Freundschaftsfest in Greding: Kulturen tanzen Hand in Hand

16.6.2014, 18:12 Uhr
Freundschaftsfest in Greding: Kulturen tanzen Hand in Hand

© NN

Dass das Zusammenleben in der Schwarzachstadt immer besser gelingt, zeigt auch die interessante „Wanderbewegung“ des Festes selbst. Bei der Premiere feierte man noch weit entfernt von der City am Grillplatz. Im Laufe der Jahre rückte die Veranstaltung nun immer näher an sie heran. Am jetzigen Standort findet die Party das erste Mal statt.

Die Besucher müssen erst einmal ein paar fliegenden kleinen Kissen ausweichen. Geworfen werden sie von den mittelfränkischen Cornholern, die sich hier jeden Freitag treffen. Passend zur gemeinsamen Feier der Kulturen finden sich diesmal auf den Brettern, in deren Löchern die Kissen versenkt werden müssen, deutsche Fahnen und der türkische Halbmond, daneben auch der fränkische Rechen. Der Duft von türkischer Pizza und Kebab zieht herüber, gepaart mit multikulturellen Beats.

Wer beidem folgt, findet sich sogleich mitten im Fest unter den Tanzenden wieder. Und begegnet dort einem freudestrahlenden Nurulla Usta, dem Vorsitzenden des veranstaltenden Fanclubs Galatasaray. 2007 wurde der Fanclub in Leben gerufen. Wie der Name verrät, geschah dies damals noch mit sportlichen Ambitionen. Usta selbst war lange Zeit leidenschaftlicher Kicker für den TSV Greding und dribbelt heute noch gerne über den Rasen. Der Sport habe eine große integrierende Funktion, was sich vor allem in der jungen Generation zeige, lässt der 43-Jährige im Gespräch mit unserer Zeitung durchblicken. In Deutschland geboren, ist er in Greding bereits seit dem Besuch der dritten Klasse zuhause.

Das Gefühl, aufgrund seiner Abstammung ein Außenseiter zu sein, habe er hier nicht kennengelernt, lobt Usta den offenen Umgang in der Turmstadt. Die wird nun seit Jahren mit dem Fest des Fanclubs bereichert, bei dem man derzeit über eine Umbenennung nachdenkt. Bereits 2015 könnte es also sein, dass dann der „deutsch-türkische Kulturverein“ hierzu einlädt, verrät Usta, während hinter ihm bezeichnenderweise die Fahnen beider Länder wehen.

Ins Auge fallen auch zwei großflächige Werbefolien, an der sich die insgesamt 99 Sponsoren der Feier präsentieren. Das Interesse der Betriebe steigt. „Nächstes Jahr werden wir wahrscheinlich drei Folien brauchen“, so der Clubvorsitzende, bevor er zum Mikrofon greift und als Moderator des Festes dessen nächsten Höhepunkt ansagt.

T-Shirt mit Flagge

Nach den Volkstänzen für jedermann stürmen nun die Spotlights auf das Gelände. Die Gredinger Tanzgruppe begeistert mit ihrer Version der „Rocky Horror Picture Show“. Schnell füllen sich da die Biertischgarnituren mit reichlich Publikum. Usta nutzt die Aufmerksamkeit und drückt nach der Darbietung Landrat Herbert Eckstein das Mikrofon in die Hand, der wie der Moderator ein T-Shirt mit deutsch-türkischem Flaggenaufdruck trägt, das er bei einem der Vorgängerfeste geschenkt bekam. Diesmal gibt es einen türkischen Schnaps für den Landrat, der sich begeistert über das friedliche Miteinander zeigt. Diesbezüglich „haben wir alle lernen müssen“, so Eckstein.

Das hat offensichtlich funktioniert. „Wer hätte vor 30 Jahren gedacht, dass deutsche Firmen einmal zwei Plakatwände zu einem solchen Fest füllen“, gibt er zu verstehen. „Das ist Euer Verdienst!“

Der Begegnung zwischen den Kulturen käme in unseren Tagen eine immer größere Bedeutung zu. Was nicht nur im Falle der Gastgeber des Festes eine eindeutige Bereicherung sei. Dies meint der Landrat auch in ganz kulinarischem Sinne. Vor allem die türkische Pizza habe es ihm angetan.

Das geht nicht nur ihm so. Der Stand mit jener Spezialität namens Lahmacun ist recht gut frequentiert. Ebenso gibt es aber auch Bratwurstsemmeln oder Chili con carne. Nebenan versucht sich so mancher passend zur Fußball WM im Torwandschießen. Auch an den Biertischen sind die Kulturen gut durchmischt und so mancher Gredinger zeigt sich recht erfreut über das Gelingen des Festes. Unter ihnen zum Beispiel Jürgen Trobentar. „Es ist wichtig, dass man sich gegenseitig kennenlernt“, ist er überzeugt und lobt vor allem die Möglichkeit der Begegnung von Kinder und Jugendlichen. Für ein gesellschaftliches Klima der Toleranz und des gegenseitigen Verständnisses sei dies von unschätzbarem Wert.

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