Ein Stück Stadtgeschichte wird nach Party abgerissen

13.1.2018, 15:30 Uhr
Ein Stück Stadtgeschichte wird nach Party abgerissen

© Archivfoto: Tobias Tschapka

Auch wenn die fast 100 Jahre alte Reithalle marode ist und dem modernen Brandschutz in keiner Weise mehr Genüge getan hat, wird ihr Abbruch nicht auf die Schnelle mit der Abrissbirne zu erledigen sein. Stefan Hofmann, Leiter des Rother Hochbauamtes, erläuterte vor dem Bauausschuss, dass die Arbeiten mindestens vier, eher sechs Wochen dauern und mit fast 500 000 Euro nicht ganz billig sind. Das habe einerseits mit Fledermäusen zu tun, "aber nicht nur".

Die Halle muss nämlich lagenweise abgebrochen werden, weil etliche Schadstoffe gefunden wurden: Teerkork, Asbest, polyzyklische Kohlenwasserstoffe oder künstliche Mineralfasern. Alle müssen fachgerecht entsorgt werden.

Dazu kommt, dass die Stadt die bisherige Treppe zur Halle abtragen und das Gelände einebnen will, für den späteren Zeltbau muss ein Unterbau mit einer wassergebundenen Decke errichtet werden, und ein Leerrohrsystem für Strom, Wasser und Abwasser für den Festzeltbetrieb soll gelegt werden.

Wahrscheinlich ist außerdem, dass in den Holzverkleidungen der Stadthalle Fledermäuse ihre Winterruhe halten. Also werden die Verkleidungen einzeln abgetragen und die Arbeiten von einem Biologen begleitet, berichtete Hofmann.

Das Gleiche gilt für die Bäume an der Halle: Besonders ein Baum eigne sich sehr gut als Fledermausquartier. Die Stadt hat zwar eine Ausnahmegenehmigung für das Fällen des Baums während der Winterruhe der Tiere beantragt, aber man wolle versuchen, diesen und einen weiteren unterhalb der bisherigen Terrasse zu erhalten. Sie bleiben also vorerst stehen. Andere Bäume seien jedoch nicht zu retten, musste Hofmann einräumen. Vier konnten auf den Friedhof Nord versetzt werden, zwei weitere müssen wegen des Abbruchs gefällt werden – "sie hätten sowieso keine Überlebenschance, wenn ihnen die Aufschüttung weggenommen würde". Die Bäume auf der Nordseite der Halle, so verriet Hofmann auf Nachfrage, bleiben stehen. "Alles was wir erhalten können, erhalten wir auch."

Die dann eingeebnete Fläche kann nach dem Abbruch der Stadthalle nicht gepflastert werden – laut Hofmann "schon wegen der Temperaturen im März nicht". Statt dessen soll eine wassergebundene Decke als Unterbau und Umfeld für das 30 mal 50 bis 40 mal 70 Meter große (dann quer zur jetzigen Halle stehende) Zelt dienen. Im Herbst könnten jedoch Teilbereiche eventuell gepflastert werden.

Die Kosten für den Hallenabbruch hat die Verwaltung mit 495 000 Euro berechnet, den Auftrag über 50 000 Euro für Planung und Leitung des komplexen Abbruchverfahrens mit Schadstoffuntersuchung hat der Bauausschuss an die Firma Genesis Umwelt Consult GmbH aus Schwabach vergeben.

Für Stadthallenliebhaber bietet sich eine letzte Gelegenheit zum Feiern vor dem Abbruch: Am Donnerstag, 1. Februar, wird in der Halle eine Abschiedsparty gefeiert.

Das ist auch die Chance auf ein Schnäppchen für Nostalgiker, denn bei der Gelegenheit kommen die letzten Einrichtungsgegenstände unter den Hammer.

Keine Kommentare