Hilpoltstein: Der "Inliner" macht den Kanal dicht

15.2.2017, 17:57 Uhr
Dieser Roboter mit UV-Lampen fährt durch die Rohre, um das Kunststoffgewebe des Inliners zu härten.

© Benjamin Huck Dieser Roboter mit UV-Lampen fährt durch die Rohre, um das Kunststoffgewebe des Inliners zu härten.

Nur ein paar Kanaldeckel am Waldrand lassen kundige Beobachter erahnen, was unter einer Böschung versteckt liegt: ein Betonrohr mit einem Meter Durchmesser. Hier fließt sämtliches Abwasser von Zell in Richtung Unterrödel und dann weiter zur Hilpoltsteiner Kläranlage. Das 181 Meter lange Rohr ist jahrzehntealt und weist die typischen Schwächen dieser Bauweise auf, sagt Anton Pflock vom Weißenburger Ingenieurbüro Völker.

An den Muffen, also den Übergängen zwischen den einzelnen Betonteilen, haben sich langsam die Wurzeln der angrenzenden Bäume durchgearbeitet, erläutert Pflock. Die Gefahr: Das Rohr könnte undicht werden und die Fäkalien ins Grundwasser gelangen. Bevor das passiert, waren die Spezialisten der Firma Swietelsky-Faber Kanalsanierungen um Udo Thorak gefragt.

Der deutschlandweit agierende Betrieb bietet grabenlose Rohrsanierungen mit dem sogenannten Inlinerverfahren an. Das funktioniert wie folgt: Zuerst muss das kaputte Rohr vom Netz genommen werden. Ein Fäkaliensammelfahrzeug stand am Dienstagnachmittag deshalb am nördlichen Ortsausgang von Zell und hat das anfallende Material aufgesammelt. Währenddessen wird das Rohr gespült und von sämtlichem Schmutz, Sand und den eingewachsenen Wurzeln befreit. Dafür mussten die Mitarbeiter von Thorak auch in die ein Meter hohe Röhre krabbeln. Ein Roboter mit Kameras erkundete dann die Röhre und dokumentierte die Schäden.

Anschließend verlegten sie eine Gleitfolie, auf der der Inliner durch das Rohr gezogen wird. Dabei handelt es sich um einen sechs Millimeter starken Schlauch aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK), der mittels Pressluft entfaltet wird. Der Inliner legt sich an den Innenwänden des Rohrs an. Am Ende fährt eine ferngesteuerte Apparatur mit mehreren tausend Watt starken UV-Lampen durch die Röhre, um die Kunstfaser auszuhärten.

Am Mittwochmorgen um 6 Uhr waren die Arbeiten fertig, seitdem fließt das Abwasser wieder durch die aufbereitete Leitung. Knapp 100 000 Euro haben die gut eintägigen Bauarbeiten gekostet, so Bernhard Kößler vom Hilpoltsteiner Bauamt.

Das Verfahren gibt es schon seit gut 25 Jahren, 2006 wurde damit erstmals auf Hilpoltsteiner Stadtgebiet ein Rohr abgedichtet. Die Methode kommt in verschiedenen Ortsteilen zum Einsatz, um die maroden Rohre für die nächsten 50 Jahre fit zu machen — so lange soll der ausgehärtete Schlauch nämlich halten.

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