Georgensgmünd: Das Ortszentrum stärken

8.10.2015, 17:10 Uhr
Georgensgmünd: Das Ortszentrum stärken

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Georgensgmünd: Das Ortszentrum stärken

© Plan: Bär, Stadelmann, Stöcker Architekten und WGF

Erwartet wurden konzeptionelle Lösungen, Ideen und Denkanstöße zur Umgestaltung des Marktplatzes und der nördlich angrenzenden Baugrundstücke. Eigentlich, so Bürgermeister Ben Schwarz in der wegen des großen Interesses seitens der Bevölkerung in das gegenüberliegende Bürgerhaus Krone verlegte Gemeinderatssitzung, hatte die Gemeinde zunächst nur ein Büro mit der Anforderung beauftragen wollen. Aber die Regierung von Mittelfranken als Zuschussgeber in Sachen Städtebauförderung habe der Gemeinde nahe gelegt, einen kleinen Wettbewerb zu veranstalten.

Vier Büros wurden schließlich dazu eingeladen: die Arge Marktplatz aus Georgensgmünd, die Werkgemeinschaft Freiraum (Nürnberg), das Büro Wenzel (Roth) und das Stadtplanungsbüro Zagel (Wendelstein). Vier Obergutachter, darunter Kreisbaumeister Ralph Möllenkamp, haben dann unter der Leitung von Architektin und Stadtplanerin Prof. Ingrid Burgstaller von der Fakultät Architektur der Technischen Hochschule Nürnberg die eingegangenen Ergebnisse ausgewertet. Hinzugezogen wurden als Sachverständige die drei Bürgermeister sowie ausgewählte Gemeinderäte und die Bauverwaltung. Erst nach der Entscheidung für ein Büro wurde dieses auch namentlich der Jury bekannt gegeben.

Neben der Marktplatzumgestaltung waren unter anderem eine Wegeverbindung vom Marktplatz zur Synagoge sowie die weitere Gestaltung des nördlichen Areals Zielvorgaben. Am Ende fiel die Entscheidung auf die Werkgemeinschaft Freiraum. Landschaftsarchitekt Franz Hirschmann hatte sich eigens für diesen Wettbewerb mit dem aus Hergersbach stammenden Architekten Fritz Bär vom Büro Bär, Stadelmann, Stöcker zusammengetan. Ihr Plan habe vor allem deshalb gefallen, weil behutsam mit dem Bestand umgegangen wurde, so Thomas Rosemann vom Team Topos, der die Gemeinde in diesem Verfahren berät und auch die Ausschreibungen vorgenommen hat. Dieser Plan lasse zu, kleinere Abschnitte zu realisieren.

Den Gegensatz der offenen Gestaltung am Marktplatz und der verwinkelten Dichte im Quartier hatte das Büro als Konzept weiterentwickelt und ihm einen zeitgemäßen „Anstrich“ verpasst. Fahr- und Fußgängerverkehr sollen demnach künftig am Marktplatz gleichberechtigt sein, was so viel wie „verkehrsberuhigter Bereich“ heißen soll. Ein durchgehender Pflasterbelag soll die Häuserfluchten links und rechts des Baches zusammenbringen und so für ein großzügiges Raumbild sorgen.

Der Verlauf des Steinbaches soll beibehalten, aber erlebbarer gestaltet werden. Damit dies erreicht wird, möchte das Büro das Bachbett anheben. Auf der nördlichen Seite kommt eine Natursteinmauer hinzu. Das Anheben, so erläuterte Hirschmann, werde durch einen Anstau im Angergraben möglich, ein parallel dazu verlaufender Entlastungsstollen mit Überlaufschwelle leite bei Hochwasser zum Mündungsabschnitt in die Rezat. Die Nordseite des Marktplatzes ist von den Planern als „Flanierzone“ mit Gastronomie und Dienstleistern sowie einer wiederbelebten Bäckerei mit Cafè und Plätzen im Freien ausgewiesen.

Da die Gemeinde bereits im Besitz des Hauses Marktplatz 6 und eines Grundstückstreifens bis zur Synagoge ist und man in Verhandlungen mit einem Grundstückseigentümer unter anderem wegen einer Scheune ist, sehen dies die Planer als große Chance an, hier ein offenes Quartier mit reizvollen Gassen und ruhigen Aufenthaltsbereichen zu entwickeln. Planerisch aufgezeigt wurde eine Verbindung zwischen Synagoge und Marktplatz, die gequert wird von einer Wegeverbindung von der Straße am Anger über den jetzigen Raiffeisenparkplatz hin zur Rittersbacher Straße. Zentral im Kreuzungsbereich sei ein Brunnen mit Sitzgelegenheiten denkbar.

Etwa in der Mitte des Quartiers, im Anschluss an die Wegekreuzung, sei ein schlankes Gebäude denkbar, das die bestehende Geländestufe aufnimmt und sich für ein Hotel oder ein Seniorenhaus bestens eignen würde. Dieses Gebäude ist im Plan von einem Quartiersgarten umgeben, der auf der Westseite an das Obergeschoss anschließt. Eine Arkade im südlichen Giebel markiert den öffentlichen Treppenaufgang vom zentralen Quartiersplatz zur Rittersbacher Straße. Hierbei wird die historische Wegeverbindung von der Synagoge zur Judenbastei aufgegriffen.

Um die Durchlässigkeit in diesem Areal zu erhöhen, sehen die Planer vor, die Nebengebäude zwischen Scheune und ehemaliger Bäckerei zurückzubauen. Im Stadl hinter dem geplanten Ärztehaus und der Brauerei halten die Planer einen Veranstaltungssaal für Theateraufführungen, Ausstellungen oder Lesungen für denkbar.

Bürgermeister Ben Schwarz sprach zusammenfassend von einer gelungenen Balance zwischen traditioneller Substanz und neuen Angeboten. Der Plan zeige ein Konzept auf, wie das gesamte Areal sinnvoll gestaltet werden könne. Es könne jedoch nur dann umgesetzt werden, vor allem im Quartier, wenn die Stadt Eigentümerin bestimmter Gebäude sei oder wenn Grundstücksbesitzer mitwirken. Der Wettbewerb solle keine Idee bleiben, sondern mit Leben erfüllt werden, um künftig die Aufenthaltsdauer auf dem Marktplatz zu erhöhen. Schwarz appellierte auch an die Eigentümer im Sanierungsgebiet, an ihren Häuser selber etwas machen zu lassen, wofür es auch Zuschüsse gebe.

Die Vorstellungen der vier Büros sind bis Ende des Monats in der Raiffeisenbank und im Feuerwehrsaal der Gemeinde zu den Öffnungszeiten zu besichtigen.

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