Ein genüsslicher Ritt in der Luft durch die Bäume hindurch

16.5.2016, 16:28 Uhr
Ein genüsslicher Ritt in der Luft durch die Bäume hindurch

© Fotos: Jürgen Leykamm

Ein genüsslicher Ritt in der Luft durch die Bäume hindurch

© Fotos: Jürgen Leykamm

„Und los geht’s...“, sagt eine Mitarbeiterin, als sie einen Mutigen vom Startturm ins Bodenlose schiebt. Doch befürchten muss er nichts. Ein ausgeklügeltes Sicherheitssystem sorgt dafür, dass man in luftiger Höhe bleibt. In bequemer Sitzschlaufe geht es von Gurten gehalten quer durch den Wald Richtung Brombachsee.

50 Höhenmeter werden in dreieinhalb Minuten „fliegend“ überwunden. Um Schnelligkeit geht es nicht, die Fahrt soll Genuss sein. Eine eingebaute Fliehkraftbremse sorgt dafür, dass keiner halsbrecherische Geschwindigkeiten erreicht. Mit zehn bis 15 Kilometern pro Stunde gondeln die Besucher der „Fly Line“ ins Tal. Allzu gemütlich wird es aber nicht, dafür sorgen 75 Kurven. Sie sind „alternativlos“, denn die Route ist durch ein Trägerrohrsystem fixiert.

Dies erläuterte bei der Einweihung Angelina Emig, Juniorchefin des Abenteuerwaldes, den Vater Michael Emig vor zehn Jahren als Kletterparcours-Anlage in Enderndorf verwirklicht hat. „Das war für uns ein echter Glücksfall“, so Spalts Bürgermeister Udo Weingart bei der Eröffnung der „Fly Line“, bei der vier Kilometer Stahlseil verbaut wurden. Die Rohre haben eine Gesamtlänge von über einem halben Kilometer. Mit 560 Metern ist die Strecke genauso lang wie die 2012 eröffnete „Zip Line“, auch als Seeüberfahrt bekannt. Mit ihr kann man an einem Drahtseil mit 60 Kilometern pro Stunde quer über den Igelsbachsee rauschen.

Das neue Angebot bildet eine weitere Attraktion im Abenteuerwald. Mit den Erweiterungen wollen die Emigs auch die Konkurrenz auf Distanz halten. Denn vor zehn Jahren gab es in Bayern ganze drei Kletterparks, derzeit sind es 84. Mit dem jetzigen Angebotsdreiklang will man sich buchstäblich abheben. Mit der „Fly Line“ gelingt das, denn sie ist die einzige ihrer Art in Bayern und die größte in Deutschland, wo bislang eine in Saarbrücken an den Start ging (die aber nur halb so lang ist wie die in Enderndorf). Europaweit gibt es lediglich vier solcher „Fluglinien.“ Mit der in Enderndorf wollen die Emigs ihre Erfolgsgeschichte fortschreiben. Derzeit besuchen die kombinierte Einrichtung bei Enderndorf jährlich über 26 000 Besucher, also etwa zehn Prozent der Urlauber in Spalt.

Am Erfolg wird aber hart gearbeitet. Ein Jahr Planung hat die Emigs das Anbahnen der neuen Attraktion gekostet — und eine halbe Million Euro. Aufreibend gestaltete sich das Genehmigungsverfahren. Belange der Ökologie mussten berücksichtigt werden, die der Rechtler und mehr. Das verzögerte den Zeitplan und verteuerte das Projekt. An Ostern habe man eigentlich schon fertig sein wollen, die Genehmigungskosten allein liegen Emig zufolge bei über 50 000 Euro. Die Bauzeit war mit fünf Wochen überschaubar.

Von den Strapazen merkt der Nutzer der „Fly Line“ nichts, wenn er „frei wie ein Vogel“ durch die Bäume segelt. So das Empfinden von Stadtrat Martin Peitz. Auch die fünfjährige Tochter Sophia ist begeistert. „Jeder kann mitfliegen“, betonen Michael und Angelina Emig, „ob jung oder alt, leicht oder schwer.“ Gurtsysteme gibt es in drei Größen. Die körperliche Anstrengung sei minimal. Zumal ein Shuttle-Service die Gelandeten wieder zum Ausgangspunkt beziehungsweise Parkplatz zurückbringt.

Ein 45-köpfiges Team steht in Enderndorf bereit, damit alles reibungslos funktioniert. Weitere Mitarbeiter werden gesucht. Das Projekt mache Lust auf mehr, gemeinsame Überlegungen zu zukünftigen Kooperation werde es geben, wie Udo Weingart und Michael Emig bei der Eröffnung versichern.

Auch die Nachbarstadt zeigt sich inspiriert. In Roth könnte man ja eine solche „Fly Line“ über den Weinberg spannen, schlägt Vizebürgermeister Hans Raithel mit breitem Grinsen vor.

 

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