Engländer zwischen Schreibtisch und Schäufele

7.8.2017, 13:00 Uhr
Engländer zwischen Schreibtisch und Schäufele

© Foto: Landratsamt

Tom Smith studiert Moderne Geschichte in Exeter, schwärmt beim Abschiedsgespräch aber mehr über Schäufele, Lederhosen und den regionalen Stolz der Menschen. Fast so, als lebe er schon seit Jahren im Landkreis Roth. Dass er kein waschechter Mittelfranke ist, merkt man dem englischen Praktikanten fast gar nicht mehr an.

Doch der Brite ist "erst" zum dritten Mal hier in Deutschland. "Ich habe Onkel und Tante in München, die ich als kleiner Junge schon einmal besucht habe." Auf Roth gekommen ist der Engländer, der in Röttenbach seine Gastfamilie hat, durch die fast 40-jährige Freundschaft zwischen dem Landkreis und dem Borough of Brentwood. Eine Nachbarin von ihm nimmt an dem Austausch regelmäßig teil.

Die deutsche Kultur hat es ihm angetan — kein Regelfall in Großbritannien. Nur wenige wählen in der Schule Deutsch als Fremdsprache. Französisch ist bei jungen Briten das weitaus beliebtere Schulfach.

Deutsch lernt fast keiner. Fast. Denn die, die Deutsch lernen, machen es mit Herz und Seele. Und dann ist Tom Smith ja nicht irgendwo in Deutschland gelandet, sondern in Franken. Der Dialekt aber, so sagt er, sei nicht schwierig zu verstehen. "Mit Schwäbisch habe ich da schon größere Schwierigkeiten."

Tom unterstützte als Praktikant am Landratsamt Roth die Kreisentwicklung im Bereich Kultur und Tourismus. Dabei brachte er vor allem seine Sprachkenntnisse ein, indem er Informationen zum Historischen Eisenhammer für ausländische Gruppen, aber auch über Unterkünfte – beispielsweise für Triathleten des Challenge – ins Englische übersetzte. Ganz nebenbei lernte er die geschichtlichen Hotspots des Landkreises sowie einige Gemeinden bei Außendiensten mit Kollegen kennen. Bei dieser Gelegenheit entstand die Idee einer Freundschafts-App zur Partnerschaft. Die Übersicht gibt einen Einblick in die beiden Partnerkreise.

"Es ist schön, dass auch wieder junge Leute am Partnerschaftsprogramm teilnehmen", so Landrat Herbert Eckstein. Der Landkreis fördert die Partnerschaft auch durch Schüleraustausche beziehungsweise Reisen von Jugendgruppen. "Die Sprache ist dabei der Schlüssel zu einer gelungenen Freundschaft", sagt Eckstein.

Diese Aussage wird Tom Smith bedenkenlos unterzeichnen können. "Mein Deutsch hat sich in der Zeit im Landratsamt erheblich verbessert", resümiert der junge Brite. "Die Zusammenarbeit mit Tom hat ausgezeichnet funktioniert", loben auch Nadine Menchen, Sachgebietsleiterin der Kreisentwicklung, und Eva Dorner vom Ausbildungsteam.

Begeisterung für die Heimat

"Mich beeindruckt die Begeisterung der Rother für den eigenen Landkreis", erzählt Tom weiter. "So etwas kenne ich aus meinem Heimatort nicht." Tom genoss vor allem das Ländliche, das er von London logischerweise so nicht gewöhnt ist. Ansonsten sah der Engländer viele Parallelen zwischen deutscher und englischer Verwaltung. Allein der frühe Arbeitsbeginn um 7.30 Uhr morgens bereitete dem Studenten zunächst Schwierigkeiten.

Auch seine Lieblingsspeise in Franken hat er gefunden. Ein gutes Schäufele mit Kloß bei einem Ausflug mit der Gruppe aus Brentwood hat ihn sein Nationalgericht "Roast Dinner" schon einmal vergessen lassen.

Inzwischen lässt Tom in München bei seinen Verwandten seinen Deutschland-Trip ausklingen. Ehe es für ihn zurück in den Studienalltag geht – mit vielen guten Geschichten aus dem Landkreis für seine Freunde und Kommilitonen.

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