Heißes Sommer-Finale rettet die Freibadsaison

27.8.2016, 06:03 Uhr
Heißes Sommer-Finale rettet die Freibadsaison

© Harry Rödel

Fritz Taschner beschreibt die Saison im Hilpoltsteiner Freibad als „Auf und Ab“. Im Gegensatz zum Supersommer 2015 fehlen heuer längere Hitzeperioden, erklärt der Schwimmmeister. Im vergangenen Jahr hätten zur selben Zeit bereits 66 500 Badegäste das Kassenhäuschen passiert – bis jetzt sind es gut 53 000.

Denn angesichts des wechselhaften Wetters würden die Leute nicht schon am ersten warmen Tag ins Freibad spurten, sondern sich abwartend verhalten. So wie diese Woche. Am Dienstag sei das Thermometer auf immerhin 26 Grad gestiegen, ohne dass das Stadtbad die entsprechende Resonanz erlebt hätte.

Erst als am Mittwoch die Temperatur über 30 Grad geschnallt sei, habe sich das Bad gut gefüllt. Am Donnerstag sei es ähnlich gewesen. Und fürs Wochenende rechnet Taschner mit einem weiteren Schub. Die Wetterfrösche prognostizieren schließlich das heißeste Wochenende des Jahrs. Aber die Gesamtbesucherzahl aus 2015 von 73 500 werde bis zum voraussichtlichen Saisonende am 18. September „nie und nimmer“ erreicht.

Auf das heiße Wochenende setzt auch Günther Herzog. Der Schwimmmeister im Heidecker Freibad fürchtete angesichts der mauen Witterung gar einen neuen Negativrekord bei den Besucherzahlen. Immerhin habe man das Bad nachmittags mehrere Male wegen Temperaturen unter 17 Grad geschlossen.

So etwa am Freitag vor zwei Wochen, als das Thermometer auf 14 Grad gesunken sei. Doch die spätsommerliche Hitze habe eine Negativbilanz letztlich noch verhindert. So suchten in den vergangenen zwei Tagen über 2000 Wasserratten Erfrischung in Heidecks Badetempel.

Im Vergleichszeitraum 2015 zählte dieser 41 000 Besucher, heuer nur 26 000. Immerhin sei durch die kleine Hitzewelle der letzten Tage der Minusrekord von 25 000 Badegästen in Jahr 2014 kein Thema mehr. Herzog geht davon aus, dass zum Saisonende am 15. September zwischen 32 000 und 35 000 Badegäste auf der „Habenseite“ stehen und sich das Defizit damit in Grenzen halten wird.

Ganz unzufrieden ist auch Ludger Harbke nicht. „Wenn das Wetter noch zwei Wochen hält, ist es ein ganz normaler Sommer“, sagt der Schwimmmeister des Allersberger Freibads. „Unter 50 000 Besuchern sprechen wir von einem schlechten Jahr, mehr als 100 000 sind super. Und die 50 000 knacken wir voraussichtlich dieses Wochenende.“

Pokemon statt Planschen

Mehr als übers Wetter schimpft der langjährige Badchef allerdings über das veränderte Freizeitverhalten der Bürger. Denn die würden immer seltener ins Freibad gehen. „Die Leute müssen verstehen, dass ein solches Luxusgut für wenig Geld nur dann Bestand hat, wenn sie es auch nutzen.“ Immerhin bezuschusse die Kommune jeden Badbesuch mit bis zu 50 Euro. „Wenn wir Besucher aus Norddeutschland haben, staunen die über die tollen Anlagen und langen Öffnungszeiten“, so Harbke.

Woran der Rückgang also liege? Nicht bloß am nahen Seenland, meint der Schwimmmeister. „Früher hatten die Leute am Freitagmittag Feierabend und sind ins Bad“, erinnert er sich. Heute werde auch am Wochenende gearbeitet. „Und die Kinder fangen nach der Schule lieber Pokémons, als Schwimmen zu gehen.“

Dazu kommen die neuen Wetter-Apps fürs Smartphone, die die Badegäste laut Harbke oft in die Irre führen. „Da wird Sonne mit ein paar Wolken angezeigt, und schon bleiben die Leute daheim“, beobachtet er. Insbesondere Regenwahrscheinlichkeiten könne kaum ein Nutzer richtig deuten. Da klängen 30 Prozent so, als müsse man den Schirm einpacken, obwohl es an solchen Tagen heuer noch so gut wie nie geregnet habe.

Und im Rother Freizeitbad, gibt es dort Grund zum Jammern? „Nein, ich finde nicht“, sagt Schwimmmeister und Betriebsleiter Matthias Schubert. Er sei ein „optimistisch denkender Mensch“. Drum mag er die Zahlen des vergangenen Jahrs auch nicht als Maßstab heranziehen. „Klar, da hatten wir dank einer Hitzeperiode 49 000 Gäste im Juli und 46 000 im August.“ Bombastisch wär’s gewesen. Aber nicht repräsentativ für einen Durchschnittssommer.

Einem solchen sehe man sich aktuell gegenüber. Und der sei nun wirklich besser als sein Ruf. Während das Rother Freibad im just verstrichenen Juli rund 31 000 Besucher verbuchte, lässt der August mit seinem heißen Ende durchaus noch hoffen: „Ich gehe davon aus, dass wir die 100 000er-Marke in dieser Saison packen — und das ist immer unsere Zielvorgabe.“ Schließlich habe es auch schon Jahre gegeben, in denen man sich mit 83 000 Badegästen begnügen musste. Drum heißt Schuberts Fazit: „Ich find’ den Sommer nicht so schlecht!“

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