Dialekt noch aktuell

6.3.2010, 00:00 Uhr
Dialekt noch aktuell

© Unterburger

In der Abschlussveranstaltung, die im vollbesetzten Feuerwehrhaus Mäbenberg stattfand, nahm Kreisheimatpfleger- Nord Manfred Horndasch auf unterhaltsame Weise den Mäbenberger Dialekt unter die Lupe, wie er vor mehr als 700 Jahre schon von Konrad von Megenberg überliefert ist und wie er noch vor wenigen Jahrzehnten im Dorf und der näheren Umgebung gesprochen wurde. Horndasch ging auch auf uralte Flurnamen ein und deutete sie. Wegen des großen Interesses hatte man kurzerhand eine weitere Veranstaltung dieser Art anberaumt.

Sprachliche Erinnerungen

Irene Heckel und Manfred Horndasch erinnerten an Konrad von Megenberg, der 1350 in seinem «Buch von den natürlichen Dingen», der ersten Naturkunde in deutscher Sprache, über «. . . daz däutsch von Megenberch» geschrieben hatte. Horndasch stellte fest, dass viele Ausdrücke, die bereits Konrad von Megenberg erwähnte, bis heute erhalten sind.

«Diese sprachlichen Erinnerungen sollen aufgezeichnet und so für die Nachwelt erhalten werden», wünschten sich die beiden «Dialektforscher» Irene Heckel und Manfred Horndasch. Als Beispiele für bestimmte Wörter des Konrad von Megenberg nannte Manfred Horndasch die Wörter «Geisen» (Ziegen), «Geschmeiß» (Ungeziefer), «Hetscher» (Schluckauf), «Holler» (Holunder), «Kren» (Meerrettich), «klieben» (spalten), «Mucken, Muckenglas, Muckenschwamm» (Mücken), «Pfiffer» (Pilze), «Schauer» (Hagel, Regenschauer) und «Wehtag» (Krankheit).

Im Folgenden stellte der Kreisheimatpfleger eine Fülle von Dialekt-Begriffen vor und versuchte  etymologisch und sprachwissenschaftlich ihre Bedeutung zu erklären. Die Palette der Begriffe reichte von «Heisln» (spielen, Heislershupfen), «reiteln» (zusammenschnüren, zusammenziehen), «reiteln» (sieben), «reitern» («durch die reiter schlagen» = durch ein grobes Sieb laufen lassen) und «Reitern» (grobes Sieb, ursprünglich siebartiges Geflecht) bis hin zu «Schadd, Schatt» (Kuchen, runde Backform, auch Tiegel) und «Zwanter» (zu zweit).

Ferner stellte Manfred Horndasch uralte Flurnamen vor, deren Bedeutung vielerorts unbekannt ist. So bedeute das Wort «Runzel» nicht nur «Falten», sondern sei auch eine Bezeichnung für «Rinnsal». Der «Ungerbühl», althochdeutsch auch «unc» genannt, weise auf das Wort «Unk» (Schlange, Natter, sonniger Platz) hin, während der «Leitenberg» vom Wort «Leite» beziehungsweise «Leiste» komme und «Seite» bedeute. Das «Kappental», oder die «Kappe» weise auf «etwas kappen» hin und bedeute so viel wie «von oben kürzen», ein «Urläss» sei ein «Auslass» oder «Erlass». Ein «Detscherler» sei «ein kleiner Schlag».

Lebhaft diskutierten die Zuhörer mit, als es um alte Wörter ging, die man früher speziell in «Mamberch» (Mäbenberg) gesprochen hat. Als Beispiele nannte man unter anderem «maledder» (mein Lebtag lang), «Sterzn» (Deckel), «scharwerken» (taglöhnern), «Badder» (Perle), «Holeiner» (Echo), «Rindskanobbl» (Schimpfwort für Kamel), «jemanden durchheckeln» (jemanden tadeln), «Doggn» (Puppe), «Fleier» (Wäsche), «Des is a Ouberli» (Das ist ein aufgeweckter Bursche), «Kalubbn» (alte Hütte, alte Burg), «pichen» (kleben, pappen), «hetschn» (hin- und herschaukeln) oder «Schälla» (eine Schale), um nur ein paar aufzuzählen.

Zum Abschluss trug Manfred Horndasch einen von ihm verfassten heiteren «Gartenzwerg-Dialog» in fränkischer Mundart vor, in dem sich drei Gartenzwerge darüber unterhalten, «warum ihnen unsere Paula abgehauen ist». Irene Heckel hatte hierzu drei «leibhaftige» Gartenzwerge mitgebracht.

Beendet wurde die vergnügliche Reise zu den Eigenheiten des fränkischen Dialekts durch das heitere Mundartgedicht «Oh Muttersprouch, o Mutterland» von Hans Mehl, das Irene Heckel vortrug. Natürlich durften auch nicht viele Anekdoten fehlen, die man sich beispielsweise über den Wendelsteiner Altbürgermeister Hans Seifert erzählt. Dessen unkonventioneller Gebrauch der Sprache sei legendär, so Manfred Horndasch, und sorge heute noch für Schmunzeln.

ROBERT UNTERBURGER