Heidecker Jurist auf abenteuerlicher Exkursion

28.8.2014, 15:28 Uhr
Heidecker Jurist auf abenteuerlicher Exkursion

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Seine Affinität zu Südostasien hat den Heidecker Juristen René Beyer (jüngerer Bruder von Bürgermeister Ralf Beyer) dazu veranlasst, ein bisher in Deutschland noch nicht aufgegriffenes Thema für seine Promotion auszusuchen. Der Streit der beiden Länder Thailand und Kambodscha, zu welchem Land denn der einst hinduistische und heute buddhistische Tempel von Preah Vihear gehört, hat eine große Feindschaft ausgelöst. Immer wieder wurden deswegen Kriege geführt und erst vor drei Monaten fielen noch die letzten Schüsse.

In Südostasien spielt die Religion eine unvergleichlich größere Rolle als in Europa. So ist der Tempel ein wichtiges Heiligtum und eine geistige Heimstätte für beide Völker. Damit ist wegen der Grenzstreitigkeiten ein gewisser Hass zwischen den beiden ihn beanspruchenden Ländern entstanden.

René Beyer, der zweimal im Urlaub in Südostasien war, stolperte über die Grenzschwierigkeiten und das Problem ließ ihn nicht mehr los. Der Völkerrechtler Markus Kotzur, ursprünglich Professor an der Universität in Leipzig und jetzt in Hamburg tätig, war von diesem Thema so begeistert, dass er sogleich die Betreuung für die Doktorarbeit von René Beyer annahm. Bei der Bearbeitung stieß Beyer jedoch schnell an Grenzen. Die deutschen Medien hatten bislang noch kaum über dieses Problem berichtet. Den größten Teil der Quellen musste er sich so beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag beschaffen. Aber ein deutsches Thema wäre für ihn, der Völkerrecht studierte und den fremde Länder faszinieren, nie infrage gekommen.

Beyer musste sich persönlich vor Ort ein Bild machen. So reiste er, obwohl das Auswärtige Amt für dieses Gebiet eine Reisewarnung herausgab, mit zwei Kollegen für zehn Tage nach Kambodscha und für drei Wochen nach Thailand. Dort holte er zu diesem Thema Stimmen von Politikern, Juristen und Archäologen ein.

Unter Polizeischutz

Erstes Ziel war die Königshauptstadt der Khmer Angkor Wat, ein typisches Touristenziel. In Siem Reap bezogen die drei Juristen ein Hotel. Von dort aus hatten sie noch zwei Stunden mit einem Kleinbus bis zum Tempel zu fahren. Ein Fahrer wurde von der Regierung gestellt. Der Tempel liegt in einem Sperrgebiet, in das man nur mit einer Sondergenehmigung und unter Polizeischutz einreisen darf. Es handelt sich dabei um eine entmilitarisierte Zone. Ein Besuch, so Beyer, ist nicht ganz gefahrlos. Allerdings gab es seit nunmehr drei Monaten keinen Schusswechsel mehr. Der Tempel ist heute teilweise eine Ruine. Er wird noch von Mönchen betreut.

Kambodscha ist ein äußerst armes Land, in dem auch die hygienischen Verhältnisse nicht mit dem deutschen Standard zu vergleichen sind. So berichtete Beyer darüber, dass auf dem Markt das Fleisch offen auf dem Marktstand liegt, übersät von Fliegen. Nachdem man das entsprechende Stück ausgesucht hat, wird es gleich nebenan gegart. Es sei wichtig nur Gegartes zu essen und auf keinen Fall Leitungswasser zu trinken. Trotzdem kamen er und seine beiden Begleiter nicht ohne Magen- und Darmprobleme über die Runden.

In Kambodscha kamen die drei mit Englisch noch gut über die Runden. In Thailand war es außerhalb der touristischen Gebiete äußerst schwer, sich ohne Dolmetscher zu verständigen. Die Kontakte zu den politischen Kräften waren während der Forschungsarbeit sehr gut. Dabei erhofften sich die kambodschanischen Politiker durch die Dissertation eine Stimme für ihr Anliegen zu bekommen. Die kambodschanische Botschafterin in Bangkok nahm sich für die Gespräche mit Beyer sehr viel Zeit. Die thailändischen Behörden hingegen waren etwas zurückhaltend. So platzte ein Termin mit dem thailändischen Außenminister trotz Vereinbarung kurzfristig.

Feindschaft spürbar

Die Feindschaft unter beiden Ländern war auch dadurch spürbar, dass erst der vierte gefragte Taxifahrer in Thailand bereit war, Beyer zur kambodschanischen Botschaft zu fahren.

Beyer ist sich dessen bewusst, dass es nach wie vor über den Grenzverlauf unterschiedliche Meinungen gebe. Er kommt jedoch in seinem 300 Seiten umfassenden Werk zu dem Ergebnis, dass der Tempel von Preah Vihear zu Kambodscha gehöre. Auch wenn dies mit der derzeitigen politischen Sicht Thailands nicht übereinstimme. Nachdem die alte Regierung Thailands das juristische Urteil anerkannte, sind seit den Wahlen die neuen politischen Kräfte anderer Meinung. Wie es nun weiter geht, ist auch René Beyer unklar.

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