Helmut A. Binser spielt zünftiges Musikkabarett

11.10.2017, 11:00 Uhr
Helmut A. Binser spielt zünftiges Musikkabarett

© Tobias Tschapka

Dementsprechend ging es bei Binser, der im richtigen Leben Martin Schönberger heißt, viel um die Gemütlichkeit, zu der eben auch das eine oder andere Bierchen gehört. Sein leichter Bauchansatz komme jedoch von einer anderen Tugend: dem Nichtrauchen. "Ich war früher so schmal, dass man mich auf der Bühne nie gesehen hat. Da habe ich einen Tipp bekommen: Hör einfach mit dem Rauchen auf, dann nimmst du zu."

Dass ihn jetzt niemand mehr übersehen kann, liegt aber vor allem an seinem musikalischen Talent (am Akkordeon sehr ausgeprägt, an der Gitarre so lala) und an seinem deftigen Sinn für Humor. Und an seinen literarischen Qualitäten.

Das erste Buch, das er geschrieben hat, hatte den Titel "Fahrtenbuch 2014" und habe seinen einzigen Leser (vermutlich Binsers Steuerberater) zwar noch nicht richtig überzeugen können. Aber jetzt arbeite er an einem Buch über Frauen. "Von Amazon bis Zalando" soll es heißen, wenngleich er es hinter vorgehaltener Hand lieber "Von Amazonen bis Zellulitis" nennt, aber das höre seine Freundin nicht gerne.

Genug der literarischen Ergüsse, kommen wir lieber zur Musik. Auf Akkordeon und Gitarre gab es deftige Mundartlieder zum Mitklatschen und Schlapplachen zu hören. Oder auch zum Mitpfeifen, denn eines seiner Lieder drehte sich um ein Fußballspiel seines Heimatvereins SV Runding, bei dem eine Zuschauerin die Aufgabe des "Schiris" übernehmen durfte, und – wie das halt so ist – von allen anderen Gästen ordentlich beschimpft und beleidigt werden durfte, sobald sie in die Pfeife blies. Da wurde gebuht und gemault, während Binser auf der Bühne die passende Musik dazu lieferte.

Andere Lieder drehten sich um seinen Wunsch, unsichtbar zu sein, und um die Tücken der Technik. Oder sie hatten lange, zungenbrecherische Namen wie der Song über den "Heit-ist-alles-onders-als-was-ma-sonst-gwohnt-ist-Tag". Da fragte Binser berechtigterweise hin und wieder schon mal nach, ob das denn mit dem Dialekt "hinhaut" – sprich, ob er denn verstanden werde.

Ja, es haute hin, sogar als Binser einen Ausflug ins Koreanische machte, denn der Wirt seiner Stammkneipe habe deutliche Ähnlichkeiten mit dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un. "Unseren nennen wir aber Kim Schenk Ei". Und er legte noch einen drauf, indem er den hingerichteten Bruder des Diktators als "Kam Jung Um" bezeichnete. Sprach‘s, und nahm einen tiefen Schluck von seinem Bier.

Lieder mit Hintergrund

Hin und wieder gönnte er sich auch eine Prise Schnupftabak. In der Pause konnte man im Foyer zusammen mit dem Künstler das auch mal ausprobieren. Zu diesem Zweck hatte Binser sogar eine Schnupftabakmaschine mitgebracht. "In der Pause werde ich auch oft gefragt, ob meine Lieder auch einen Hintergrund haben. Heute ist er jedenfalls blau-schwarz und faltig", so Binser, und deute über die Schulter auf den blau angestrahlten Bühnenvorhang.

Nach der Pause ging es munter weiter mit der kabarettistischen "Delphin-Ausschüttung", wie Binser das nannte. Er berichtete unter anderem von seinen beiden weißen Katern "Benedikt" und "Franziskus" (natürlich beide kastriert), wie er sich vom "Hackstock zum Frauenversteher" entwickelte, und am Ende gab es sogar als "Welturaufführung" ein paar Lieder von seinem nächsten Programm zu hören.

Darunter auch einen Walzer mit dem Titel "Wer waaß für was es gut gwen wär, wenn i da dort gwen wär" (oder so ähnlich) und anderen Liedern – für die ein Helmut A. Binser auch wieder nur drei Instrumente braucht: Eine Gitarre, eine Quetsche und ein sich immer wieder aufs Neue füllendes Bierglas.

Keine Kommentare