„Geist des Aufbruchs“

12.6.2012, 00:00 Uhr
„Geist des Aufbruchs“

© ley

Die Veranstaltung im Festzelt beginnt um 20 Uhr. Dass der Bauerntag in solcher Atmosphäre stattfindet, kommt nicht von ungefähr: Die Stoffhalle wird am sich anschließenden Wochenende auch vom Krieger- und Kameradenverein des Ortes genutzt, der dann sein 100-jähriges Jubiläum feiern wird.

Der Wunsch, sich im Verband für die Belange des Berufsstandes zu engagieren, habe ihn mittlerweile „wie ein Virus“ ergriffen, erklärte Felßner bei einem Pressegespräch auf dem Hof des Liebenstädter Ortsobmanns Thomas Schermer. Dessen Familienbetrieb ist ganz nach dem Geschmack Felßners: nachhaltig und wirtschaftlich geführt, offen für die Bürger — Besucher wie etwa Kindergartengruppen oder Schulklassen dürfen hier gerne hinter die Stalltüren blicken.

Diesem „Schulterschluss mit dem Verbraucher“ diene auch die neue Imagekampagne des Verbandes — www.landwirtschaft-fuer-morgen.de —, für die Felßner in Liebenstadt die Werbetrommel rührt. Mit Plakaten, die mit „Frauenversteher“ (die Landwirte) oder „Sahneschnitten“ (die Kühe) überschrieben sind. So wolle man zum Schmunzeln anregen und verständlich machen, dass Tierhaltung heutzutage viel artgerechter vonstatten gehe als noch vor 30 Jahren — trotz des Trends zu immer größer werdenden Ställen.

Zudem würden ja auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen Effektivität und Fortschritt als etwas Gutes gelten, das müsse auch die Landwirtschaft für sich beanspruchen dürfen, so der BBV-Bezirkspräsident, der sich gegen „verkitschte Vorstellungen“ verwahrte, wie sie in Werbung und Fernsehen vermittelt würden. „Die Verbraucher sollen sich lieber ihre Meinung auf den Höfen bilden“, erklärt der 45-Jährige.

Zeitgemäß kommunizieren

Der Zugang zu den Höfen sowie zur Landwirtschaft allgemein soll den Konsumenten dabei durch moderne Kommunikationswege erleichtert werden. So gibt es neben den Plakaten der Imagekampagne auch Postkarten mit QR-Codes.

Im Verband sind fünf von sieben Bezirkspräsidenten neu gewählt. Das sei ein Generationswechsel, den man so behutsam wie eine gute Hofübergabe handhaben wolle: mit Respekt vor den Vorgängern und Mut zu neuen Ideen. Fachbezogene Arbeitskreise befinden sich derzeit in der Gründungsphase. Netzwerke sollen entstehen, die die Praktiker im Verband stärken und in die Meinungsbildung einbeziehen. „Wir haben einen Umbruch wie seit 20 Jahren nicht mehr“, so Felßner. Im Verband wehe „der Geist des Aufbruchs“.

Auch auf dem Hof des Manns aus Günthersbühl (bei Lauf). Denn durch die Funktionärstätigkeit Felßners will auch der Betrieb mit 120 Milchkühen neu organisiert werden. Seine Unabhängigkeit als Landwirt will sich der 45-Jährige nämlich erhalten. Mit großem Respekt blickt er auf einen anderen Amtsträger: Albert Deß. Der sei der Bauern „größter Hoffnungsträger“. Der EU-Abgeordnete aus Röckersbühl (Oberpfalz) hat derzeit eine Mammutaufgabe zu bewältigen: Als Berichterstatter des Europaparlaments muss er dessen Stellungnahme zu den Vorschlägen von Agrarkommissar Dacian Ciolos bündeln. Dass er dabei das Wohlwollen der Bauern im Freistaat im Blick hat, daran lässt Felßner keinen Zweifel. Beharre der Kommissar etwa auf die neuerliche Zwangsstilllegung von Flächen (so die Bewertung Felßners), werde das unweigerlich die Ablehnung der Reformpläne durch das Parlament zur Folge haben. Deß werde in dem Gremium die entsprechende Mehrheit hinter sich scharen.

Auch das Motto des Bauerntages in Liebenstadt zielt schließlich in diese Richtung: „Europa gestalten — für Bayerns Bauern“.

 

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