Faustkampf statt Fußball

1.6.2017, 18:41 Uhr

Die Parteien sind bis heute verfeindet. In einem ausführlichen Rechtsgespräch hinter verschlossenen Türen schaffte es Richterin Dr. Andrea Martin nicht, die Kontrahenten zu einer Verständigung bezüglich eines Täter-Opfer-Ausgleichs und zu einem gemeinsamen Bekenntnis gegen Gewalt auf dem Sportplatz zu bewegen. Martin setzte die Gerichtsverhandlung aus. Weiter geht es vermutlich nach den Sommerferien.

Der Prozess gestern begann schon denkbar schlecht, weil der einzige buchstäblich "unparteiische" Zeuge durch Abwesenheit glänzte: der damalige Schiedsrichter.

Auf der Anklagebank saß der Trainer der U 17-Juniorinnen des VfL Treuchtlingen. Er hatte am 20. November beim Spiel seines Teams bei der SG Abenberg den Vater einer SG-Spielerin mit einem Faustschlag niedergestreckt. Der 48-jährige Wettelsheimer räumte den Schlag auch ein. Allerdings sei er zuvor vom Opfer zunächst massiv beleidigt und dann geohrfeigt worden. Er berief sich auf eine Notwehr-Handlung, was Richterin Martin aber für abwegig hielt. Schließlich musste der Trainer zuerst über die Bande springen, um seinen Kontrahenten auch zu treffen.

Anlass des Streits war den Ausführungen des Angeklagten zufolge das teilweise überharte Einsteigen einer SG-Spielerin. Er habe daraufhin beim Schiedsrichter interveniert. Als der Unparteiische bei Zweikämpfen tatsächlich häufiger ein Foul gepfiffen habe, habe der Vater der Spielerin seinen Aggressionen freien Lauf gelassen.

In der Tat war nach dem Vorfall zunächst nicht alleine der Treuchtlinger Trainer ins Visier von Polizei und Staatsanwaltschaft geraten, sondern auch der Vater der SG- Spielerin und die Ehefrau des Trainers, die den nach dem Faustschlag wieder aufgestandenen Vater mit einem Bodycheck endgültig zu Boden gestreckt hatte.

Die Staatsanwaltschaft stellte die Verfahren gegen den Vater der Spielerin und die Ehefrau des Trainers aber ein und verschickte nur gegen den Treuchtlinger Coach einen Strafbefehl. Ein Faustschlag ist einfach heftiger als eine Beleidigung. Wenn er die Geldstrafe bezahlt hätte, wäre die Geschichte erledigt gewesen. Der 48-Jährige wollte aber nicht alleine für den Tumult büßen und es auf die Hauptverhandlung ankommen lassen.

Die dauerte zunächst nur zehn Minuten. Dann bat Richterin Martin zum Rechtsgespräch. Ihr ging es dabei darum, eine Einigung zu erwirken, die es beiden Mannschaften ermöglicht hätte, wieder gemeinsam ihrem Sport nachgehen zu können. "Ohne Gegnerschaft, ohne dass es Gewinner und Verlierer aus diesem traurigen Vorfall gibt", so die Richterin. Nach einer Stunde aber musste sie resigniert feststellen: "Diese Einigung ist gescheitert."

Aussetzen statt verhandeln

Normalerweise wird dann der Fall in öffentlicher Sitzung ausverhandelt. Die Richterin entschied sich aber für eine Aussetzung des Verfahrens, weil ihrer Meinung nach die zwei Verfahrenseinstellungen gegen den Vater der Spielerin und die Ehefrau des Angeklagten "so nicht haltbar" seien. Gut möglich also, dass es bei der Fortsetzung der Verhandlung nicht nur einen Angeklagten gibt, sondern deren drei.

Dem Sportsgeist dürfte das Hauen und Stechen derweil nicht förderlich sein. Vor Kurzem hätte in Treuchtlingen das Rückspiel des seinerzeit abgebrochenen Skandalspiels stattfinden sollen. Die SG Abenberg reiste erst gar nicht an.

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