«Erster Ansprechpartner zur Stadtgeschichte«

10.1.2009, 00:00 Uhr
«Erster Ansprechpartner zur Stadtgeschichte«

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Die Sammlungen des Museums und des Stadtarchivs Roth konnten 2008 durch bedeutende Stücke erweitert werden. Als wichtigste Zugänge nennt Guido Schmid in einem Jahresrückblick zwei Gemälde des Rother Malers Antons Seitz (1829 bis 1900), die aus dem Kunsthandel erworben werden konnten. Die Bilder sind mittlerweile restauriert und werden heuer in der Seitz-Galerie im Schloss zu sehen sein.

Ebenfalls aus dem Kunsthandel erworben werden konnte eine seltene vollständige Ausgabe der Ansichten der Fränkischen Schweiz des Rother Grafikers Ferdinand Rothbart (1823-1899).

Die umfangreiche Sammlung des Museums von Trachten und Modekleidung aus dem 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts konnte im vergangenen Jahr durch Schenkungen und Ankäufe um «bedeutende und aussagekräftige Stücke« erweitert werden. Schmid kündigt an, dass die neu gestaltete Bekleidungsabteilung bis zum Jubiläumsjahr 2010 fertig sein wird. Zur Eröffnung dieser neuen Abteilung ist eine kleine Sonderausstellung zur Geschichte der Kopfbedeckungen geplant. Eigens zu diesem Anlass will das Landesamt für Denkmalpflege ein neues Fachbuch zu diesem Thema in Roth vorstellen.

Bereits zur Museumssaison 2009 zu sehen sein wird der von Sabine Brem von der Universität für Empirische Kulturwissenschaften in Tübingen im Rahmen eines wissenschaftlichen Praktikums neu konzipierte Bereich «Recht/Justiz und öffentliche Ordnung«. Um vor allem die Münzgeschichte der Markgrafschaft Ansbach und die kurze Blüte der Rother Münzproduktion zu beleuchten, werden auch die Vitrinen der Münzsammlung im Museum Schloss Ratibor neu gestaltet.

In neuen Vitrinen befindet sich zur Eröffnung der diesjährigen Museumssaison auch die Medaillensammlung mit historischen Banknoten im «Kaiserturm«, die vor allem auf verschiedene Schenkungen von Dr. C. Heid aus Frankfurt zurückgeht. Für die weitere Stadtgeschichtsschreibung von «unschätzbarem Wert« sei der Zugang eines bedeutenden Teiles des wissenschaftlichen Nachlasses von Dr. Günter Rüger (Heimatforscher und profunder Kenner der Stadtgeschichte von Roth, 1921-1993). Schließlich vermittelte die frühere Museumspflegerin des Stadtrates, Marlene Lobenwein, wieder eine große Zahl historischer Gegenstände aus Rother Privatbesitz, darunter vier Stühle aus der ehemaligen Schlossausstattung.

Moderne Wissensvermittlung

Zur besseren Präsentation der Ausstellungsstücke und der einzelnen Räume ist geplant, verstärkt neue Medien einzusetzen. Aufgepeppt werden sollen auch die museumspädagogischen Angebote.

Dass das Museum im Schloss ein Anziehungspunkt ist, beweisen die Zahlen. Rund 7000 Besucher besichtigten 2008 das Schloss Ratibor. 4300 allein wollten die in Zusammenarbeit mit der Kulturfabrik Roth organisierte große Dali-Ausstellung sehen, die für Schmid der «erhoffte Erfolg« war. Die ausschließlich positiven Kommentare im Besucherbuch hätten gezeigt, dass «in Roth ein Bedarf für anspruchsvolle, überregionale Ausstellungen vorhanden ist«. Unter den Besuchern seien auch viele auswärtige Kunstinteressierte gewesen.

Nachdem der Dachstuhl saniert ist, führte die Dämmung zu einem positiven Nebeneffekt: so konnte die Temperierheizung optimiert werden. Doch Schmid trägt auch Sorgenfalten. So stellt der Parkettboden des Prunksaales nach wie vor ein großes Problem dar. «Die Ursachen für die Setzungen sind noch nicht genau bekannt, konnten aber durch eine Schwingungsmessung eingegrenzt werden.« Schmid rechnet damit, dass bei einer Sanierung der Parkettboden geöffnet werden muss. Mit dabei sein werden die Restauratoren des Landesamtes für Denkmalpflege.

In diesem Jahr saniert werden muss auch der Altanenturm. Sanierungsarbeiten müssen zudem vordringlich im Museumsdepot im Keller durchgeführt werden. «Hier löst sich partiell der Wandputz«, sagt Schmid.

Was das Stadtarchiv anbelangt, haben nahezu alle Arbeiten mit dem Stadtjubiläum 2010 zu tun. Schwerpunkte sind dabei die Erstellung eines 2010 erscheinenden Stadtlexikons sowie die Planung einer Ausstellungsserie zu verschiedenen Aspekten der Stadtgeschichte.

Noch in diesem Jahr soll ein großer Bildband mit historischen Fotografien aus Roth erscheinen. Dieser Band, der zusammen mit Erich Hochreuther erarbeitet wird, soll laut Schmid «den Auftakt der Unternehmungen von Museum und Archiv zum Stadtjubiläum darstellen«. Mit dem Erscheinen dieses Bildbandes ist eine große Ausstellung mit historischen Fotografien geplant. Ebenfalls noch in diesem Jahr erscheinen soll eine umfängliche Kulturgeschichte des Rother Friedhofs, verfasst von Dr. C.Heid.

Kommt das Gespräch auf die moderne Museumsarbeit mit entsprechenden Möglichkeiten für museumspädagogische Angebote, um attraktiv zu bleiben, hält es Schmid für notwendig, zusätzliche Räume für das Museum zu gewinnen. Auch die momentan vorhandenen Räumlichkeiten für das Stadtarchiv platzen aus allen Nähten, zudem sind nicht alle Archivalien momentan «archivgerecht untergebracht, da diese unter dem Dach aufbewahrt werden«, wie Schmid unlängst dem Kulturausschuss der Stadt mitteilte. Seiner Meinung nach sollte der Vorschlag, die Räumlichkeiten der Ratsstuben für eine Erweiterung des museumspädagogischen Angebots und vor allem für die Unterbringung des Stadtarchivs zu verwenden, weiter verfolgt werden.

Schmid: «Das Museum muss im Gespräch bleiben und erster Ansprechpartner für Fragen zur Stadtgeschichte sein.«