Engagierter Einsatz für Boden- und andere Denkmäler

30.6.2016, 07:00 Uhr
Engagierter Einsatz für Boden- und andere Denkmäler

© Foto: privat

„Heimat- und Volkskunde“ ist ein Fach, das jeder Volksschullehrer in seiner Ausbildung belegen muss. Auch Eva Schultheiß. Sie kümmert sich für diesen „Schein“ um den Jura-Aufstieg im Landkreis Roth. Der Beginn ihrer Laufbahn als Heimatpflegerin?

Die heute 67-Jährige wird in Ellwangen in Baden-Württemberg geboren, wächst in Nürnberg auf, geht hier zur Schule und studiert hier auch. Über die katholische Jugendarbeit lernt sie ihren späteren Mann Georg kennen, der aus Selingstadt stammt. 1970 heiraten beide. Ein Jahr später zieht das junge Ehepaar von Nürnberg nach Hilpoltstein. Eva Schultheiß unterrichtet an der Grundschule der Burgstadt, ihr Mann an der Realschule. Und dann „sind wir eben hier hängengeblieben“.

Als 1976 die erste Tochter geboren wird, baut sich die junge Familie in Heideck ein Haus. Im Laufe der nächsten Jahre bekommen Eva und Georg Schultheiß insgesamt vier Kinder, die junge Lehrerin gibt ihren Beamtenstatus auf, kümmert sich fortan um die Familie und unterstützt ihren Mann bei seinem Hobby: der Heimatpflege. 1986 nämlich werden in Heideck zum Heimatfest die „Heimatkundlichen Sammlungen“ eröffnet.

Georg Schultheiß wird Vorsitzender des gleichnamigen Arbeitskreises, als solcher führt er unter anderem Gruppen durch die Ausstellung. Und wenn solche Führungen am Vormittag stattfinden und der junge Familienvater in der Realschule vor seiner Klasse steht, „dann hab halt ich die Gruppen geführt und die kleine Tochter notfalls mitgenommen“, erinnert sich Eva Schultheiß.

Leidenschaft mit ihrem Mann geteilt

Kreisheimatpfleger im südlichen Landkreis Roth ist zu diesem Zeitpunkt Ernst Wurdack, der Hilpoltsteiner Realschulleiter und damit der Chef von Georg Schultheiß ist. Der hat regelmäßig für seine Kollegen und deren Familien Ausflüge organisiert, bei denen auch die Familie Schultheiß mitwandert. Und als Wurdack 1999 sein Amt als Kreisheimatpfleger aufgibt, kann er dem Landkreis mit Georg Schultheiß auch gleich einen Nachfolger präsentieren. Dieses Amt, so Eva Schultheiß, „haben wir dann gemeinsam ausgefüllt“.

Als Georg Schultheiß vor sechs Jahren überraschend verstirbt, will seine Frau Eva dann eigentlich erst mal nur die bereits begonnenen gemeinsamen Projekte zu Ende führen. Das Buch über die Kriegerdenkmäler zum Beispiel ist fast druckreif und auch die nächsten „Heimatkundlichen Streifzüge durch den Landkreis Roth“ sind fast fertig.

Doch dann spricht Landrat Herbert Eckstein sie bei einem gemeinsamen (Denkmal-)Baustellentermin in Heideck am Bahnhof an und fragt, ob sie nicht auch ganz offiziell das Amt ihres verstorbenen Mannes übernehmen wolle, „und da hab ich eben ja gesagt“.

Seitdem hat Eva Schultheiß viel zu tun, schließlich ist das Ehrenamt fast ein Full-Time-Job. Alle zwei, drei Wochen zum Beispiel gibt es einen Termin mit dem Landesamt für Denkmalpflege und der Unteren Denkmalschutzbehörde des Landratsamtes. Dann reisen sie gemeinsam durch den Landkreis, besuchen Baustellen, auf denen ein Denkmal saniert wird, und beraten Interessenten, die ein denkmalgeschütztes Anwesen kaufen oder sanieren wollen.

Außerdem schlagen die Kreisheimatpfleger dem Bezirk Objekte für die Denkmalprämierung vor. Diese Projekte erscheinen dann alle gemeinsam in einem Buch, da braucht man Bilder, eine Beschreibung und eine Begründung, warum gerade dieses Vorhaben prämierungswürdig ist. Das ist alles in allem „ganz schön viel Arbeit“, weiß Eva Schultheiß.

Ganz wichtig ist der Heideckerin auch der Kontakt zu den Heimatkundlern im Landkreis, mit denen sie gemeinsam Führungen organisiert oder Programme zusammenstellt, zum Beispiel für den Tag des offenen Denkmals, der jährlich am zweiten September-Sonntag stattfindet.

„Kostbares Erbe“

Nicht zuletzt gilt es auch, in der Bevölkerung Verständnis dafür zu wecken, dass Denkmäler erhalten und geschützt werden müssen. Die beiden Heimatpflegerinnen im Landkreis Roth — Dr. Annett Haberlah-Pohl ist für den Landkreis-Norden zuständig — stellen dafür jährlich ein Programm zusammen. Heuer zum Beispiel stehen die Führungen, Vorträge und Exkursionen unter dem Heimatkundlichen Jahresthema „Kostbares Erbe – Denkmäler entdecken“.

Am Herzen liegen Eva Schultheiß die Bodendenkmäler im südlichen Landkreis. Diese habe sie stets im Blick und melde den Behörden Funde oder Beschädigungen, heißt es unter anderem in der Laudatio zur Denkmalschutzmedaille. Sie habe archäologische und heimatkundliche Wanderwege initiiert und an den Bodendenkmälern Informationstafeln aufgestellt, loben die Laudatoren. Für all das wird die 67-Jährige heute ausgezeichnet. Anfang Mai hat sie den Brief mit der Einladung nach München erhalten und nach eigener Aussage gar nicht damit gerechnet, diese Medaille zu erhalten.

Und was macht Eva Schultheiß eigentlich, wenn sie sich mal nicht um die Denkmäler im Landkreis kümmert? Dann kümmert sie sich um ihren Garten. 1200 Quadratmeter groß ist das Schultheiß’sche Grundstück. Viel Platz für Wiese, Blumen und Gemüse. Die Hobby-Gärtnerin ist praktisch Selbstversorgerin, was Tomaten, Gurken, Salat & Co. betrifft. Außerdem hat die Gartenarbeit noch einen anderen großen Vorteil: „Wenn ich mich furchtbar über etwas geärgert habe, dann gehe ich zwei Stunden in meinen Garten. Und dann ist meistens alles wieder gut.“

Keine Kommentare