Drei Fässer, zwei Königinnen und ein Kerwabaum

21.10.2018, 14:28 Uhr
Drei Fässer, zwei Königinnen und ein Kerwabaum

© Fotos: ley

Zu Beginn wanderten die Zeiger noch in die richtige Richtung. Während sich immer mehr Zuschauer entlang der Straßen und Gassen sammelten, schlängelten sich noch schnell einige Fahrzeuge hindurch, bevor die Feuerwehr sie sperrte. Ein Spalter Bierbus, ein Traktor mit Heuballen auf dem Hänger. Eine Gruppe Radler schaffte es nicht mehr. Es war ihr aber ein Leichtes, dem auf sie zusteuernden Festzug auszuweichen, der sich fast mit dem Gongschlag in Bewegung setzte.

Bereichert unter anderem durch eine illustre Damenriege aus Übersee: Vertreterinnen des Braugewerbes aus den USA, Kanada, Mexiko und Peru, die sich in der "Pink Boots Society" zusammengefunden haben. "Wir lieben Euren Hopfen", stand auf ihrem Transparent. Gemeint war natürlich der aus Spalt. Der Tross geriet während seines Weges durch die Altstadt immer wieder ins Stocken. Doch das hatte auch seinen Grund.

Denn Braumeister Uwe Schulz ließ es sich nicht nehmen, nach alter Sitte den Gastronomen und Vereinsvertretern eifrig Fässer mit Kirchweihbier auszuhändigen. So mancher schleppte es gleich mit bloßen Händen ins Ziel, andere bemühten ein Wägelchen.

Augenmaß bewies die Feuerwehr beim Liegendtransport des Kirchweihbaums, was nicht so ganz einfach war. Galt es doch eine immerhin 28 Meter lange Fichte nicht nur durch die Hauptstraße, sondern auch durch die schmalen Gassen in Spalt zu transportieren.

Am Festplatz angelangt, brachten sich die Vereine auf dem neuen Kornhausparkplatz in Stellung, während die Zuschauer sich auf dem Festgelände postierten. Mit Schwalben und Muskelkraft stellten die Rothelme nun den am gleichen Tag, um acht Uhr, gefällten Baum auf, wofür sie die respektable Zeit von 16 Minuten und 23 Sekunden benötigten.

Während der Aktion erklärte Schulz die Besonderheiten des diesjährigen Kirchweihbieres. Letztes Jahr habe man es bei ihm "mit dem Hopfen etwas übertrieben", so der Braumeister zu den vergangenen Craft-Beer-Ambitionen.

Dieses Jahr aber gäbe es wieder das klassische "Kerwabier": bernsteinfarben, süffig und zwischen elf und zwölf Prozent Stammwürze. Ein Mittelwert, der "weniger in der Steuerklasse und mehr im Geschmack" bringe.

Mit dem Genuss beweise man indes eine besondere Art der Heimatverbundenheit. Denn Spalt sei (als Brauereibesitzerin) "die einzige Stadt, die sich durch Biertrinken selbst subventionieren kann". Schulz verstand es trefflich, den Durst zu wecken, so dass von dem Hektoliter Freibier am Ende kein Schluck mehr übrig blieb.

Der Anstich erfolgte allerdings auf zeitlich rückwärts gewandte Weise. Der 3. Bürgermeister Anton Schmidpeter animierte den 2. Rathauschef Alfred Zottmann dazu, zwei der Fässer "heimlich" anstechen zu lassen, was synchron mit je einem Schlag gelang. Erst dann ließ Bürgermeister Udo Weingart das eigentlich erste Fass von Bierkönigin Elisa Meyer offiziell anstechen.

Sie ging auf Nummer sicher und donnerte den Zapfhahn mit den klassischen drei Schlägen ins Fass. Applaus dafür gab es unter anderem von ihrer hochadeligen Kollegin – Hopfenkönigin Katharina Zwengauer.

 

1 Kommentar