Heideck: Streit um den "Zappelstrom"

29.7.2015, 19:19 Uhr
Heideck: Streit um den

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„Zappelstrom“ nennt man den Strom aus Windkraft- oder Solaranlagen, der laut Bürgerinitiative den Netzbetreibern inzwischen massive Probleme bereitet. Die Erzeugung dieses Stromes ist nämlich wetterabhängig. Das heißt: Weht es kräftig oder herrscht strahlender Sonnenschein, dann wird Strom ins Netz eingespeist, egal, ob er gerade gebraucht wird oder nicht. Und weil dieser Strom irgendwie an den Mann gebracht werden muss, „hat es in der Vergangenheit schon Tage gegeben, an denen Netzbetreiber dafür gezahlt haben, den Strom loszuwerden“, berichtete Anita Höfler im Namen der Bürgerinitiative in der Sitzung des Heidecker Stadtrates. Das wiederum nennt sich „Negativpreis“, „und wir als Stromkunden zahlen dafür“.

Die Liebenstädterin stellte daher noch einmal die Frage, auf die die BI unbedingt eine Antwort haben will: Ist der Bau der Windkraftanlagen für die Energiewende also wirklich erforderlich? Oder sollte das Geld nicht sinnvollerweise in die Erforschung von Speichermöglichkeiten investiert werden?

Die Windräder bei Heideck bauen will, wie berichtet, die Firma Windinvest. Auf dem Areal zwischen Liebenstadt, Rambach, Schloßberg und Haag könnten bis zu vier Anlagen entstehen. Allerdings, und das ist einer der Hauptkritikpunkte der Anlieger, wären es zum Beispiel bis Liebenstadt nur 800 Meter. Die Bürgerinitiative „10 H Heideck und Ortsteile“ hatte daher vor zwei Wochen in der Sitzung des Stadtrates den Antrag gestellt, den Beschluss zur Aufstellung eines Bebauungsplanes für den neuen Windpark noch einmal zurückzustellen.

In der jüngsten Sitzung des Stadtrates stand daher der Beschluss zur Aufstellung des Bebauungsplanes nicht auf der Tagesordnung. Stattdessen beantwortete Ralf Beyer Seite für Seite den Fragenkatalog. Relativ deutliche Worte fand Beyer dabei, als es um den Infraschall ging: „Die Fehlinformationen durch die Bürgerinitiative schüren Ängste!“

Vom Tisch ist der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan jedenfalls nicht. Er wird, so der mehrheitliche Beschluss des Gremiums nach kurzer Diskussion,  nun in einer der nächsten Sitzungen erneut auf der Tagesordnung stehen. Außerdem votierte das Gremium mit 12:3 Stimmen dafür, nicht auf der 10H-Regelung zu bestehen, „weil es in diesem Gebiet kaum möglich ist, diesen Abstand einzuhalten“, wie Bürgermeister Beyer vor der Abstimmung noch einmal erklärt hatte.

Die Bürgerinitiative jedoch will ihren Kampf gegen die Windräder nicht aufgeben. Dies wurde spätestens in der Bürgerfragestunde im Anschluss an die öffentliche Stadtrats-Sitzung klar, in der die Diskussion noch einmal aufflammte und in der es neben dem Problem mit dem Stromüberschuss und dem Infraschall vor allem auch um die Wirtschaftlichkeit der Anlagen ging und ihren Einfluss auf Mensch und Tier. Es gäbe mittlerweile eine Windenergielobby, die in Berlin gute Arbeit leiste, erklärte unter anderem Johannes Pfaller. Dabei sei die Windkraft nur eine von vielen Möglichkeiten zur Energiewende.

Die Bedenken wollte Bürgermeister Ralf Beyer durchaus ernst nehmen, dennoch verteidigte er die Pläne zum Bau des Windparks. Jeder nutze Strom, so Beyer, doch dieser komme eben nicht einfach so aus der Steckdose. „Hier hätten wir dann eine Möglichkeit, unseren Strom selbst zu erzeugen.“

Ein Argument, das die zahlreichen Besucher im Rathaus nicht wirklich überzeugte. Der Bau der vier „Monsterräder“ genau in der Nachbarschaft von Schloßberg, dem Wahrzeichen der Stadt, sei ein „massiver Eingriff in die Natur“, so Pfaller, und zwar einer, der die nächsten Jahrzehnte nicht rückgängig gemacht werden könnte. Und die (ebenfalls verhasste) Stromtrasse, da waren sich die Gegner sicher, „wird durch diese Windräder bestimmt nicht verhindert“.

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