Bluestage in Roth präsentieren scharfen Musik-Mix

26.3.2017, 15:24 Uhr
Die Tedeschi Trucks Band begeisterte das Publikum auf den Rother Bluestagen am Samstagabend.

© Hans von Draminski Die Tedeschi Trucks Band begeisterte das Publikum auf den Rother Bluestagen am Samstagabend.

Als Derek Trucks Anfang 2014 ebenso wie Warren Haynes die legendären Allman Brothers verließ, bedeutete dies das Ende jener Gruppe, der Trucks seit 1999 seinen Stempel aufgeprägt hatte. Längst zählt der 1979 geborene Saitenkünstler zur Gitarren-"Hall of Fame" und auch die Tedeschi Trucks Band, die er 2010 mit seiner Ehefrau Susan Tedeschi (Jahrgang 1970) gründete, lebt nicht zuletzt von Trucks’ unverwechselbarem Gitarrenton, den der Virtuose auf einer Gibson SG Standard 1962 hörbar macht.

Auch der Keyboarder und Flötist Kofi Burbridge bevorzugt den prägnanten Blubbersound der klassischen Rock- und Jazzorgel Hammond. Wer daraus allerdings ableitet, dass die mehrfach preisgekrönte Tedeschi Trucks Band eine rückwärts gewandte Nostalgie-Combo sein will, unterschätzt das Querdenker-Potenzial dieser Formation: Hier herrscht ein nachgerade postmoderner Ansatz der zielsicheren und intelligenten Stilklitterung.

Erdige Bluesnummern verwandeln sich in aberwitzig abgedrehte Freejazz-Improvisationen, die ätherischen Beatles der psychedelischen Phase bitten gemeinsam mit bassverliebten Schwermetallern zum bluesrockigen Gipfeltreffen und das "Great American Songbook" ist in Wirklichkeit ein verknitterter Zettel, auf den mit kundiger Hand ein paar Rootsblues-Versatzstücke gekritzelt wurden.

In Gospel-Seligkeit

Zusammengehalten wird der scharfe American-Music-Eintopf von Susan Tedeschis ausdrucksvoller Altstimme, Derek Trucks immer ein wenig an alte „Allman“-Zeiten erinnerndes Gitarrenspiel — und eine Band, die als fast hermetische musikalische Einheit funktioniert und vor Kraft und Klugheit nur so strotzt. Wenn man eine Bläsersektion hat, bei der manche Skaband vor Neid erblassen würde, und dazu über einen Backgroundchor aus auffallend stimmstarken Sängerinnen und Sängern verfügt, kann man sich auch Ausflüge in ganz andere Musik-Sphären erlauben, ohne dass es peinlich wird.

So schwelgt Susan Tedeschi mit ihrem Chor lustvoll in melodisch einschmeichelnder Gospel-Seligkeit, während Derek Trucks hochenergetische Soli in den Saal donnert, als sei der Bluesrock gerade erst erfunden worden. Einsamer Höhepunkt ist allerdings die über eine Viertelstunde dauernde „Battle“ der beiden Schlagzeuger Tyler Greenwell und J. J. Johnson, die sich im Abfeuern unegaler Rhythmen jenseits der Routine zu übertreffen versuchen und den Begeisterungspegel steil nach oben treiben.

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