Hilpoltstein: Verhaltensauffälligkeiten besser in Griff bekomemn

4.4.2018, 19:00 Uhr
Hilpoltstein: Verhaltensauffälligkeiten besser in Griff bekomemn

© F.:Grundmann

Eine genaue Diagnostik und eine interdisziplinäre Therapie könnten viel bewirken und Störungen sogar vermeiden, so der Experte. Doch die Zusammenarbeit von Sonderpädagogen, Ärztinnen, Psychologen und Psychiaterinnen sei längst nicht so, wie sie sein sollte. Um den interdisziplinären Austausch und die Vernetzung zu verbessern, hatte Renate Merk-Neunhoeffer, Schulleiterin der Comenius-Schule Hilpoltstein, den Fachtag initiiert. "Wir Lehrkräfte in den Förderzentren kennen alle solche Kinder. Sie machen uns oft ratlos, unsere pädagogischen Maßnahmen scheinen wirkungslos. Deshalb wollte ich gerne die verschiedenen Fachkräfte zusammenbringen", so die Schulleiterin.

Professor Dr. Hennicke unterstrich in seinem Impulsvortrag den dringenden Rede- und Austauschbedarf: "Das hohe Berufsethos der Mitarbeitenden in der Sonderschulpädagogik entlastet oft zu sehr die externen Hilfesysteme wie zum Beispiel Kinder- und Jugendpsychiatrie und verhindert dadurch, dass Diagnosen gestellt und wichtige Therapien anlaufen können." Damit Kinder mit Intelligenzminderung die notwendige Behandlung und Therapie erhalten, sei eine interdisziplinäre Zusammenarbeit unabdingbar.

Am Fachtag übten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bereits in der Vernetzung. Im Rahmen eines "World Cafés" tauschten sich die knapp 200 Sonderpädagogen, Medizinerinnen, Kinder- und Jugendpsychiater, Therapeutinnen und Psychologen in kleinen Gruppen aus. Sie diskutierten, überlegten und planten gemeinsam. Einig waren sich alle, dass nur mit gegenseitigem Verständnis und dem Willen zur Unterstützung der betroffenen Kinder und ihrer Familien ein echtes Hilfesystem in Gang gesetzt werden kann.

So fassten es auch sechs Experten zusammen, die weitere Statements abgaben: die Universitätsprofessoren P.D. Dr. Wolfgang Dworschak und Professor Dr. Christoph Ratz, die Beauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderung der bayerischen Staatsregierung, Irmgard Badura, der Leiter des Jugendamts des Landkreises Roth, Dr. Manfred Korth, die Kinder- und Jugendpsychiaterin Dr. Martina Hirner sowie die Diplom-Psychologin Kerstin Rießbeck und ihr Mann Dr. Helmut Rießbeck als betroffene Eltern. Ihre gemeinsame Forderung: Eine bessere Kommunikation und Vernetzung zwischen den verschiedenen Systemen sowie mehr Kinder- und Jugendpsychiatrieplätze speziell für Kinder und Jugendliche mit Intelligenzminderung. Außerdem appellierten sie an die Ärzte, sich noch mehr an die aufwändigere Diagnostik dieser Kinder zu wagen.

"Der große Andrang zeigt uns, dass wir einen Nerv getroffen haben – wir bleiben im Gespräch", schloss Schulleiterin Merk-Neunhoeffer.

Keine Kommentare