Ausstellung im Kornhaus

Spalatin: Spalt feiert im Luther-Jahr "ihren" Reformator

7.4.2017, 18:01 Uhr
Spalatin: Spalt feiert im Luther-Jahr

© Foto: Leykamm

Originaldokumente aus der damaligen Zeit sind das Jahr über im Museum HopfenBierGut zu sehen, darunter Briefe von Spalatin an Luther. Von denen gibt es eher wenige. Von Luther an seinen Helfer sind aber über 430 erhalten – denn dieser hatte sie alle fein säuberlich archiviert. Ein anderes Exponat widmet sich der Gnadenmadonna, die ohne Zutun Burkhardts niemals in die Emmeramskirche gewandert wäre.

Eine Zeittafel gibt Aufschluss, wie untrennbar die Wege Luthers und seines "Steuermanns der Reformation" (wie das Veranstaltungsjahr auch überschrieben ist) miteinander verwoben sind. Trotzdem aber wurde Spalatin lange Zeit in seiner Heimatstadt einfach weitgehend ignoriert. "Es gab ihn einfach nicht", räumte Bürgermeister Udo Weingart zur Ausstellungseröffnung ein. Das katholisch gebliebene Spalt habe sich verständlicher Weise schwer getan, den Steigbügelhalter des Protestantismus zu ehren, ließ der Rathauschef sinngemäß verlautbaren.

Doch im vergangenen Jahrhundert drehte sich das Blatt. 1964 wurden zwar keine Thesen an eine Kirchentür genagelt, aber das Geburtshaus Spalatins erhielt dank des Heimatvereins eine Gedenktafel, die fortan an ihn erinnerte. Und weil der Stadtrat beschloss, eine Straße nach Spalatin zu benennen, verankerte sich der Name auch bei den Verkehrsteilnehmern, die im Stadtbild die "Spalatinstraße" entdeckten.

2010 dann der große Sprung: Das Denkmal vor der Nikolauskirche wurde errichtet. Ein Wahrzeichen der Stadt, das nicht nur als beliebtes Fotomotiv dient, sondern auch "in den Köpfen etwas ausgelöst hat", ist Weingart überzeugt. Tritt hier doch Spalatin aus einem Mauerstück heraus und hinterlässt dort seine Silhouette, was eine neue Offenheit symbolisiere.

Zur Steigerung des Bekanntheits- und Identifikationsgrades trug seit dieser Zeit auch ein zugewanderter Spalter ganz erheblich bei: Der aus Neuendettelsau stammende Martin Burkert, ehemals Präsident des Leipziger Landgerichtes, verbringt seinen Ruhestand in Hagsbronn und fing als Pensionär Feuer für den "kleinen Mann aus Spalt".

Buch mit Regionalbischof

Burkert schrieb Textserien über ihn im Gemeindeblatt und machte ihn zum Protagonisten eines Jahresheftes. Gemeinsam mit dem ehemaligen Regionalbischof Karl-Heinz Röhlin verfasste er ein Buch über Spalatin, der sich dann auch noch in einem Heimatkrimi aus Burkerts Feder fand.

Die Bedeutung seines Fast-Namensvetters könne man gar nicht hoch genug einschätzen, denn mit Luther wäre es ohne Spalatin "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schon 1518 zu Ende gewesen," so Burkert auf der Vernissage. Der Thesenanschlag war da zwar schon erfolgt, aber so manches Hauptwerk noch nicht geschrieben. Der "kleine Spalter" habe den Reformator vor dem Scheiterhaufen in Rom bewahrt, erklärte der Jurist. Spalatin selbst habe wohl, so seine Einschätzung, als uneheliches Kind eines Dekans das Licht der Welt erblickt. Zumindest konnte er sich regelmäßiger finanzieller Zuwendungen erfreuen, die ihm die Priesterweihe ermöglichten.

Er avancierte zum engsten Vertrauten des sächsischen Kurfürst Friedrich des Weisen und vermittelte zwischen ihm und Luther, mit dem Spalatin eine enge Freundschaft verband, emsig hin und her. Beide lernten sich in Wittenberg kennen. Daher dürfe Spalatin zu Recht als "eine der herausragendsten Persönlichkeiten der Region gelten", betonte der stellvertretende Landrat und Vizepräsident der evangelischen Landessynode, Walter Schnell, in der Feierstunde.

Die Ausstellung ist bei freiem Eintritt noch bis zum Jahresende zu sehen, und zwar von Dienstag bis Sonntag, jeweils von 10 bis 17 Uhr. Es gibt ferner Stadtführungen, einen Vortrag zur Reformation "in Spalt und Franken" und einen Kurzfilmabend unter dem Motto "Typisch evangelisch? Typisch katholisch?"

Eine Woche lang feiern

Von Mittwoch, 21. Juni, bis Dienstag, 27. Juni, wartet eine ganze Festwoche auf zahlreiche Besucher. Unter anderem wird unter dem Motto "Glaube macht sich auf den Weg" zur Pilgerreise von Kammerstein nach Spalt eingeladen. Spalatin spielt natürlich auch beim Lutherabend zum Reformationsfest am Dienstag, 31. Oktober, eine große Rolle. Die Veranstaltungen sind in der Regel kostenfrei.

Vom theologischen Bestreben Spalatins, Luther bei der berühmten "Leipziger Disputation" aus der Schusslinie zu nehmen, zeigte sich zur Ausstellungseröffnung Spalts katholischer Stadtpfarrer Josef Mederer beeindruckt. Und der Heimatvereinsvorsitzende Hans Rosenbauer war erfreut, dass man im Jubeljahr "Spalatin einen Dienst erweist, den er verdient hat." Darüber hinaus gibt es zum Jubiläum einen "Spalatin Geist" zu erstehen und neben Hochprozentigem tragen auch süße Leckereien und sogar ein Kartenspiel den Namen des kleinen, großen Mannes.

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