Hilpoltstein: Folgenreiche Provokation

8.11.2017, 14:42 Uhr
Hilpoltstein: Folgenreiche Provokation

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Nachdem die Verhandlung am 18. Oktober wegen zu ungenauer und unterschiedlicher Zeugenaussagen unterbrochen wurde, ergab auch die Fortsetzung der Hauptverhandlung kein genaueres Bild.

Der 23-jährige Arbeiter aus Roth soll am 5. Juni dem Schüler aus Heideck durch das geöffnete Fenster eines Autos eine verpasst haben, nachdem er von dem Geschädigten vorher provoziert worden ist (Stinkefinger). Ob es eine "Schelln" war oder ein Faustschlag, konnte nicht geklärt werden. Aussagen wie "ich denke", "ich glaube", "keine Ahnung" oder "ich weiß nicht mehr genau", ließen Richter Michael Schlögl am ersten Verhandlungstag schier verzweifeln (wir berichteten). Zu arg war das "Herumgeeiere" der Kumpels des Schülers, sodass für das Gericht ein Tatnachweis nicht zu führen war. Der Beschuldigte selbst bestritt die Tat.

"Herumgeeiert"

Beim Fortsetzungstermin ging das "Herumgeeiere" weiter. Drei weitere Zeugen hatte Schlögl auf Antrag von Anwalt Thomas Dolmany (Nürnberg) geladen, doch schon nach der Befragung eines 17-jährigen Mitarbeiters der Pizzeria war klar: Da wird nichts geklärt werden können. Dass es ein Telefonat oder eine WhatsApp des Zeugen an die Schüler gegeben haben soll, in dem es darum ging, dass sie in die Christoph-Sturm-Straße kommen sollen, um die "Sache zu klären", blieb unbestritten.

Er habe das aber nicht so ernst gemeint, sagte der 17-Jährige: "Das war eher Spaß, die sollten halt kommen und sich wieder vertragen." Bei seiner Aussage meinte der Zeuge aber auch, dass die Jungs um den angeblich Geschädigten schon gerne mal provozieren: "Die haben mit allen ein Problem."

Von einer vorherigen Provokation der Gruppe um den Geschädigten will der Zeuge nichts mitbekommen haben, außer dass der Schüler aus Heideck ihm später erzählt hat, dass er "eine Schelln" bekommen habe.

Für Anwalt Thomas Dolmany war das ein Signal, ein Rechtsgespräch zu führen. Und so einigten sich Richter, Staatsanwältin Monique Morgenstern und Dolmany einvernehmlich auf die vorläufige Einstellung des Verfahrens. Michael Schlögl sagte, dass er überzeugt sei, dass es "eine Provokation" durch den 14-jährigen Schüler gab, aber auch eine Reaktion des 23-Jährigen vor der Pizzeria. Der Richter gab Michael D. freilich mit auf den Weg, "sich in Zukunft nicht mehr provozieren zu lassen. Sonst sind wir wieder da". Ob der einschlägigen Bewährung werde es dann sicher nicht besser.

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