Immer gegen Gewalt

26.11.2015, 16:55 Uhr
Immer gegen Gewalt

© Foto: Carola Scherbel

„Da ist meinem Mann halt die Hand ausgerutscht.“ Im kurzen Rollenspiel stellten zwei Frauen die Situation dar, die die Polizei oft antrifft, wenn sie in eine Wohnung gerufen wird. Andrea Hopperdietzel, Leiterin des Schwabacher Frauenhauses, und Tanja Prohaska vom Ermittlungsdienst der Schwabacher Polizei, spielten die beklemmenden Szenen vor: Wie aufgelöst und durcheinander eine Frau in dem Moment des gewalttätigen Ehestreits ist, welche Fragen sie hat, wie stark Harmoniebedürfnis und die Sorge um die Kinder miteinander ringen.

Bei diesen „oft gefährlichsten Einsätzen“ versucht die Polizei laut Tanja Prohaska, die Frauen erst einmal aus der Gefahrenzone zu bringen und die Situation zu entschärfen. Dann tritt das Frauenhaus auf den Plan. Dessen besonnene Leiterin Andrea Hopperdietzel wirkt dabei mehrfach problemlösend. Wenn die Frauen nicht daheim bleiben wollen, werden sie im Schwabacher Frauenhaus untergebracht (das auch für Frauen aus dem Landkreis Roth als Zufluchtsstätte dient) und mit dem Nötigsten versorgt. Es gibt Platz zum Schlafen, Kochen und Essen, ein Kleiderlager, und die Kinder können in Schule oder Kita ganz in der Nähe gehen.

Inzwischen ist das Haus auch als Interventionsstelle tätig, und darüber ist Polizistin Prohaska sehr froh, „denn das nimmt uns viel Arbeit ab“. Zu Frauen, die trotz körperlicher, häufig auch seelischer Demütigung zuhause bleiben, nimmt das Frauenhaus innerhalb von drei Tagen Kontakt auf und macht sich ein Bild über Vorgeschichte, Sicherheit, Optionen für Alarm oder Benachrichtigung der Nachbarn und rechtliche Möglichkeiten. Und beantwortet Fragen, denn davon gebe es gerade in Notsituationen „ganz viele“ — von Kindergeld und Konto über Papiere bis Umgangsrecht. Wie viel in kurzer Zeit auf die Opfer einstürmt, dass sie Struktur und Sicherheit brauchen, wurde bei den szenischen Dialogen von Prohaska und Hopperdietzel schmerzlich klar.

Aber auch auf die Täter stürmt viel ein, wenn plötzlich die Polizei vor der Haustür steht: Sozialpädagoge Peter Grundler, Initiator des Nürnberger Vereins Gewaltberatung, arbeitet seit 13 Jahren als „Täterberater“. Und hat die Erfahrung gemacht: „Männer sind nicht beratungsresistent — wenn das Angebot passt.“ Die „vermeintlichen Täter“, dieser Zusatz ist Grundler wichtig, leiden häufig unter dem Diktum, „stark sein zu müssen und für alles Lösungen haben zu müssen“. Eine Situation, in der sie hilflos und ohnmächtig gegenüber einer redenden und fordernden Partnerin sind, können sie dann nur mit Schlagen begegnen. Dem Gewaltberater ist wichtig: „Wir solidarisieren uns mit dem Geschlecht des Mannes, aber wir entsolidarisieren uns von Gewalt“. Dass die Beratung seit 13 Jahren existiert und die Täter auch lange Beratungszeiten absolvieren („auch wenn viele den Vier-Wochen-Kurs haben wollen“), sieht Grundler als Erfolg an.

Ein düsteres Kapitel von Gewalt ist der sexuelle Missbrauch von Kindern und Jugendlichen, den Opfern widmet sich seit 27 Jahren der Verein Wildwasser in Nürnberg. Petra Meier berichtete von Beratung sowie dringend notwendiger Schulung und Präventionsarbeit: Die größte Zahl an Missbrauchsopfern findet sich unter den Sechs- bis 13-Jährigen.

Seit kurzem hat auch das Diakonische Werk Weißenburg mit „Alma“ eine Beratungsstelle. Eva Neuner hilft und berät junge Mädchen vor allem in den ländlichen Regionen, geht aber auch in Schulen und Kindergärten, um Erzieher und Lehrer aufmerksam zu machen.

Einen winzig kleinen Helfer hatte die Gleichstellungsbeauftragte Claudia Gäbelein-Stadler schon dabei: Die kleine Notfallkarte mit dem Verzeichnis von Anlaufstellen bei „Männergewalt an Frauen und Kindern“ wurde aktualisiert und neu aufgelegt: Im kleinen Scheckkartenformat, „damit man sie wirklich in der Hosentasche bei sich tragen kann“.

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