Ben Granfelt wird mit Sami Osala zum Magneten

2.4.2017, 17:48 Uhr
Ben Granfelt wird mit Sami Osala zum Magneten

© Hans von Draminski

Sami Osala hat einen bekannten Chef mit familiären Wurzeln in Deutschland: Samu Haber. Und weil Sami die meiste Zeit des Jahres bei der überaus beliebten Popband "Sunrise Avenue" trommelt, füllte sich die "Galaxy Bar Lounge" beim Konzert von Ben Granfelt bis zum allerletzten Stehplatz – Frauenanteil gefühlt 90 Prozent.

Falls es für Granfelt frustierend war, dass die erste Reihe an diesem Abend nur Augen für Sami Osala hatte, so ließ er es sich zumindest nicht anmerken. Granfelt gehört in die mittlerweile ziemlich lange Reihe intelligenter Bluesrocker aus Skandinavien, die dem britischen White Blues eigene Ideen und Entwürfe entgegen setzen.

Was der flinkfingerige Gitarrist und raspelraustimmige Sänger Granfelt sowie sein virtuoser Stammbassist John Viherva auf die Loungebühne stemmen, wäre auch ohne Osalas turbogeladenes Schlagzeugspiel ein Fall für die Kategorie "Abgehmusik mit Tanzgarantie". Hier wird hemmungslos Gas gegeben, weil auf einsamen Straßen im Norden kaum noch einer kontrolliert, wie schnell Du unterwegs bist. Und im Blues wird das Tempolimit sowieso nur vom Stand der Spieltechnik auf dem jeweiligen Instrument bestimmt.

Repräsentative Auswahl

Ben Granfelt hat 13 Alben am Start, deren Material für fünf Konzerte ausreichen würde. In Roth beschränkt er sich auf eine repräsentative Auswahl, in der starke Melodien auf hartnäckig treibende Grooves treffen. Dazu erzählt Granfelt die Geschichten, die alle Blueser zu erzählen wissen — von untreuen Frauen, mieser Bezahlung und einem Leben, das manchmal ziemlich hässlich sein kann.

Auf der Fahrt durch Deutschland ist bei Ben Granfelt noch ein weiteres Motiv dazu gekommen, der Stau. "Wir sind ewig unterwegs gewesen, ich werde einen Song über den Stau auf deutschen Autobahnen schreiben", kündigt der Sänger an. Vielleicht kommt auch noch eine Ballade über Groupies dazu, die mit Bildern des sich unbeeindruckt und stoisch gebenden Schlagwerkers die Speicherkarten ihrer Handys füllen, als wäre "Sunrise Avenue" in Komplettbesetzung in der "Galaxy Bar Lounge" zu Gast.

Sami Osala trommelt gleichwohl so, wie es von einem Bluesdrummer zu erwarten ist: wohldosiert druckvoll, mit leicht flexiblem Metrum, um die emotionale Kraft der Musik nicht durch all zu starre Beats zu ersticken. Und er denkt nicht daran, sich als Star zu inszenieren, sondern bleibt ein gelassener "Primus inter Pares". Etwas anderes würde zum Blues dieser Band auch gar nicht passen.

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