Grüne Woche: Der fruchtbare Boden der Kommunikation

21.1.2017, 05:57 Uhr
Grüne Woche: Der fruchtbare Boden der Kommunikation

© Foto: Leykamm

Der landwirtschaftliche Familienbetrieb von Martina und Markus Hofmann in Abenberg ist breit aufgestellt. Als Dienstleister wird gedroschen, Stroh und Heu gepresst, Gras siliert und der Eichenprozessionsspinner bekämpft. Weiteres großes Standbein ist die Direktvermarktung. Der Laden selbst bietet dabei ein optimales Forum für ganz zwanglose und unaufdringliche Öffentlichkeitsarbeit in Form von Kundengesprächen. „Die gehören einfach dazu“, sagt BBV-Kreisobmann Thomas Schmidt.

In ihnen erfahre der Käufer ganz nebenbei, was alles nötig ist, um solch einen Betrieb mit 100 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche überhaupt aufrecht zu erhalten. Denn die einjährige Tochter Liz und ihre dreimal so alte Schwester Emma fordern ihre Rechte, die beiden Lehrlinge Daniel und Simon wollen entlohnt werden, ebenso wie die zwei Verkäuferinnen, die hier auf 450-Euro-Basis arbeiten.

Zum Glück packen Markus Hofmanns Eltern Helga und Franz noch kräftig mit an – nach einem Mindestlohn fragen die beiden nicht.

Beim Ackerbau liegt der Schwerpunkt auf den Kartoffeln, ein Teil davon steht unter wassersparender Tröpfchenbewässerung. Darüber hinaus wird Getreide und Mais in Fruchtfolge angebaut, die bis zu 50 Mastrinder lassen sich direkt vom Hofladen durch Glas beobachten. Die alleine aber wären „ein schlechtes Geschäft“, bekennt Betriebsleiter Markus Hofmann.

Dann gibt es noch die 900 Hühner in Bodenhaltung, deren Eier natürlich im Laden zu erstehen sind. Auch das Rindfleisch im Hofladen kommt direkt aus dem eigenen Stall. Der Großteil des Fleisches wie auch der Kartoffeln ist freilich für den Markt außerhalb des Hofes bestimmt. So wie er jetzt aufgestellt ist, läuft der Betrieb, trotzdem gilt: „Wir müssen uns ständig weiterentwickeln“, so Hofmann. Neue Ideen umsetzen zum Beispiel, neue Produktionstechniken in Betracht ziehen.

Doch die würden oft mit Schlagworten in negatives Licht gerückt. Im Gegenzug würden immer neue Vorgaben erstellt „die selten praxisgerecht sind“, wie Thomas Schmidt bedauert. Er erinnert an das Gebot der Gruppenhaltung für Schweineställe. In seinem Wohnort Kraftsbuch habe dies dazu geführt, dass sämtliche Schweinehalter ihre kleinen Betriebe schlossen, die man ja angeblich erhalten will.

Keine nachhaltige Lösung

Auch das Verbannen der Käfighaltung von Hühnern in Deutschland greife zu kurz. Die Käfige, die hier abgebaut worden seien, befänden sich nun hinter der Grenze, von wo nun eifrig ins Bundesgebiet importiert würde, gibt BBV-Vorstandsmitglied Manfred Dorner zu bedenken.

Doch die Landwirte wollen eigentlich gar nicht klagen. „Wir sind gut ins neue Jahr gestartet“, sagt Schmidt, der Frost sei gut für den Boden. Das lasse auf eine gute Agrarsaison hoffen. In dieser Agrarsaison tut sich gerade in Abenberg viel. Dort baut, wie mehrfachberichtet, ein Landwirt aus dem Knoblauchsland ein Riesen-Gewächshaus und will dabei die Abwärme der örtlichen Biogasanlage nutzen. Doch es gibt auch Rückschläge: Der Bauernmarkt hier ist seit einigen Jahren schon wieder Geschichte. Auch der im Jahr 2012 eröffnete Hofladen der Hofmanns „ist kein Selbstläufer“, sagt der Betriebsleiter. Immer wieder gilt es den Verbraucher neu zu umwerben. Der Kollege in Kleinabenberg, einer der Pioniere, hat schon aufgegeben. Hofmann weiß: Das Sortiment will möglichst groß aufgestellt sein. „Wegen drei Eiern und zwei Kartoffeln fährt keiner hierher“, so Martina Hofmann. So wird die Kooperation mit den Gustenfeldener Hofläden forciert. Die Erdknollen werden dorthin geliefert und Äpfel von dort hier verkauft. So gibt es viel zu organisieren, doch auch der Verbraucher ist gefragt. So gibt es eben nur an gewissen Tagen Brot – dafür werden die Reste komplett selbst verwertet, im Gegensatz zu den Supermärkten „wird bei uns nichts weggeworfen“. Meist wird mittlerweile über E-Mail bestellt, Internetpräsentation ist ebenso wichtig. Wenn es Rindfleisch gibt, ist das auf Facebook zu lesen, die Reaktionen lassen nicht lange auf sich warten. Online „müssen wir auch als Verband aktiver werden“, fordert Schmidt. Die Öffentlichkeit aufklären, wo es nur geht. Denn die sei mit etlichen Halbwahrheiten zu Lasten der Landwirtschaft konfrontiert.

Viele Halbwahrheiten

„Postfaktisch“ etwa sei die Behauptung, dass zur Erzeugung eines Kilogramm Rindfleischs bis zu 15 000 Liter Wasser verbraucht würden. In der Realität aber sei es kein einziger. Wer Landwirte wegen hoher Nitratwerte im Boden verantwortlich mache, müsse sich fragen, warum sie dann ausgerechnet in Unterfranken am höchsten in Bayern seien – obwohl jener Bezirk in Sachen Tierhaltung Schlusslicht im Freistaat sei.

Mit all diesen Argumentationen beschäftigt sich auch ein im vergangenen Jahr gegründeter Verein, der unter anderem mit der Internetseite www.unsere-bauern.de aufklären will. Der BBV informiert derzeit vor Ort auf der Grünen Woche in Berlin, die gestern begonnen hat. Eigentlich aber sei jeder Landwirt gefragt, so Schmidt. Es gelte auf vielfältige Weise zu kommunizieren, beispielsweise über die Kindertage auf dem Bauernhof. Manche tun das als Elternbeirat im Kindergarten, BBV-Vorstandsmitglied Manfred Dorner macht’s im Posaunenchor. Die unverbindliche Vorgabe des Kreisobmanns für solcherlei Öffentlichkeitsarbeit: einmal pro Woche fünf bis zehn Minuten.

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