Die nächste „akute Notlage“ kommt bestimmt

22.9.2016, 16:47 Uhr
Die nächste „akute Notlage“ kommt bestimmt

© Foto: Hauser

Nach Einschätzung des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) spielten mehrere Gründe eine Rolle, warum Blutkonserven alarmierend knapp wurden. Georg Götz, Geschäftsführer des BRK-Blutspendedienstes (BSD) sprach vor wenigen Wochen sogar von einer „akuten Notlage“. Pressereferentin Stefanie Sklarzik sieht die Ursache in der „Verkettung unglücklicher Umstände“.

Für die Fußball-Europameisterschaft sei so mancher Spendenwillige sicher lieber vor dem Fernseher geblieben als zu einem Spendentermin zu gehen. Die Ferienzeit, in der viele verreisen und nicht zuletzt der heiße Spätsommer, der ebenfalls eher dazu animierte, ein schattiges Plätzchen als ein BRK-Zentrum aufzusuchen, hätten wohl ebenfalls zur äußerst angespannten Situation beigetragen.

Von einem generellen Spendermangel wollte sie nicht sprechen, sondern vielmehr von einem „saisonal bedingten“ Negativtrend. Mit ernsten Folgen. So mussten vielerorts sogar dringende Operationen auf die lange Bank geschoben werden — für Patienten eine schwierige, manchmal sogar lebensbedrohende Situation.

Immerhin: Der jüngste Blutspendeaufruf des Roten Kreuzes zeigt Wirkung. „Wir konnten den Engpass überwinden“, kann Stefanie Sklarzik Entwarnung geben. Beweis dafür: der jüngste Blutspendetermin, den das BRK auch in seinem Rother Zentrum am Westring anbot. Zeitweise gab es regelrechte Warteschlagen vor dem mit Liegen ausgestatteten Blutspende-Raum.

Was passiert hier? Vorausgesetzt, der potenzielle Spender oder die Spenderin ist zur Blutspende geeignet — dies wird von einem eigens geschulten Team gleich im Vorfeld der eigentlichen Spende festgestellt — werden im Anschluss 500 Milliliter Blut über eine Armvene entnommen.

Keine Belastung für den Körper

Das entspricht etwa acht bis zehn Prozent des gesamten Blutvolumens eines Menschen. Der Körper bildet dieses jedoch schnell nach; in der Regel kann bereits nach 56 Tagen erneut gespendet werden. Und: Größtmögliche Sauberkeit und Sterilität sind dabei das A und O, nach dem die BRK-Helfer vorgehen.

Für den Spender selbst — dafür kommen gesunde Männer und Frauen im Alter zwischen 18 und 72 Jahren infrage — ist das Blutdefizit kaum spürbar; es hat auch auf die Abwehrkräfte keinen Einfluss, wie immer wieder befürchtet wird.

Eine Stunde Zeit — so lange dauert die Spende normalerweise — und eben besagten halben Liter Blut kostet es, um anderen Menschen vielleicht sogar das Leben zu retten. Eine Idee, die beim jüngsten Rother Termin beispielsweise auch Thomas Wagner motiviert hat, sich zum ersten Mal für den guten Zweck stechen zu lassen.

Er habe von dem Blutkonservenmangel gelesen und wolle nun seinen Teil dazu beitragen, damit anderen Menschen, die auf eine Blutkonserve angewiesen sind, tatsächlich geholfen werden kann.

Auch für Steffen Frasiak ist das der Hauptgrund, warum er ebenfalls ins Rother BRK-Zentrum gekommen ist. Wenn auch bei weitem nicht zum ersten Mal. Seit Jahren gehört er zu den regelmäßigen Spendern, „je nachdem, wie ich es zeitlich mit der Arbeit schaffe“.

Sie werden von Leuten wie Hans Peintinger gut betreut. Er gehört seit Jahrzehnten zu den vielen ehrenamtlichen BRK-Helfern, die sich vielerorts um die Spender kümmern. Angefangen vom Empfang bis hin zur Nachsorge mit Kaffee und Snacks, die dazu beitragen, den nach der Spende eventuell „lahmenden“ Kreislauf wieder auf Trab zu bringen.

Hilfsbereiten Menschen wie ihnen ist es zu verdanken, dass jetzt wieder alle Patienten mit Blutkonserven zeitnah versorgt werden können. Aber das nächste Spendentief kommt bestimmt. Das wissen die BRK-Verantwortlichen nur zu gut. Und geben dennoch die Hoffnung nicht auf, dass die Situation — dank (neuer) Blutspenderinnen und -spender — vielleicht doch nicht wieder so ernst wie in diesem Jahr wird.

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