Giraffenfamilie zwang Biker ins Gestrüpp

8.11.2017, 13:53 Uhr
Giraffenfamilie zwang Biker ins Gestrüpp

© Foto: Oakpics

Hier Tom Bittls Rennbericht: Das Cape Pioneer Trek ist ein spannendes, siebentägiges Mountainbike-Etappenrennen in Südafrika, das zwei Gebirgszüge quert und die Halbwüste Klein Karoo. Da im Oktober auf der Südhalbkugel Frühjahr herrscht, erwartete mich eine blühende Landschaft und eine sehr exotische Tierwelt. Übernachtet wurde entlang der Route in mobilen Zeltstädten. Laut Ausschreibung des Veranstalters sind die vielen Trails und dieses geniale Mountainbike-Gelände nur bei solchen Events befahrbar, denn die Ländereien befinden sich alle in Privatbesitz. An den Start gingen Fahrer aus 19 Nationen, darunter war ich einer der sieben Deutschen. Die Etappen wurden vom Veranstalter ganz passend nach den Regionen benannt.

1. Etappe: Gondwana Glory 96 Kilometer, 1650 Höhenmeter (hm): Während der Startaufstellung morgens um 7.30 Uhr an der Küste von Mossel Bay konnte ich den Startschuss kaum erwarten. Das Rennen begann in neutraler Weise durch die Stadt. Dann ging es ins Gondwana Game Reservat, in dem die "Big 5" der Wildtiere des afrikanischen Kontinents frei umherwandern. Vor einigen umherlaufenden Büffeln musste ich mich in Acht nehmen.

2. Etappe: Diaz Delight 71 km, 1550 hm: Die heutige Etappe begann mit einem Aufstieg entlang der Westküste. Mit der Küste im Rücken verlief die Streckführung weiter zur Bersig Game Farm, ein privates unberührtes Naturschutzgebiet mit vielen Wildtieren. Nach zwei Platten in zwei Etappen rüstete ich das Bike auf Tubeless um, die nächsten beiden Tage blieb ich dann von Platten verschont.

3. Etappe: Outeniqua Odyssey 99 km, 2000 hm: Zu Anfang verlief die Streckführung entlang einer Bahnstrecke, später über Schotterpisten Richtung George. Bei starkem Rückenwind erreichte ich Geschwindigkeiten auf der Ebene um die 50 km/h, der Rückenwind machte auch die Aufstiege ab Kilometer 30 auf die Ausläufer des Outentiqua- Gebirges etwas leichter.

4. Etappe: Saasveld Singletrack 31 km, 720 hm: In umgekehrter Startaufstellung nach den Ergebnissen der letzten Tagen starteten wir heute im Abstand von einer Minute das Zeitfahren in einem angelegten, unendlich langem Singletrail-Paradies. Knackig, kräftezehrend und ein ständiges Auf und Ab.

5. Etappe: Montagu Mettle 97 km, 1650 hm: Nach dem Überqueren des Montagu Passes mit dem Eintritt in die Halbwüste Klein Karoo änderte sich schlagartig die Vegetation in trockenes Steppenland und auch der Wind blies von der falschen Richtung. In dieser Trockensavanne hatte ich mit furchtbarstem Gegenwind und später wiederholt mit einem Platten zu kämpfen.

6. Etappe; Swartberg Showdown 95 km, 2700 hm: Die Königsetappe und mein bester Tag, heute konnte ich meine Stärken an den langen Anstiegen bestens ausspielen. Als 36. Biker des gesamten Starterfeldes erreichte ich die heutige Zielankunft ganz oben am mächtigen Swartberg Pass.

7. Etappe: Chandelier Champagne 64 km, 1150 hm: Die landschaftlich wohl beeindruckendste Etappe mit der rötlichen Farbenpracht der märchenhaften Felsformationen, umgeben von den vielen Singletrails. Ich war gut drauf und konnte mich im Fahrerfeld ab Kilometer 25 weiter nach vorne durcharbeiten. Bei einer Abfahrt rannte vor mir plötzlich eine Giraffenfamilie über den Pfad. Damit ich nicht zwischen deren Beine geriet, wich ich gezwungen aus, streifte dabei einen Dornenbusch, was wiederholt zu einem Platten führte. Während ich eilig sämtliche Teufelsdorne aus Reifen, Oberschenkel, Unterarm sowie Oberarm entfernte und den Schlauch aufpumpte, wurde ich von der Giraffenfamilie neugierig beobachtet. Dann ging es schnell zum Zielsprint in Oudtshoorn. In meiner Kategorie wurde ich 17. Das Rennen war für mich eine grandiose Erfahrung, technisch und vor allem körperlich war es sehr anspruchsvoll.

Keine Kommentare