Beim Thalmässinger Music Adventure ging der Punk ab

29.10.2017, 15:43 Uhr
Beim Thalmässinger Music Adventure ging der Punk ab
Beim Thalmässinger Music Adventure ging der Punk ab

© Fotos: Tobias Tschapka

THALMÄSSING - "Let’s welcome the Bleeding Hearts!", begrüßten die Moderatoren der ersten Runde, Julius Hauke und Markus Hemmeter, die Festivalfans und das Rock-Quartett aus England. Mit angekündigter "Anti-Brexit-Musik" oder einfach tanzbarem Punk-Folk-Rock wärmte die Band die Halle vor. Inmitten der sich mehr und mehr füllenden Location entpuppte sich zunächst der fünfjährige Sohn Georg des Bassisten, der begeistert tanzte und fotografierte, als größter Fan. Auf die Frage nach seinem Papa musste er schon bald auf ein eben aufgenommenes Foto zeigen, denn langsam füllten sich die vorderen Reihen und versperrten dem Kleinen die Sicht.

"Bleeding Hearts" lieferten kraftvollen Rock inklusive Ramones-Shirt und fliegenden Haaren und schlugen thematische Bögen von einer Bekannten aus Glasgow bis hin zu Donald Trump. Georges Star-Papa ließ bei "Almost Anything" zusätzlich seinem Theater- und Magiedrang freien Lauf und bewies, dass das Quartett eine gute Wahl für die Eröffnungsparty war.

Der im Anschluss auf der Hauptbühne folgende Gast war ein ganz anderes Kaliber. Der "Boarische Bou", auch als BBou bekannt, lieferte eine mitreißende Hip-Hop und Reggae-Show, in der es sich so ziemlich um alles drehte – vom Zipfelklatscher bis hin zum Weltfrieden. Einmal sprach er auch über Afghanen, wobei dabei nicht ganz klar wurde, ob er dabei Flüchtlinge oder was zum "Kiffen" meinte. Irgendwie hätte beides zu ihm gepasst. Wie auch immer, den Leuten gefiel die Show, die außerdem noch von einem weiteren Rapper verstärkt wurde, mit dem sich der "Boarische Bou" wilde Hip-Hop-Battles lieferte.

Mit großem Tam-Tam und mächtigem Blitzlichtgewitter betrat kurz nach Mitternacht der Hauptact der Music-Adventure-Nacht die Bühne: DJ Antoine. Breit grinsend und mit Sonnenbrille auf der Nase ließ er sich erst einmal minutenlang feiern, während sich seine Beats aus den mächtigen Boxen warmliefen und die ganze Halle in ekstatisches Zucken verfallen ließen. Einige Mädels im Publikum kletterten auf die Schultern ihrer Freunde, um angesichts der vielen Hände, die sich in die Luft streckten, zumindest hin und wieder einen Blick auf den exzentrischen DJ aus der Schweiz zu erhaschen.

Wo sind die Hände?

Der tat dann seinen Fans den Gefallen und kletterte auf sein Pult, so dass ihn alle gut sehen konnten – jedenfalls wenn dies die gleißend helle Lichtshow und die hin und wieder überraschend auftauchenden Feuerbälle vorübergehend zuließen. "Thalmässing, wo sind Eure Händeeeee!" rief DJ Antoine wieder und wieder, und eigentlich auch nichts anderes, denn immer wieder drehte es sich in seinen Ansprache um sein Verlangen nach Händen: "Klapp your hands!", "Move your hands!", "Hands up!", und so weiter, und das, obwohl die meiste Zeit die Hände des Publikums doch schon oben waren. Diese wurden jedenfalls nicht müde, dem ebenfalls nimmermüden DJ seinen Wunsch zu erfüllen, auch als dieser brüllte: "Ihr seid zu leise" bekam er eine befriedigende Antwort.

Nachdem sich DJ Antoine mit seinem wohl bekanntesten Hip "Welcome to St. Tropez" mit einem melodischen Tanz-Ohrwurm verabschiedet hatte, setzten die "Ostblockschlampen" dem Feiervolk in den folgenden anderthalb Stunden im Zehn-Sekunden-Takt neue Beats in die Ohren. Der Star des Abends, DJ Antoine, schrieb derweil noch großzügig Autogramme an der Bar.

Gegenüber mixte sich das Elektro-Duo, das sich auch "Eastblock Bitches" nennt, teils quer durch alle Genres – aber ausnahmslos im schnellen Tanzpuls. Ihre Show war, wie alle Auftritte des Abends, begleitet von einer fulminanten 3D-Lichtshow, die neben hervorragenden Musikern dem Festival eine besondere künstlerische Güte verlieh. Mit 1600 Besuchern am Freitagabend wurden die Mühen der Veranstalter und Künstler belohnt.

Der zweite Abend des Thalmässinger Indoor-Festivals wartete traditionell mit elektronischer Musik auf. Drei DJs heizten dem Publikum ein. Mit Barkley eröffnete ein Nachwuchs-DJ den Abend. Zwar noch jung, aber meisterhaft in Sachen Housemusic unterwegs, arbeitete er sich durch ein breites Repertoire an Dance-Stücken und Beats.

Ohne Schuhe auf der Bühne

Der Haupt-DJ des Abends Mashup-Germany enterte gegen 23.30 Uhr die Turntables – ohne Schuhe, um die Bass-Vibrationen der Bühne ungefiltert zu spüren. Über fünf Millionen Gäste hat er in den vergangenen sechs Jahren bei über 600 Auftritten live begeistert. Dabei hatte er zwischen London, Moskau, Rio de Janeiro und Tel Aviv vor genau einem Jahr auch das erste Mal in der Lesch-Halle Halt gemacht.

"Genreübergreifende Musikinnovation" nannte sich das Programm, das er mit einem turbulenten Mix aus Ohrwürmern, Elektrosound und den Moderationen eines Profis für zwei Stunden in bester Marnier umsetzte. Wie bei "Put your hands up in the air", fein gemixt mit Lemon Tree von Fools Garden, mobilisierte er effektiv hunderte Hände.

In seinem fünften Bühnenjahr bewies DJ Kyco auch an den Thalmässinger Plattentellern, dass er verdientermaßen namhafte Locations und den offiziellen YouTube-Kanal "Digster Pop" des Labels Universal Music bespielt. Mit dabei: auch an diesem Abend 1600 Gäste, was der 16. Auflage des Festivals "zweimal ausverkauft" einbrachte.

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