Den Schalk im Frack

23.10.2006, 00:00 Uhr

der Name steht für witzige Interpretation von Volksliedern, für die authentische Wiedergabe von Stücken der legendären Comedian Harmonists, für schauspielerisch untermauerte Wiedergaben von Schlagern und Pop-Songs, bei denen auch die «Luftgitarre“ nicht zu kurz kommt, für die Interpretation von Rap und für schauspielerische, komödiantische Einlagen, bei denen das Zwerchfell der Zuhörer gespannt wird: eine geniale Mischung aus Klamauk und Gesang auf höchstem Niveau vorgetragen.

Bei den stimmlichen Qualitäten der fünf Vollblutsänger merkt man deutlich, welch hervorragende Arbeit ihr früherer Chorleiter Karl-Friedrich Behringer geleistet hat; eine Arbeit, die bei Wolfgang Hofbauer, Bernd Lang, Peter Eckart, Franz Rudolf und Thomas Fillep auf fruchtbaren Boden gefallen ist.

Bei den schauspielerischen und komödiantischen Einlagen spürt man, dass diesen fünf Männern der Schalk im Nacken sitzt und sie aus dem Lausbubenalter der Internatsschüler nie herausgekommen sind - immer zu einem Spaß aufgelegt, andere zu veräppeln gehört zum Alltag. Genau so witzig und frisch war der gesamte Vortrag des Ensembles. Das Publikum wurde mitgerissen von diesem rasanten und mit Spielfreude gepfefferten Vortrag.

Mit der Neuen Bühne im Auhof haben die Veranstalter einen Spielort aufgetan, der sich wunderbar in das Gesamtkonzept der KultTour einfügt. Ein Saal, der die ideale Größe für Veranstaltungen dieser Art aufweist, und der sich durch seine warme Atmosphäre auszeichnet. Besonders schön war es, dass die Bewohner des Auhofs nicht nur als Konzertbesucher anwesend waren, sondern in die Veranstaltung eingebunden waren und den Pausenverkauf übernahmen.

Die fünf Herren im schwarzen Frack bewiesen aufs Neue, dass sie mit Sicherheit zu den Besten in ihrem Genre zählen. Erneut erwiesen sie sich als wahre Stimmakrobaten und Kehlkopf-Artisten. Es war ihnen anzumerken, dass sie bis in die Haarspitzen motiviert waren und von Spielfreude und Spielwitz überschäumten.

Klasse statt Masse

Es fing alles ganz harmlos mit der Interpretation von Volksliedern an, bei der einige der bekanntesten Vertreter wie «Ännchen von Tharau“ oder «In einem kühlen Grunde“ zu Gehör kamen. Bei ihrem Ausflug nach Italien mit «La Montanara“ bewiesen die Sänger eindrucksvoll, dass nicht Masse, sondern Klasse für hervorragenden Chorgesang verantwortlich sind.

Die Intonation war hervorragend und Liedgestaltung und Sprachverständlichkeit sind mit Bestnoten zu bewerten. Die Interpretation dieser alten Volkslieder war frisch und interessant «anders“ und hatte mit oft gehörten «abgedroschenen“ Darbietungen nichts gemein. Nach diesem Einstieg begaben sich die fünf in ihre absolute Domäne, der Darbietung von Schlagern, wobei dieses Wort von Conferencier Thomas Fillep nicht den Nagel auf den Kopf traf, da die Programmauswahl weitaus vielschichtiger war. Der Bogen reichte hier von Stücken der Comedian Harmonists wie «Veronika der Lenz ist da“ über Swingnummern wie «Chatanooga Choo Choo“, Stücke aus der Zeit des Rock ’n’ Roll wie «Lollipop“, witzige und eigenwillig inszenierte Interpretationen von deutschen Schlagern wie «Marmor, Stein und Eisen bricht“ bis hin zu eigenen Stücken und Rap-Songs wie «Räbb dodaal“. Alles interpretiert in der Art, die diesem Ensemble zu eigen ist - witzig, frech, erfrischend und von höchster gesanglicher Kultur.

Mit Harmonia Vocalis hat die KultTour in Hilpoltstein ein «Schnäppchen“ an Land gezogen, das höchste Sangeskultur in einem neuen, witzigen Gewand präsentierte. Einstufung: A-Note - hervorragend, B-Note - brillant. HARALD BERTHEL