Burgfest in Hilpoltstein: Ludwig Bengl hört auf

1.8.2017, 17:52 Uhr
Burgfest in Hilpoltstein: Ludwig Bengl hört auf

© Archiv-Foto: privat

Wie oft er‘s schon gehört hat? Ludwig "Luigi" Bengl (63) winkt lächelnd ab. Ein lautstark von Kinderstimmchen verkündetes "Sie kommen, sie kommen!" – das habe sich freilich in den Gehörgängen eingenistet. Nach all den Jahren. Dazu das kollektive "Hoch, hoch!". Und auch: "Ein Reiter, ein Reiter!", hätte sich trefflich brüllen lassen...

Doch ganz entgegen sonstiger Lehrergepflogenheit hat Ludwig Bengl seine Schülerschaft beim Hilpoltsteiner Burgfestspiel nie zum Leisesein ermahnt. Denn hier galt ja die Devise: Je lauter, desto besser. "Das hat den Kindern immer gefallen", weiß Bengl sicher.

Natürlich weiß er‘s sicher. Schließlich hat Ludwig Bengl — im richtigen Leben ist er seit vier Jahrzehnten Lehrer an der Hilpoltsteiner Mittelschule — diese lustig lärmenden Schülerchen mehr als 20 Jahre lang der Pfalzgräfin Dorothea Maria entgegengeführt. Mit Vergnügen.

Voraussetzung dafür: Tennis und Fußball. In jenen sportlichen Disziplinen habe er seinerzeit nämlich auch noch als Trainer etliche Hilpoltsteiner Steppkes unterwiesen. Damals, in den 1990ern. Grund genug für Dieter Popp vom Burgfestausschuss, dem Herzblut-Pädagogen Ludwig Bengl das Amt des Festspiel-Lehrers zuzutrauen. Bengl gab sein "Okay!" und hatte ab da 15 Buben im Grundschulalter unter seinen Burgfest-Fittichen.

"Für mich nichts Aufregendes, ich war‘s ja von Berufs wegen und durch den Sport gewohnt", meint Bengl, der die Sprösslinge fortan hinter der Blaskapelle Röttenbach auf den Marktplatz zu führen hatte, wo man gemeinsam aufs Kommen der Dorothea Maria samt Entourage harrte. In der Tat sei das manchmal dem sprichwörtlichen "Flöhe hüten" gleichgekommen, sagt er schmunzelnd.

Mittlerweile ist das Grüppchen von ausschließlich männlichen Grundschülern zu einer gemischten Gruppe von etwa 25 Kindern angewachsen. Bengl kennt beziehungsweise kannte sie alle. Denn: "Den Draht zur Grundschule hab‘ ich dauergepflegt – vor allem über die Sportfeste".

Im Pferdemist festgesteckt

Aufregend sei es bei Hilpoltsteins Historienspiel im Lauf der Zeit dann übrigens doch ab und an geworden – selbst für Bengl, den doppelten Pädagogen. Nicht nur, weil die Kids mit ihren Sandalen bisweilen im Pferdemist feststeckten, wie er grinsend verrät. Bengl schaut vor allem auf ein Burgfest unter sengender Sonne zurück, als ihm in der Hitze "doch glatt ein Mädchen umgekippt" war.

Bei einer anderen Auflage sei "ein richtig starkes Gewitter" auf die Gewandeten niedergegangen, sodass man umgehend den Weg ins Festzelt suchte. Dort wären dann seitens der Kleinen "viele Tränen vergossen" worden in Ermangelung schützender Elternarme. Beide Male hätte er "einfach nicht die Nerven verloren", erklärt Bengl sein "Problemlöseverhalten" pragmatisch.

In erster Linie seien es jedoch "viele schöne Bilder", die dem sportlichen Mittelschullehrer aus seiner Burgspiellehrer-Zeit noch im Gedächtnis haften: "Die Kinder waren immer so aufgeregt und haben sich so gefreut", freut er sich selbst. Trotzdem ist die Phase von Kniebundhose, Filzwams und Deckelmütze für ihn nun vorbei. "Es war schön, aber jetzt ist‘s gut", unterstreicht Ludwig Bengl resolut.

Immerhin habe er ja adäquaten Ersatz gefunden: Bengls Sportsfreund David Matheisl (33) ist Lehrer an der Hilpoltsteiner Realschule und stammt eigentlich aus Regensburg. Doch durch seine Hilpoltsteiner Frau sei er bereits "vollkommen in die Burgfest-Familie involviert", beteuert Ludwig Bengl, "der macht das also gerne".

Wie es mit Wehmut wäre? Bengl muss nicht lange überlegen. "Keine Zeit dafür", ist er gewiss. Denn wenn am 6. August erstmals ein anderer die Hilpoltsteiner Kinderschar beim Festspiel hütet, wird Bengl etwas tun, was er seit über 20 Jahren zu Burgfestzeiten nicht getan hat: "Ich verabschiede mich in den Urlaub..."

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