Das Kornhaus lebt wieder auf

22.7.2014, 17:54 Uhr
Das Kornhaus lebt wieder auf

© Leykamm

Nachdem der erste Bauabschnitt beendet ist, wird am Freitag, 25. Juli, 10 Uhr, Einweihung gefeiert. Festredner ist Bayerns Innenminister Joachim Herrmann.

Danach laufen die Arbeiten am zweiten Bauabschnitt — der Installation der Erlebniswelt — auf Hochtouren. Die Erlebniswelt soll noch heuer eröffnet werden. Damit wird eine neue Epoche für das Kornhaus eingeläutet. Schon im Jahr 1457 hatten die Spalter den Eichstätter Fürstbischöfen, ihren damaligen Landesherren, eine monumentale Zehentscheune errichtet – als Dank für die Errettung aus Feindesnot im Markgrafenkrieg.

Erste bauliche Veränderungen erfolgten 1790, als im Erdgeschossbereich das Fachwerk aus Gründen der Statik durch Sandstein ersetzt wurde, wie Manuela Grünzinger vom Hilpoltsteiner Architekturbüro Greiner erläutert. Der Schwemmsand als Untergrund und der Zahn der Zeit hatten zu sehr am Holz genagt.

Die nächste größere Zäsur gab es 1862, als die Stadt Spalt neue Besitzerin wurde. Die Fenster wurden vergrößert und die Wände so geschlämmt, dass das Fachwerk weiterhin sichtbar blieb. Im Innern erstrahlte nun alles in einem kräftigen, leicht bläulichen Grün. Im Nordosten wurde eine Treppe (heute für interne Zwecke) und in der Mitte ein Aufzug eingebaut (dort ist heute ein Treppenaufgang). Es begann die Zeit des Gebäudes als Hopfenlager und -signierhalle, die von 1897 bis 1984 dauerte.

Dann begannen auch im Stadtrat die Diskussionen um die Nutzung des siebengeschossigen Hauses mit stattlichen 20 Metern Höhe. Ein erstes Konzept lag 1996 auf dem Tisch. Es dauerte noch weitere zehn Jahre, bis es ernst damit wurde. Dabei galt es die Planungen fortwährend anzupassen und Entwicklungen wie die Mehrwertsteuererhöhung und die Währungsumstellung, aber auch die geänderten Vorgaben in Sachen Denkmalpflege und Brandschutz zu berücksichtigen.

Für Mammutprojekt entschieden

2008 dann begann die Umsetzungsphase mit einem Schock: Es wurden Risse in der Nordfassade festgestellt, und der Einsturz des Nordgiebels drohte. Nun galt es, sich zu entscheiden: Teure Notsicherung ohne Nutzen oder das Mammutprojekt in Angriff nehmen? Man entschied sich für Letzteres. Mit der Prämisse, keine baulichen Eingriffe in dem 36 mal 13 Meter großen Hauptgebäude vorzunehmen und dessen Charakter und Flair zu erhalten.

Zunächst wurde das undichte Dach saniert, dann die Farbfassungen gereinigt. Dabei gab es so manche Entdeckung, wie etwa eine Wandmalerei, die einen Soldaten aus der Zeit der napoleonischen Kriege zeigt. Oder den Charme der alten, noch mundgeblasenen Fenster. Eine Fußboden- sowie eine teilweise Wandbeheizung hielten Einzug, und das Erdgeschoss erhielt einen neuen Estrich, der sowohl dem Gebäudecharakter wie auch der späteren Nutzung gerecht wird.

Eine lange Diskussion gab es um den jetzigen würfelförmigen Anbau im Süden, der neben der Technik ein Treppenhaus, einen Aufzug und vier Toiletten beherbergt. Letztere hätten viele lieber im Gebäude untergebracht gesehen, was aber denkmalpflegerisch und architektonisch äußerst bedenklich gewesen wäre, wie Grünzinger betont. Und außerdem Zuschüsse gekostet hätte, wie Bürgermeister Udo Weingart ergänzt.

Mit dem Anbau habe man eine moderne Antwort auf das historische Haus geben und keinen Konkurrenzbau entstehen lassen wollen, befinden beide. Die Linit-Verglasung, die zum Zuge kam, hält die Räume hell, wahrt die Diskretion gegenüber den Nachbargrundstücken, vermeidet eine zu starke Aufheizung und erübrigt eine Stahlkonstruktion, zählt Grünzinger die Vorteile auf.

Insgesamt schlagen für den ersten Bauabschnitt Bruttokosten von 3,9 Millionen Euro zu Buche. 1,5 Millionen Euro fließen an Zuschüssen von der Städtebauförderung, 800 000 Euro steuert das Landesamt für Denkmalpflege bei – genauso hoch ist auch der (damit sehr niedrige) Eigenanteil der Stadt. Der Landkreis ist mit 400 000 Euro dabei, die Bayerische Landesstiftung mit 200 000. Einer Erbschaft verdankt man eine weitere Finanzspritze über 207 000 Euro.

Die Instandsetzung erfolgte zur rechten Zeit. Denn es warten große Jubiläumsjahre, in denen das Kornhaus bestens in Szene gesetzt werden kann: Erst 500 Jahre Reinheitsgebot, dann ein halbes Jahrtausend Reformation.

Nun aber gilt es erst einmal im August die Aufträge für den zweiten Bauabschnitt zu vergeben. Sind diese Arbeiten erledigt, erwartet den Besucher im Erdgeschoss des Kornhauses eine Tourist-Info, eine Lounge, ein Bereich für die Degustation sowie einen für Tagungen und Hochzeiten. In den zwei Obergeschossen werden die Themen Hopfen, Bier, Spalt als Stadt sowie als Anbaugebiet in Szene gesetzt und medial inszeniert. „Wir wollen Geschichte durch Geschichten erzählen,“ betont Sabrina Müller, jetzige Kornhausprojekt- und künftige Betriebsleiterin. Platz dafür ist auf den dann 1200 genutzten Quadratmetern reichlich vorhanden.

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