Gymnasium Hilpoltstein: Preisspirale dreht sich

15.6.2018, 06:00 Uhr
Gymnasium Hilpoltstein: Preisspirale dreht sich

© Tobias Tschapka

"Insgesamt liegen wir, nachdem jetzt rund zwei Drittel aller Gewerke vergeben sind, mit rund 1,8 Prozent an Mehrkosten in vertretbaren Rahmen über unserem gesteckten Budget", erläuterte eingangs Alexander Wernard, der Leiter der Gebäudeverwaltung im Landratsamt Roth. Nicht unbedingt selbstverständlich, wie die jüngsten Ausschreibungsergebnisse zeigten.

Während für die Sanitärinstallation die Berchinger Firma Reindl mit ihrem für den Landkreis günstigsten Angebot von 262.128 Euro gerade mal knapp 1000 Euro über der Kostenschätzung lag, sieht dies bei den Elektroinstallationen ganz anders aus.

Von gerade mal zwei Firmen, die ein Gebot abgegeben haben, war die Neumarkter Firma Dehn Instatec die günstigere. Ihr Preis: 1,146 Millionen Euro — das sind 173.876 Euro mehr als es die Planung vorsieht.

Günstiger Ramsauer

Nur positiv für den Landkreis, dass es zwischendrin auch angenehme Überraschungen gibt. Die Heizungsbauarbeiten konnte das Gremium an die Rother Firma Ramsauer Haustechnik für 262.046 Euro vergeben; diese lag damit sogar 13.743 Euro unter der Kostenschätzung.

Das große "Aber" musste Wernard postwendend nachschieben: Für die Lüftungsanlage, die für das Gymnasium individuell geplant und gebaut werden muss — Kostenpunkt: rund 500.000 Euro — fand sich keine einzige interessierte Firma! "Obwohl rund 50 Interessenten die Ausschreibungen online abgefragt haben", so Alexander Wernard.

Lüftung wirbelt Zeitplan durcheinander

Folge I: Die Arbeiten mussten erneut ausgeschrieben werden und erst im Juli wird sich bei der Submission zeigen, ob dem Auftrag im zweiten Anlauf mehr Erfolg beschieden ist.

Folge II: "Damit verschiebt sich der Bauzeitenplan um rund sechs Wochen", führte der Kreis-Gebäudemanager aus. "Aber diese Zeit können wir dank der guten Zusammenarbeit mit der Baumeisterfirma wieder einholen." Rund ein Drittel der Arbeiten steht noch aus. 8,36 Millionen Euro sind bisher investiert.

Es wird enger

Ob das, was geplant ist, auch finanziell und zeitlich tatsächlich so umgesetzt werden kann, wie es auf dem Papier steht? "Einfach ist das nicht", gaben Landrat Herbert Eckstein und Alexander Wernard zu. Zweiterer erläuterte dem Ausschuss die drei wesentlichen Gründe für seine leichte Skepsis: Wenn ein Auftrag nicht zeitnah vergeben werden kann, "dann steht die Baustelle, weil eines ins andere greifen muss". Viele Handwerksbetriebe arbeiteten mittlerweile für spezielle Arbeiten mit Subunternehmern zusammen, was dieses Zusammenspiel nicht unbedingt erleichtere.

Nach Ansicht Wernards sei im hiesigen Handwerk in manchen Bereichen die Ausbildung nicht mehr breit genug ausgelegt. "Wenn beispielsweise armiert werden muss oder lediglich Rohre zu schweißen sind, dann muss man schon ganz weit in den Osten gehen, um dafür geeignete Arbeiter zu finden."

Eine zweite Hürde seien die "sich fast täglich ändernden Richtlinien der Vergabekammer".

Produktion hinkt hinterher

Und ein dritter Stolperstein sei die Tatsache, "dass wir schon Firmen an der Hand hatten, die zwar die Arbeiten übernommen hätten, die aber von ihren Herstellern nicht mit dem entsprechenden Material beliefert werden können, weil diese mit der Produktion nicht mehr hinterher kommen".

Vor diesem Hintergrund zeigte sich der Kreisausschuss froh, dass es bisher noch nicht mehr Probleme bei dieser derzeit größten Investition des Landkreises gegeben hat.

Im September 2019 soll im "neuen-alten" Hilpoltsteiner Gymnasium der Unterricht voll aufgenommen werden können — um dann postwendend in die Sanierung des Rother Gymnasiums einzusteigen.

An der Marschroute wollte Eckstein in der kurzen Aussprache nicht rütteln. Doch angesichts der derzeitigen Entwicklung auf dem Baumarkt spiegelten sich in den Minen im Ausschuss auch die Bedenken wider, was diese Entwicklung für Planung und Umsetzung dieses weiteren Millionenprojekts bedeuten könnte.

 

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