Betagter ,Königstiger’

OBERRÖDEL - Rund zwei Tonnen wiegen die dicken Baumstämme, die von den betagten Zugmaschinen zur Unterhaltung der Zuschauer durch den aufgeweichten Ackerboden gezogen werden. Bald hat sich der «Eicher Königstiger« festgefahren. Am besten schneidet der kleine «Eicher 656« mit 56 PS ab. Aber auch er scheitert schließlich. Zum fünften Mal veranstalten die Bulldogfreunde Tiefenbach-Oberrödel-Unterrödel ihr Oldtimertreffen, organisiert von Hermann Schöll und Günther Betz und deren Helfern.

Rund 200 Teilnehmer haben trotz strömenden Regens ihre meist nicht überdachten Fahrzeuge aus den benachbarten Ortschaften, aber auch aus Ellingen, Neumarkt, Spalt, Wendelstein, Burggriesbach und anderen Orten nach Oberrödel gesteuert. Über 600 Gäste sind gekommen, darunter Kreisrätin Christine Rodarius, Landrat Herbert Eckstein und etliche Bürgermeister. Hans Heinloth hat seine Felder und Wiesen zur Verfügung gestellt.

Pünktlich zur Präsentation hört der Regen endlich auf. Landrat Eckstein freut sich in seinen Begrüßungsworten, dass man hier noch deutsche Wertarbeit vor sich habe, der man ihr Alter durchaus ansehen dürfe.

Heute seien nur noch wenige deutsche Hersteller von Schleppern übrig geblieben. «Wenn wir alles ins Ausland weggeben, haben wir keine Zukunft mehr«, stellt er fest. Und: «Wenn es nicht Leute gäbe, die «dieses alte Zeug« erhalten würden, wüssten wir nicht mehr, wie es früher war.«

Dann tritt Schöll ans Mikrofon und kommentiert frisch von der Leber weg mit humorvollen Worten die vorbeifahrenden Oldtimer. Zunächst surren allerdings ein Porsche und ein Alpha Romeo vorüber, zwei Mini-Nachbauten, von Kindern gesteuert. Danach aber sind die echten an der Reihe.

Tuckernd, stampfend und manchmal qualmend lassen sie teilweise fast schon vergessene Namen der Bulldoggeschichte wieder aufleben: Hanomag, MAN, Güldner, Holder, Hatz, Bautz, Deutz, Fendt, Fahr, Lanz, Schlüter, Porsche und Allgaier führen sie als Firmenzeichen.

«Etz wird’s rußig«, warnt Schöll. Mit einer mächtigen Rauchfahne tuckert ein ebenso mächtiger «Lanz« heran. Adam Süß aus Ellingen ist der stolze Besitzer dieses Bulldogs in Tropenausführung, Baujahr 1951.

Der Einzylinder-Zweitaktmotor leistet bei 10,3 Liter Hubraum 55 PS. Zum Anwerfen muss der vorne angebrachte Glühkopf mit einer Lötlampe auf 600 Grad Celsius aufgeheizt und dann mit dem Schwungrad per Hand auf Touren gebracht werden.

«So ein Klang, da möcht’ ma doch den ganzen Tag ackern!«, schwärmt Schöll über die vier «Schlüter«, die mit rundem und sattem Motorengeräusch vorbeiziehen. Auf dem Beifahrersitz eines Hanomag R12 sitzt ein besonderer Fahrgast: Landrat Eckstein. Sein Fahrer ist der 2.Bürgermeister der Stadt Hilpoltstein, Gerhard Schwing.

Wohl eines der ältesten Gefährte ist ein Lanz 3506, der bei 4,7 Liter Hubraum 20 PS leistet. Sein Besitzer hat dieses im Jahr 1941 gebaute Fahrzeug liebevoll gepflegt. Er stammt aus Stirn und hat sinnigerweise den Namen Michael Lanz.

«Bis nächst’s Johr, ganz klar!«, ruft Schöll den Fahrern zu, denn das nächste Oldtimertreffen ist schon in Planung.