Die Tempo-Fans wollen endlich wieder Gas geben

8.9.2017, 16:12 Uhr
Die Tempo-Fans wollen endlich wieder Gas geben

© Paul Götz

Der 58-jährige Scharnowell aus Nürnberg hat die Mannschaft zu Beginn der vergangenen Saison übernommen und mit ihr den dritten Aufstieg in Folge geschafft. Als Zweiter der Landesliga Nord hat sich die Spielgemeinschaft in der Relegation gegen Landshut durchgesetzt. Scharnowell ist mit Blick auf den Saisonstart optimistisch. "Wir haben realistische Chancen, die Klasse zu halten", sagt er.

Im wesentlichen kann Scharnowell bei der ersten Bayernliga-Saison auf jenen Kader setzen, der vor drei Jahren in der Bezirksliga seinen Siegeszug angetreten hat. "Das Team ist eingespielt, versteht sich blendend und pflegt Gemeinsamkeiten", hat Scharnowell in der ersten Saison als Übungsleiter in Schwabach erlebt. Als bedeutendste Stärke der Handballerinnen-Elite aus der Region Roth-Schwabach sieht er die Schnelligkeit. "Die Mannschaft liebt das Tempospiel", sagt er. "Gegenstoß und Abschluss ohne Zögern, das ist die DNS des Teams."

Defensive stärken

Dabei sieht sich Scharnowell vor allem als Organisator einer Taktik, die sich aus den Stärken seiner Spielerinnen ergibt. "Jede soll das machen, was sie am besten kann. Ich muss sie dann an der richtigen Stelle einsetzen", so der ehemalige Club-Handballer, der 1987 Bayerischer Meister war und seit fast 30 Jahren im Trainergeschäft bei Herren und Damen in der Region unterwegs ist. Stärken will er als Coach insbesondere das Defensivverhalten seiner Mannschaft, die sich über zwei vielversprechende Neuzugänge freuen darf.

Die 21-jährige Melanie Bludau aus Lichtenau wird als Linksaußen den Angriff verstärken. Die 20-jährige Elena Lubach kommt als Rückraumspielerin von einem Verein aus der Nähe Kassels. Sie studiert in Erlangen und hat sich die SG Schwabach-Roth für die Fortsetzung ihrer Laufbahn in Mittelfranken ausgesucht. Sie passen Scharnowells Überzeugung zufolge bestens ins Team. "Denn beider größte Stärke ist die Schnelligkeit."

Bus für den Stimmungs-Export

Für die erste Saison in der Bayernliga setzt "Fips" Scharnowell auch auf die Heimstärke der Spielgemeinschaft. Die Goldschlägerhalle im Norden Schwabachs bildet mittlerweile einen idealen Rahmen. Die Fans der erfolgreichsten SG-Damenmannschaft aller Zeiten verwandeln sie regelmäßig in einen Hexenkessel. "Das sorgt für zusätzliches Adrenalin und treibt das Team nach vorne", sagt Scharnowell.

Diese Atmosphäre soll künftig auch exportiert werden. Denn Abteilungsleiter Andreas Mari ist es gelungen, für die Fahrten zu den 13 Auswärtsspielen der kommenden Saison ein Busunternehmen zu verpflichten. "So können wir immer Anhänger mitnehmen und einige fahren sicher auch privat in eigenen Autos", sagt Scharnowell. Was Unterstützung in fremder Halle bewirken kann, das hat er beim Relegationsrückspiel in Landshut erlebt. "Als meine Mannschaft einlief, erhielt sie Standing Ovations, das war grandios für alle." Bereits zehn Minuten vor Schluss des Spiels stand der Aufstieg dann fest.

Dünner Kader könnte ein Problem werden

Freudig, ungeduldig und zuversichtlich warten die Spielerinnen der SG samt Trainer auf den ersten Anpfiff in der Bayernliga. Scharnowell fürchtet nur eines: Verletzungen. "Mit zwölf Spielerinnen ist unser Kader sehr dünn", sagt er. Ausfälle seien schwer auszugleichen. Zwei wichtige Spielerinnen der vergangenen Saison fehlen ohnehin. "Christina Dornisch wegen eines Auslandssemesters, Anna Schramm wegen eines Kreuzbandrisses." Scharnowell hofft, dass beide ab Januar wieder zur Verfügung stehen.

Eigentlicher Saisonstart ist schon am kommenden Sonntag. Dann tritt das Team bei einem Vierer-Turnier im Pokal des Bayerischen Handballverbands an. Doch eine konkurrenzfähige Mannschaft kann Wolfgang Scharnowell dafür nicht aufbieten. Zu viele der Leistungsträgerinnen stehen noch nicht zur Verfügung.

Standortbestimmung fällt aus

"Wir bekommen sicher ein Klatsche, doch das nehmen wir hin", ist der Trainer äußerst gelassen. Gegner im ersten Spiel der zweiten Runde des Molten-Cups ist die Ligakonkurrenz von der HG Zirndorf (13 Uhr). Der Sieger trifft um 15 Uhr entweder auf den SV Obertraubling (Landesliga) oder den 1. FC Nürnberg (ebenfalls Bayernliga).

Richtig ernst wird es eine Woche später. Die SG Schwabach-Roth muss zum Bayernliga-Auftakt im Schwäbischen Ottobeuren antreten. "Das ist ein heißes Pflaster", weiß Scharnowell, der als ehemaliger Trainer in Nürnberg und Erlangen gut vernetzt ist im bayerischen Amateurhandball. "Aber wir werden alles geben und einen großen Kampf liefern", kündigt er für den Start an. "Ein Sieg wäre der Knaller."

Mit dem Rad zum Auswärtsspiel

Zirndorf, Mintraching Bayreuth, Würzburg und die Damen des Club sind einige der weiteren Gegner, auf die die SG Schwabach-Roth in der Bayernliga treffen wird. Besonders freut sich Scharnowell dabei auf das Duell mit dem 1. FC Nürnberg. "Denn ich bin ein Club-Gewächs." Mit sieben Jahren hat er beim 1. FCN mit Leichtathletik begonnen. Mit Neun ist er in die Handballabteilung gewechselt und ihr jahrzehntelang treu geblieben.

Aufgewachsen in Zerzabelshof, wohnt er noch heute nicht weit vom Valznerweiher. Wenn sein Team dort antritt, wird er ein ungewohntes Gefühl verspüren. "Dass ich mit dem Fahrrad zu einem Auswärtsspiel anreisen kann, das ist neu für mich."

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