Echte Gänsehaut-Momente

9.8.2018, 16:40 Uhr
Echte Gänsehaut-Momente

© Fotos: shutterlax.com

Fast wäre alles schon vorbei gewesen, bevor diese WM überhaupt angefangen hat. Im zweiten Vorbereitungsspiel verletzte sich Peter Wittmann, brach sich den kleinen Finger. Er verpasste die weiteren Tests, das Training, die intensive Phase kurz vor dem größten Turnier des Jahres. "Wir haben den Finger getapet und geschient", sagt er. "Am letzten Tag vor dem Turnierstart konnte ich endlich wieder mittrainieren." Der Finger hielt. Und die Hoffnung auf den ersten WM-Einsatz lebte weiter. Als Deutschland dann im ersten Spiel gegen Südkorea antrat, war Peter Wittmann in der Startformation. "Das erste WM-Spiel war etwas ganz Besonderes", sagt der 27-Jährige, "beim Einlaufen die Hymne zu singen, das war ein Gänsehaut-Moment." Tatsächlich spielte der Erlanger fast durchgehend auf der Position im defensiven Mittelfeld. "Für mich ist es sehr gut gelaufen." Für Team Deutschland zunächst nicht immer.

Als Gruppenerster vor Südkorea und Frankreich gewann die Nationalmannschaft zwar das erste K.o.-Spiel, im Achtelfinale gegen Puerto Rico aber war Schluss. "Es war die einzige Niederlage im Turnier", sagt Wittmann, "gegen einen wie erwartet starken Gegner."

Während Deutschland fast ausschließlich Amateurspieler im Kader hat, kommen die Aktiven des Achtelfinal-Gegners "aus einem Profi-Kader oder vom College", sie machen Lacrosse also professionell. Dennoch war Deutschland nahe dran am Sieg.

Echte Gänsehaut-Momente

"Direkt nach dem Abpfiff war die Enttäuschung groß", sagt Wittmann. Er selbst hatte zuvor bereits zweimal bei Tryout-Camps versucht, Teil der Nationalmannschaft zu werden. Im dritten Anlauf hatte es geklappt. Mehr als ein Jahr hat der Hilpoltsteiner auf die WM hin trainiert, zusätzlich coacht er das Tribesmen-Team. Ziel bei der Weltmeisterschaft war, unter die besten acht Mannschaften zu kommen.

"Bei der WM geht es auch um die Qualifikation zu den World Games, bei denen die besten Mannschaften 2020 dem olympischen Komitee vorspielen werden." Nach der Niederlage im Achtelfinale aber war maximal noch Platz neun möglich. "Wir haben dennoch relativ schnell gemerkt, dass wir eine tolle Leistung gezeigt haben, es gab auch Lob von offizieller Seite", sagt Wittmann. Außerdem war schnell klar: Deutschland hat trotzdem noch die Chance, die World Games zu erreichen. "Das gab Kraft für die letzten Spiele."

Die Irokesen, Indianer aus dem Norden der USA, wurden Dritte. Weil dieses Volk Lacrosse erfunden hat, dürfen sie bei der WM teilnehmen, da jedoch ein olympisches Komitee fehlt, ist eine Qualifikation für die World Games nicht möglich. Also durfte auch der WM-Neunte auf diese vor-olympischen Spiele hoffen. Alle Positionen werden bei der Lacrosse-WM ausgespielt, Deutschland verlor keine Partie mehr und war dann tatsächlich Neunter. "Es war sensationell, eine einzigartige Erfahrung", sagt Peter Wittmann nach dem "riesengroßen Turnier".

Besonders überrascht daran hat ihn der Zusammenhalt im deutschen Team, das sich aus Grüppchen starker Lacrosse-Mannschaften und ein paar Einzelkämpfern wie dem Erlanger oder seinem Zimmerkollegen aus Karlsruhe zusammensetzte. "In Spielen gegen Profi-Teams haben wir unseren Nachteil durch mannschaftliche Geschlossenheit wettgemacht. Wir haben im Team sicher Freundschaften für die Zukunft geschlossen." Und Erfahrungen fürs Leben gesammelt.

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