Charismatischer JJ Grey begeistert Rother Publikum

26.3.2015, 15:24 Uhr
JJ Grey begeisterte das Publikum in der Rother Kulturfabrik.

© Hans von Draminski JJ Grey begeisterte das Publikum in der Rother Kulturfabrik.

John Grey Higginbotham ist locker drauf. Und er hat es nicht nötig, sich in den Vordergrund zu spielen. So mutet er seiner „Ein-Mann-Vorband“ Marc Broussard, einem hoch begabten Sänger und Songschreiber mit gigantischer Soulstimme, nicht nur den jederzeit undankbaren Anheizer-Job zu – er borgt ihm auch seine Band „Mofro“ – Art Edmaiston (Saxofon), Dennis Marion (Trompete), Anthony Farrell (Keyboard), Todd Smallie (Bass) und Andrew Trube (Gitarre) –  damit die Temperatur im Kufa-Saal schneller auf ein bluesrocktaugliches Niveau steigt. Marc Broussard lässt es nach einem eher müden Balladen-Einstieg dann auch brav krachen, tritt aufs Gas und sorgt für eine Dosis Party-Hormone im Blut der Bluestage-Gäste. Für die letzten paar Minuten in Broussards Set steigt Bandboss JJ Grey selber als zweiter Sänger ein und zeigt dabei Fingerspitzengefühl und Geschmack.

Dass die Amerikaner JJ Grey inzwischen fast ebenso hoch schätzen wie seinen längst in Star-Sphären entschwebten Gitarristenkollegen Joe Bonamassa, kommt nicht von ungefähr: Hier halten sich Saitenkunst auf Virtuosen-Level und intensiver Gesang mit nie ganz überdeckter Bluesgrundierung die annähernde Idealwaage. Außerdem versteht es JJ Grey, seine Kräfte über den Abend klug zu verteilen und bis zu den Zugaben Bühnenenergie bis zum Abwinken zu verströmen.

Stimmung wie bei einer nächtlichen Jamsession

Hinzu kommt, dass dieser eingeschworenen Gruppe das Musizieren sichtlichen Spaß macht, dass jene gelöste, unverkrampfte Stimmung herrscht, die man sonst eher nächtlichen Jamsessions zuordnet. Niemand muss hier sich oder anderen etwas beweisen, der Fun-Faktor steht immer im Vordergrund.

Und obwohl JJ Grey und Mofro schwerpunktmäßig auf – stets ungemein melodische und daher im Ohr bleibende – Abgeh-Songs setzen, beherrscht der Frontmann auch die ganz leisen, subtilen Töne. So erzählt er etwa, warum er Deutschland im Allgemeinen und Bayern im Besonderen so mag: Nicht nur des guten Bieres halber, sondern auch, weil es hier Plätze gibt, die einen gestressten Menschen zur Ruhe kommen lassen. Weil sie lauschig sind und intim, weil sie Seelenbalsam und Zuflucht verkörpern. Solche Orte des Zu-sich-Kommens hat JJ Grey auch daheim in den Staaten gefunden. Einen von ihnen besingt er „unplugged“, ohne Verstärkung für die Gitarre, sogar ohne Gesangsmikrofon. Ein ausgebuffter Clubmusik-Profi, der ganz genau weiß, wie man Gänsehautmomente beschwören kann.

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