Für ein Winterbad schwebt keine Wolke mehr über Roth

1.4.2015, 17:10 Uhr
Für ein Winterbad schwebt keine Wolke mehr über Roth

Vielleicht waren es die wolkigen Bilder, schöne Aussichten aufs Winterschwimmen, vorgestellt von Architekt Gilbert Wilk, die im Werkausschuss für breite Zustimmung gesorgt hatten. Nur Siegfried Schwab, Karl Schnitzlein und Sonja Möller hatten dagegen gehalten. Diesmal ging die Ablehnung quer durch mehrere Fraktionen – nach einem intensiveren Austausch von Argumenten. Zum Beispiel dieses (vorgebracht von Dr. Hannedore Nowotny, SPD): Ein wintertaugliches Bad habe man sich auch als Kinder- und Familienbad vorgestellt. Dies sei aber selbst mit dem technisch schwierigen und finanziell deutlich teureren Anheben von zwei Bahnen im Edelstahlbecken schlicht nicht vorstellbar.

Kleiner Hasenstall

Oder jenes (von Falko Fabianek, FW): „Wie finanzieren wir — abgesehen von den Herstellungskosten — das jährliche Defizit?“ Und was koste das Fitmachen des bestehenden Freizeitbades – immerhin sei es zwölf Jahre alt und damit hie und da eines Liftings bedürftig? Außerdem sei der skizzierte Sauna- und Bistrobereich nur „ein kleiner Hasenstall — da wird niemand kommen“. Seine These: „Die meisten Rother wollen es haben, aber die wenigsten werden es nutzen.“

Oder das Argument von Elisabeth Bieber (FW), die ihr „Schweben auf Wolke sieben“ noch vor zwei Wochen zugab. Aber einem Bad, das nur für wenige Sportler gebaut, dann aber unterhalten werden müsse, könne sie nicht zustimmen. Dagegen schließe sich sich dem konstruktiven Beitrag ihrer Fraktionskollegin Sonja Möller an: „Bezahlbar ist ein Hallenbad nur, wenn wir es mit dem Landkreis zusamen bauen.“ Möllers Behauptung, dass mit 50 000 Euro für die Machbarkeitsstudie dem vielen Geld für Studien noch mehr hinterhergeschmissen werde, widersprach Bürgermeister Ralph Edelhäußer (CSU) allerdings: Bisher seien 15 000 Euro an Gutachterkosten ausgegeben worden.

Für Walburga Kumar (FDP) ist immer noch ausschlaggebend, dass „die Schulkinder das Schwimmen lernen“. Die Schulen aber haben inzwischen, ebenso wie Wasserwacht und Sportler, den Zugang zum 25-Meter-Bad auf dem Bundeswehrgelände, wie Edelhäußer betonte. Sein Zusatz: „Das Bad dort wäre für mich die Ideallösung. Aber es gehört uns nicht, und es wird uns auch in absehbarer Zeit nicht gehören.“

Weiteres Manko

Als weiteres Manko wurde gesehen, dass die Idee des Berliner Architekten Wilk, zusammen mit einer Membranbaufirma, bisher so noch nirgends realisiert worden ist. Auch für Petra Hoefer (SPD) erschien deshalb die Sache mit dem Prototypen nicht verlockend.

Jutta Scheffler (Grüne) glaubt, dass „wir über etwas abstimmen, das wir doch nie in Auftrag geben werden“, und Dr. Manfred Weiß (CSU) hielt seinen Ratsleuten vor, dass „wir nur deshalb eine Studie in Auftrag geben, damit uns keiner vorwerfen kann, wir tun nix“. Denn: „Keiner erwartet, dass ernsthaft was dabei herauskommt.“ Vergleichbar sei dieses Verhalten mit dem Kinderlied von der Fahrt zum Mond, die sich lohnt, denn „dann weiß die Wissenschaft ganz gewissenhaft, dass die Fahrt zum Mond sich nicht lohnt“.

Neben allen drei Bürgermeistern und sechs CSU-Stadträten votierten zwei SPD-ler und Richard Radle (Grüne) dafür, die rund 50 000 Euro für die Machbarkeitsstudie auszugeben, gegen die 17 Gegner des Projekts mussten sie die Wolke aber platzen lassen.

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