Der Aufhof soll ein "echter" Stadtteil werden

5.5.2018, 06:23 Uhr
Der Aufhof soll ein

© Auhof

"Inverse Inklusion" heißt die Formel, die am Auhof umgesetzt werden soll. Das bedeutet: Im Stadtteil Auhof wird es nach wie vor die Behinderten-Einrichtung geben, daneben aber auch Wohnungen für Nichtbehinderte. Der Vorteil einer solchen Vorgehensweise: Die Behinderten im Auhof behalten ihre gewohnte Infrastruktur und müssen nicht zwingend nach außen, stattdessen kommen Menschen ohne Behinderung in den Auhof, in dem dann auch Veranstaltungen der unterschiedlichsten Art stattfinden könnten. Damit, so Ammon, wäre das angestrebte Ziel erreicht: "Der Auhof soll als Teil des Gemeinwesens wahrgenommen werden."

Was aber im Umkehrschluss nicht heiße, dass die Auhöfer gar nicht nach draußen gingen. Ganz im Gegenteil: Rund 200 der 400 behinderten Menschen leben vorsätzlich in Außenwohngruppen. Im Zuge dessen seien erst vor Kurzem weitere Wohngruppen entstanden.

Ammon hat auch schon konkrete Vorstellungen, wie es im Auhof weitergehen soll. So würden drei Gebäude aus den 1970er Jahren abgerissen und an anderer Stelle auf dem weitläufigen Gelände durch Neubauten ersetzt. Von diesen sollten vor allem jene Bewohner profitieren, die am stärksten eingeschränkt seien.

Bedarf hat sich geändert

Der Bedarf habe sich geändert, so Ammon – die damaligen Kinder und Jugendlichen seien heute Erwachsene und Senioren. Dennoch müssten sich Frauen und Männer mitunter noch eine Dusche teilen, erläuterte Andreas Ammon. Intimsphäre sehe zweifelsohne anders aus.

Die Krux an dieser Geschichte, die Ammon wieder auf den Boden der (politischen) Tatsachen zurückholte: Für die drei geplanten Häuser gab es keine Zustimmung. Würden diese aber quasi als Ersatzbauten an derselben Stelle gebaut werden wie die aus wirtschaftlichen Gründen abzureißenden, wäre dies wohl möglich gewesen.

Der Aufhof soll ein

© Harry Rödel

Für Ammon sind solche bürokratischen Hürden "sehr ernüchternd" – vor allem, wenn man berücksichtigt, dass von der Antragstellung bis zur Fertigstellung eines Gebäudes um die sieben Jahre ins Land gehen können.

Und nicht allein diese Stolpersteine liegen auf dem Weg. Für ein kleines normales Wohnhaus müssten soziale Einrichtungen bis zu einer Million Euro hinblättern, echauffierte sich Ammon.

Ein weiteres Loch, das sich am Auhof auftue, sei die demografische Entwicklung. "Wir haben viele Probleme mit Menschen, die relativ schnell immobil werden", erklärte Ammon im Stadtrat. Immobil bedeutet: deutlich mehr Pflegeaufwand.

Mehr Pflege bedeute freilich auch mehr Personal – doch genau dieses sei mittlerweile rar gesät. Fachkräfte wären kaum noch zu bekommen.

Viele Herausforderungen

Alles in allem stünde der Auhof vor zahlreichen Herausforderungen, wie zum Beispiel geringen Fördersummen – verbunden mit der Finanzierbarkeit und Wirtschaftlichkeit eines Projektes. Das alles "macht uns zu schaffen", seufzte Einrichtungsleiter Andreas Ammon, der trotzdem optimistisch in die Zukunft blickt. Nicht zuletzt, weil "die Hilpoltsteiner gegenüber Behinderten sehr aufgeschlossen sind".

Mit öffentlichen Veranstaltungen am Auhof sei schon ein Schritt Richtung Inklusion getan, sagte Ammon und fragte sich laut: "Vielleicht sollten wir den Saal öfters öffnen".

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