Destruktives Blatt

3.2.2016, 17:44 Uhr
Destruktives Blatt

© F.: car

Die stolze Tradition der Faschingszeitung für die Stadt Spalt und ihr Kolonialgebiet, oder anders gesagt für die Ländereien Spanien und Portugal diesseits und jenseits des Tajo, der Fränkischen Rezat, begann 1950 und wurde nach 1956 für zehn Jahre unterbrochen, nachdem der Hauptverantwortliche wegen eines Beitrages in der Ausgabe 1955 mit einem Strafprozess konfrontiert worden war.

Um die Faschingszeitung 1956 dennoch zu ermöglichen, hat der damalige Bürgermeister Heinrich Ruderer persönlich die Verantwortung übernommen. Auch der Wiederbegründer (1967) und langjährige „Chefredakteur“ Dr. Willi Ulsamer wurde nach der Ausgabe 1971 in juristische Auseinandersetzungen verwickelt.

Nun also liegt die Jubiläumsausgabe dieses „investigativen, informativen, besserwisserischen, denunzierenden und destruktiven Intelligenzblattes“ vor. Natürlich geht es im Aufmacherbeitrag um die Stadthalle, die sich bald in Schutt und Asche auflösen soll.

Erinnert wird deshalb an die eigentliche Zweckbestimmung ebenso wie an vielen unvergesslichen Abende des feierfreudigen Narrenvolks und an die Erlebnisse der „geländekundigen“ Gardemädchen bei ihren Auftritten.

Und wie heißt es im Blatt an anderer Stelle so schön: „Bald jeder Spalter Verein hat an Säulen und Wänden Spuren von Verschönerungsmaßnahmen hinterlassen, doch geblieben sind nur Nägel, Haken, herumhängende Kabel und Kulissen.“

Nachlesen kann man im Jubiläums-Razetboten auch, dass demnächst im Innenstadtbereich Lügenglocken aufgehängt werden. Jeder, der sich belogen, betrogen oder verleumdet fühlt, könne diese Glocken betätigen. Für eventuell andauernde Lärmbelästigungen will der Stadtrat jedoch keine Verantwortung übernehmen. Auf zehn Seiten berichtet das „Närrische Amtsblatt“ insgesamt über Kurioses und zahlreiche Begebenheiten, die im Jahreslauf für ein Schmunzeln sorgten und noch sorgen.

Auf der letzten Seite sind die Sponsoren aufgelistet. Und wer diese Adressen genau durchliest, wird auch in diesem Jahr wieder ein Spaßinserat entdecken. Der „Razet-Bote“ kostet 1,99 Euro und ist in Großweingarten (Metzgerei Gruber) sowie in zahlreichen Spalter Geschäften zu erstehen. Die Auflage beträgt wie immer 1500 Exemplare.

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