen die Mitarbeiter wieder frieren?

© Carola Scherbel

Im Oktober 2014, also vor eineinhalb Jahren, hat der Rother Stadtrat ein neues Energiekonzept – sprich Heizung – für den Bauhof beschlossen, weil einer der beiden Ölheizungskessel da schon längere Zeit nicht mehr richtig funktionierte. Kurz danach fiel jedoch einigen Mandatsträgern auf, dass die beschlossene Erdgasheizung nicht von Nachhaltigkeit und nachwachsenden, sondern von fossilen Energien getragen ist.

Also wurden sowohl der Beschluss als auch das Energiekonzept auf den Prüfstand gestellt, eine neue Lösung gesucht und der Beschluss „ergänzt“.

Im Juni 2015 entschied man sich dafür, die Bauhof-Gebäude (mit Büros, Werkstätten, Gewächshäusern und Lager) künftig mit einer Luft-Wasser-Wärmepumpe zu beheizen und für Spitzenlasten zusätzlich mit einem Gaskessel zu heizen.

Mit dem Einbau hätte es dann eigentlich losgehen können, aber vor wenigen Wochen informierten das Bauamt und das begleitende Ingenieurbüro Ebert den Bauausschuss, dass für diese Wärmepumpe der Einbau einer neuen Trafostation unerlässlich sei. Ansonsten sei die Stromleistung nicht zu stemmen. Kosten: rund 170 000 Euro zusätzlich.

Sechs Varianten

Also fing man in der jüngsten Stadtratssitzung wieder von vorn an: Prof. Dr. Markus Brautsch von der Technischen Hochschule Amberg-Weiden, der soeben mit der Stadt ein Energie-Netzwerk für solche Fragen und Projekte ins Leben gerufen hatte, präsentierte dem Gremium eine Untersuchung mehrerer Heizungsvarianten. Sechs Stück waren es – inklusive der eigentlich nicht mehr infrage kommenden Ölheizung, aber ohne die bereits beschlossene Wärmepumpe mit Trafo-Push-up.

Eine Wärmepumpenlösung hatte Prof. Brautsch gleichwohl im Gepäck, allerdings ohne zusätzlichen Trafoneubau, dafür aber mit dem Hinweis, dass diese Luft-Wasser-Wärmepumpe („leider“) aufgrund der Voraussetzungen in den Bauhofhallen eine hohe Temperatur benötige und deshalb eigentlich nur „eine bessere Stromheizung“ sei.

Die Heizölvariante fanden auch die Stadträte nicht diskutabel und lehnten sie einstimmig ab. Zuvor aber diskutierte man noch hitzig, warum es plötzlich wieder so viele Möglichkeiten gebe: eine reine Gasheizung oder Holzpellets oder Blockheizkraftwerk oder die Luft-Wasser-Wärmepumpe, jeweils mit Gaskessel für die Spitzenlast. Und die werden je nach Priorität unterschiedlich bewertet: weniger CO2-Ausstoß, aber höhere Investitionskosten (etwa die Pelletsheizung), niedrigere Investitions-, aber höhere laufende Ausgaben (Wärmepumpe), nicht abwägbare Kosten für Gas und/oder Strom, andererseits sogar Einnahmen (BHKW) und schließlich die Skepsis gegenüber einer Pelletsheizung, die in der Grundschule Gartenstraße „kein steter Quell der Freude ist“ (Bürgermeister Edelhäußer).

Darüber könne man auf die Schnelle nicht entscheiden, kritisierten nach der Informationsfülle einige Ratsleute und wollten die Sache erneut vertagen, obwohl sowohl Bürgermeister als auch Bauamtsleiterin Lydia Kartmann für einen baldigen Beschluss warben, damit die Bauhof-Mitarbeiter nicht noch einen Winter frieren oder sich am Elektro-Ofen wärmen müssen.

"Wir machen uns lächerlich"

„Es geht nur um eine Heizung. Wir machen uns langsam lächerlich vor den Bürgern“, schimpfte denn auch Dr. Manfred Weiß (CSU) in die Runde, aber selbst nach viertelstündiger Beratungszeit in den Fraktionen wollten nicht alle ihr Votum abgeben. Der Antrag auf Vertagung scheiterte jedoch knapp, also kamen alle sechs Varianten auf den Tisch.

Mit dem Ergebnis, dass die beiden Favoriten (Pelletsheizung für 299 000 Euro und 48 000 Euro Gesamtjahreskosten sowie Wärmepumpe für 274 000 Euro und 56 000 Euro Gesamtjahreskosten) jeweils ein 14:14-Patt erzielten: CSU, Walburga Kumar (FDP), Siegfried Schwab (Wählergemeinschaft) und Karl Schnitzlein (Freie Wähler) votierten für die Heizmethode mit gepresstem Holz, SPD, Grüne, die restlichen Freien Wähler und Robert Gattenlöhner (Frankenpartei) plädierten weiterhin für eine Wärmepumpe. Damit sind aber beide Methoden abgelehnt, für alle anderen hatte es eh nur vereinzelte Zustimmung gegeben.

Jetzt startet die Diskussion erneut, weil auch die Idee für eine Heizung mit (heimischen) Hackschnitzeln sowohl Martin Biller (CSU) als auch Peter Ulrich (SPD) nachdrücklich ins Spiel brachten. Die Bauamtsvertreter wandten zwar ein, dass dafür der Platz fehle (Hackschnitzel benötigen doppelt so viel Lagerraum wie die gepressten Pellets, der sei im sowieso beengten Bauhofgebäude jedoch nicht vorhanden), aber auch diese Variante mit Erweiterungsmöglichkeiten für den Bauhof-Keller soll jetzt geprüft werden.

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