Endspurt im Regen

24.8.2017, 15:44 Uhr
Endspurt im Regen

© Fotos: Jürgen Leykamm

Auf dem Hof von Hans Heckl im Spalter Ortsteil Mosbach macht sich Zufriedenheit breit. Vor zwei Monaten sah die Lage aber noch ganz anders aus. Der trockene April, der späte Frosteinbruch, zwei Folgemonate mit wenig Niederschlagstagen – das alles bedeutete für das "grüne Gold" nichts Gutes. Doch die Kletterpflanze legte dank gut verteilter Regenfälle im Juli und im August einen tollen Endspurt hin.

Wie ein erster Blick auf die Dolden und deren Innenleben verrät, passt nicht nur die Ertragsmenge, sondern auch die Qualität, wenngleich diese letztlich erst im Labor definitiv festgestellt werden kann. Aber es gibt ein paar Indizien, die verraten, wo die Reise hingeht. Passen die Ausdoldung, Form und Größe, leuchtet die Dolde grasgrün und versprüht sie würzigen Duft beim Reiben, sind das gute Zeichen. Der Rother Landwirtschaftszentrumschef Werner Wolf demonstriert es gerne. Als ihn dann noch aus dem Inneren der Frucht die Kügelchen mit dem Lupulin (das eigentlich Wertvolle des Hopfens) kerngesund entgegenblinken, ist er hocherfreut: "Perfekt! Da lacht einem das Herz!"

Ausfälle

Doch das kann dieser Tage auch ganz schön schmerzen. Etwa beim Blick in die Regionen Ellingen, Heideck oder Hersbruck. Dort sind die Mienen teils eher finster. Sturm und Hagel haben punktuell gleich hektarweise den Hopfen samt Masten buchstäblich zu Boden geworfen und für Ernteausfälle von bis zu 50 Prozent gesorgt.

Insgesamt ist die Lage aber positiv, was auch für die Entwicklung des gesamten Anbaugebiets zutrifft, das im Süden bis Kinding reicht. Es hat sich seit der vergangenen Ernte um vier Prozent auf 391 Hektar vergrößert – auf 122 davon steht die Premiumsorte Spalt-Spalter. Die Zahl der Pflanzer liegt seit Jahren stabil bei 55.

Glücklich darf sich der schätzen, der einen Hofnachfolger hat. Bei Hans (62 Jahre) und Stilla Heckl (59) ist dies der Fall. Sohn Sebastian steht mit seinen 27 Jahren schon in den Startschuhen. Er hat just in jener Zeit seine Prüfungen zum Landwirtschaftsmeister abgelegt, als in Mosbach die Flurbereinigung im Gange war. Durch sie war es möglich, von zehn Hektar Hopfen im Jahr 2010 auf heute 18 Hektar aufstocken. Bei der jetzigen Ernte, die drei Wochen lang großen Einsatz von jedem verlangt, packen nicht nur die drei mit an, sondern auch Sebastians Brüder Johannes (29, Informatiker) und Michael (25, Elektriker). Auch Teile des Urlaubs werden geopfert, um hier mit zu helfen.

Nach dem Ernten im Hopfengarten heißt es, die Dolden am Hof von Blättern und Reben (die dann in gehäckselter Form wieder in den Hopfengärten landen) zu befreien, zu trocknen, mittels Umluft zu homogenisieren und zu pressen. Vieles geht heutzutage maschinell, doch für die Pflanzerfamilie und ihre Helfer wie den polnischen Saisonarbeiter Marek bleibt noch mehr als genug zu tun.

Der Hopfenanbau am Heckl-Hof reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück. Seitdem man diese berühmte Premiumsorte aufgestockt hat, dominiert der Spalt-Spalter mit sechs Hektar, der Halltertauer Mittelfrüh bringt es auf fünf. Es gilt, auf einen guten Sortenmix zu setzen. Was den Klimawandel anbetrifft, ist etwa der Cascade eine echte Bank, den die Heckls auf 2,5 Hektar anbauen. Ein echter "Wüstenhopfen", so Friedrich Kolb, Vizechef des Spalter Hopfenpflanzerverbandes. Allerdings mangelt es an der Nachfrage.

Beliebter Flavour-Hopfen

Immer beliebter werden jedoch Flavour-Hopfen, die fürs Craft-Bier gebraucht werden, die Heckls setzen hier auf "Mandarina Bavaria" und "Hallertauer Blanc" (je ein halber Hektar). Es empfehlen sich aber auch die ertragreicheren Spätsorten wie "Opal" und "Saphir". Bei den Heckls passt der Mix: "Die Preise sind akzeptabel, die Nachfrage gut", es sei allerdings ohnehin das Gros der Erntemenge über Vorverkauf abgedeckt.

Warum die Preistendenz trotz nun zwei guter Jahre in Folge nicht nach unten zeigt, erklärt Frank Braun, Geschäftsführer der Hopfenverwertungsgenossenschaft: Es sind die stark gehopften Craft-Biere, die den Gesamtbedarf an Hopfen immer weiter erhöhen. Sie brauchen etwa das Zehnfache des grünen Goldes pro Liter als ein durchschnittliches Bier. Ein solches kommt ungefähr mit einem Gramm aus. Beim Spalter Pils sind es aber schon 2,5 Gramm. Deswegen Stilla Heckls These: "Das ursprüngliche Craft Bier kommt aus Spalt!"

Im kleinen Mosbach selbst wiederum sorgen drei Pflanzer auf fast 40 Hektar für eine florierende Hopfenwirtschaft. Nun heißt es: hoffen, dass zur Ernte das Wetter passt und dass die Witterung auch den späten Sorten noch hold ist.

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