«Das Kreuz ist etwas, das uns aufrichtet»

28.7.2007, 00:00 Uhr
«Das Kreuz ist etwas, das uns aufrichtet»

© Unterburger

Das alte Vortragekreuz aus der Mäbenberger Kirche stammt aus dem Jahre 1678. Da es schon 329 Jahre alt und ins «Rentenalter» gekommen ist, waren die Heckels auf die Idee gekommen, von der in Georgensgmünd lebenden Künstlerin Verena Reimann, die schon den Brunnen vor der Mäbenberger Kirche geschaffen hat, ein neues Vortragekreuz anfertigen zu lassen. So geschah es auch und beim Mäbenberger Dorffest weihte Pfarrer Rudolf Schenker-Primus nun das sakrale Kunstwerk.

Irene Heckel, Kulturreferentin der Gemeinde Georgensgmünd, erläuterte, warum ihr Mann Günter und sie das Vortragekreuz gestiftet haben. «So wie sich die beiden Balken eines Kreuzes in der Mitte treffen, so kamen eines Tages zwei Gedanken zusammen», berichtete Heckel. «Der erste Gedanke war: Unser schönes altes Vortragekreuz aus der Mäbenberger Kirche ist in einem Alter, in dem man es eher in einem Museum als im kirchlichen Alltag vermuten würde.»

Es habe ihr jedes Mal weh getan, so Irene Heckel weiter, wenn das bemalte Kreuz Schnee und Regen, Kälte und Hitze ausgesetzt war. «Immerhin hat das schöne Stück schon 329 Jahre auf dem Buckel, und man sollte es möglichst schonend behandeln, damit auch die nachfolgenden Generationen von Mäbenbergern noch lange ihre Freude daran haben.»

Der zweite Gedanke, der die Heckels bewog, ein neues Vortragekreuz zu stiften, sei der gewesen: «Wir freuen uns jeden Tag darüber, wie gut es uns geht in unserer Gemeinde, in der Kirchengemeinde und überhaupt in der Gemeinschaft, die uns umgibt». Die kleine Mäbenberger Kirchengemeinde funktioniere, weil viele zusammenarbeiteten, sich einbrächten mit dem, was sie können und was sie auch gerne und meistens ehrenamtlich tun.

«Das beginnt bei unserem Pfarrer und seiner Familie, die sich wirklich um die Menschen kümmern», so Irene Heckel weiter. «Es geht weiter mit den Mitmenschen, die zwischendurch Gottesdienste halten, die sie musikalisch als Posaunenchor, Kirchenchor oder Organist begleiten.» Und dann gebe es Männer und Frauen, die Mesnerdienste übernehmen und sich der Kirchenpflege annehmen. Ebenfalls ehrenamtlich.

«So entstand die Idee, beide Gedanken zusammenzubringen und ein neues Kreuz zu stiften, das von nun an bei Beerdigungen vorangetragen werden soll», so Irene Heckel.

Die Umsetzung dieser Idee dauerte fast eineinhalb Jahre. Angefangen mit einer ersten Anfrage beim Kirchenvorstand, über Gespräche mit der Künstlerin Verena Reimann, die zunächst verschiedene Entwürfe anfertigte, ehe die endgültige Version «stand» bis jetzt, zur offiziellen Weihe. Heckel dankte allen, die ihren Teil zum Gelingen des Projekts beigetragen haben: dem Kirchenvorstand, Pfarrer Rudolf Schenker-Primus, der Bildhauerin Verena Reimann, der alt eingesessenen Schwabacher Goldschlägerei, von der das Blattgold stammt, und ihrem Mann Günter, «der so freudig die erste Idee aufgenommen hat, sofort zustimmte und entschied: Das mit dem Kreuz machen wir!» Irene Heckel abschließend: «Unser Wunsch ist es, dass dieses Kreuz seinen Platz neben dem alten finden möge, und vielleicht schafft es dann auch 300 Jahre als Vortragekreuz der Mäbenberger Kirche.»

Die Künstlerin Verena Reimann ging auf die Symbolik des Kreuzes ein. Für sie sei das Kreuz etwas Umfassendes und Vielschichtiges. «Es ist nicht nur ein Zeichen des Todes, sondern ein Zeichen der Liebe Gottes zu den Menschen.»

Die Senkrechte des Kreuzes symbolisiere die Verbindung zwischen Himmel und Erde, die Verbindung zum Göttlichen. Das Horizontale versinnbildliche das, «was uns in die Welt stellt.» Der Mensch, so Verena Reimann weiter, sei aufgerufen, sich in das Kreuz hineinzudenken und zu fühlen. «Das Kreuz ist etwas, das uns aufrichtet», meinte sie. «Das Ausbreiten der Arme des toten Christus bedeutet, Anteil zu nehmen am Leid der Menschen, die Welt zu umarmen.»

Ein weiterer Bestandteil des neuen Vortragekreuzes sei ein Kreis, der an die Dornenkrone Christi erinnere. «Der Kreis umschwingt das Kreuz, ist das Sonnen- und Auferstehungsmotiv», erläuterte die Künstlerin. Und der Kreis symbolisiere «die absolute Vollkommenheit.»

Mit der Weihe durch Pfarrer Rudolf Schenker-Primus ging das Kreuz in den Besitz der Kirchengemeinde Rittersbach-Mäbenberg über.