Greuth: Niederungsburg oder doch ein Königshof?

5.10.2015, 15:42 Uhr
Greuth: Niederungsburg oder doch ein Königshof?

© Foto: Leykamm

„Das ist keine Hochstapelei, sondern Realität!“, unterstrich Wurdak beim geselligen Beisammensein im Nachgang des Festaktes seine ausgesprochene Aufwertung der Anlage, deren Bauherr Karl der Große gewesen sein müsste, auch wenn dieser selbst wahrscheinlich wohl nicht vor Ort gewesen sei. Spekulieren könne man bestenfalls über den Namen „Greuth“. Auch beim Erstellen der Tafel spielten solche Überlegungen eine Rolle.

Ein Schriftzug wies die einstige Burg bereits entsprechend hochadelig aus. Er wurde wieder entfernt, und so „liegt der Königshof nun bei mir daheim“, scherzte Heindl. Er wollte sich freilich nicht weiter aus dem Fenster lehnen als Archäologe Lukas Werther, der die Texte und Bilder zu der Schautafel beisteuerte.

Doch selbst wenn es sich bei dem Gebäudeensemble von einst nicht um einen Königshof gehandelt haben sollte, so lässt die amtliche Bewertung der Funde dennoch aufhorchen. Von einer der „wichtigsten Befestigungen des Frühmittelalters in Mittelfranken“ ist etwa auf der Tafel die Rede. Hier sei ein bedeutsamer Umschlagplatz für den Fernhandel zu Land und zu Wasser gewesen – strategisch günstig in der Nähe der Europäischen Hauptwasserscheide gelegen.

Die Niederungsburg bildet hier eine große Ausnahme. Zur Erbauung habe es damals 2000 Steinfuhren gebraucht, verdeutlichte Kreisheimatpflegerin Eva Schultheiß den seinerzeit großen Aufwand, „da waren eine Menge Leute eingespannt“. Bedeutung habe die Anlage aber nicht nur als Herrschaftssitz und Verkehrsknoten, sondern auch als Wirtschaftsstandort gehabt. Die Funde ließen auf Eisenverarbeitung in Form einer Werkzeug- oder Waffenschmiede schließen, auch Textilien seien hier hergestellt worden.

Grundstücksbesitzer Heindl fasste sich ein Herz und wandelte den Acker 2004 in Grünland um, damit der Pflug die Schätze im Boden nicht zerstört. Dafür gab es für ihn auch die Denkmalschutzmedaille des Freistaats und vielfaches Lob bei der Tafelpräsentation. Bei der Verleihung der Auszeichnung war er 2007 auch der Einzige gewesen, der eine solche für ein Bodendenkmal erhielt.

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