Eine plüschige Bande nährt den „Geist des Miteinanders“

19.7.2014, 09:41 Uhr
Eine plüschige Bande nährt den „Geist des Miteinanders“

© Petra Bittner

Elefanten können das: füreinander da sein, einander helfen. Stark sind sie, jeder für sich – und dennoch sozial, in der Gemeinschaft.

Plüschweich hat sich „Slonny“ auf den Arm von Sabine Heidler gekuschelt, um den Kindern von ihrer Verwandtschaft zu erzählen. Von den großen „Grauen“, die ein rosiges Miteinander pflegen.

Das macht Eindruck auf die kleinen „Bären“ des Awo-Hortes an der Nordring-Schule. Und es zeigt, dass der Kooperationsgedanke ein ganz wichtiger ist fürs Kollektiv. „Oder?“

Nachdenken genügt – schon hat einer ein belegendes Beispiel gefunden: „Wenn die Fußballer sich nicht geholfen hätten, wären wir nicht Weltmeister geworden!“

„Genau richtig“, lobt Sabine Heidler und macht sich mit den Kids auf die Suche. Nach all dem, was in der eigenen Gruppe das Miteinander stützt; nach dem, was es trennt. Der kindliche Blick solle sich öffnen für die Werte einer Gemeinschaft, so die Devise.

Hort-Leiterin Petra Weggenmann sieht’s mit Wohlwollen. Ihr Team und der Elternbeirat hätten sich bewusst für die Maßnahme entschieden, „weil wir auch schon Situationen erlebt haben, in denen wir mit unserem Latein am Ende waren“, gibt sie ehrlich zu.

Da sei „der Neue“ gewesen, der einfach keinen Platz in der kleinen Hort-Gesellschaft finden sollte. Da waren die Girlies, die „nur so zum Spaß“ ein anderes Mädchen an den Rand der Verzweiflung brachten. „Das wird ganz schnell zum Selbstläufer“, hat Petra Weggenmann kapiert. Vor solchem Hintergrund erwarte sie sich nun „eine Handhabung“ vom Präventionsprojekt. Das trägt den Titel „W-I-R“ (Werte-Integration-Resilienz) und wurde im Auftrag des Fränkischen Friedensbildungswerkes entwickelt, für das Sabine Heidler als zertifizierte Trainerin unterwegs ist.

Elementare Lernfelder

Denn sie weiß: „Soziales Miteinander, der Umgang mit Konflikten und die Förderung von Toleranz kommen im Schulalltag oft zu kurz“. Dabei wären genau diese Lernfelder elementar für Kinder, um „einen Zugang zu ihren Gefühlen, Grenzen, Stärken, Schwächen sowie Bedürfnissen“ zu finden und sich selbst als „ebenso wertvoll wie selbstwirksam“ zu erleben. Grundbedingungen, dass Mobbing überhaupt nicht erst entsteht. So lautet zumindest die Theorie.

Damit die nicht langweilt, flattert Arno Adler, ein Spezialist für persönliche Grenzen, herbei und Affe Lukas, ernannter „Gefühls-Experte“, gesellt sich dazu. Den Kids gefällt’s. Obschon die flauschigen „Fachtiere“ den Kleinen auch etwas abverlangen.

Vier Module sind’s, in denen die 46 Hortkinder gruppenweise von ihren Kuschelfreunden erfahren, wie wichtig es ist, Gefühle zu artikulieren; in denen sie lernen, welche Bedeutung es für ein funktionierendes Miteinander hat, eigene Grenzen zu setzen und die der Anderen zu achten; wo sie den Nutzen von verbindlichen Regeln eruieren und wo sie auch ihre physischen Kräfte miteinander messen.

So bereichernd Petra Weggenmann und ihre Kolleginnen das alles finden - „es bringt viel Arbeit mit sich“. Seit Sabine Heidler ihr Mobbing-Präventionstraining begonnen hat, lassen die Hort-Mitarbeiterinnen eine „Glückssonne“ scheinen, „Seelenvögel“ fliegen oder das „Tränenmobile“ baumeln.

Alles flankierende Maßnahmen, um einem „Geist des Miteinanders“ die Bahn zu bereiten. Heidlers „WIR-Projekt“ solle schließlich nicht als „nettes Event“ abgehakt werden, sondern nachhaltig Niederschlag im Hortalltag finden.

Damit das auch klappt, habe man zuallererst die Eltern für den Auftrag von Slonny, Arno sowie Lukas sensibilisiert – und allenthalben Zustimmung geerntet. Auch der Awo-Kreisverband schien von Anfang an überzeugt. Immerhin hat er das Projekt mit 600 Euro aus seinem Sozialfonds finanziert.

Eine Investition, die lohne, ist Petra Weggenmann sicher. Nein, mehr noch. Eine Investition, die sein müsse. Andernfalls käme es wohl so: „Wenn wir der Zwischenmenschlichkeit nicht den Raum geben, den sie braucht, dann müssen wir halt später zahlen“, meint sie plakativ – „nämlich für die Psychologen unserer Kinder...“.

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