Jetzt geht es um die Altlasten bei Leoni in Roth

1.2.2018, 06:00 Uhr
Jetzt geht es um die Altlasten bei Leoni in Roth

© Foto: Carola Scherbel

Die schlechte Nachricht: Es ist richtig teuer. Die gute Nachricht: Die Stadt Roth muss die Zeche nicht zahlen. Die Altlastensanierung des Leoni-Geländes in der Rother Innenstadt wird rund 4,7 Millionen Euro kosten, das Programm mit dem Rückbau von Gebäuden und dem Austausch von Boden und Wasser an fünf Flächen wird mit enormem Aufwand mehrere Jahre dauern. "Über eine Bebauung kann man ab Juli 2023 nachdenken", machte der Geologe Carlo Schillinger vom LGA-Institut für Umweltgeologie und Altlasten GmbH vor dem Stadtrat gleich mal klar.

Schillinger, der als Berater der Stadt das Sanierungsprojekt begleitet, erläuterte das Vorgehen und den Zeitplan für die Bearbeitung der Altlasten, die die Leoni AG in Auftrag gegeben hat. Dabei stellte er den zeitlichen Horizont bis zum Jahr 2029 vor: Wenn Leoni Ende 2020 auszieht, können die Gebäude (von der Stadt Roth als neuer Eigentümerin) zurückgebaut werden — jeweils so weit, wie es für die Altlastensanierung sinnvoll ist. Das dauert laut Schillinger bis Mitte 2022. Anfang 2023 will Leoni dann mit der Sanierung starten. "Das soll zügig gehen", kündigte Schillinger an, ein Jahr sei dafür vorgesehen.

Untersucht wurde bereits das gesamte Firmengelände, Schillinger berichtete von 22 Grundwassermessstellen. Fünf belastete Bereiche habe die Erkundung schließlich erbracht. Auf dieser "relativ kleinen Zahl von relativ eng begrenzten Bereichen" wurden alle Flächen angebohrt, es folgten Detailuntersuchungen und die Überlegung, womit der Schaden beseitigt werden kann.

In erster Linie handle es sich um Stellen, an denen Weichmacher und Lösemittel in den Boden gelangt sind, um die Standorte der Galvanik, der Kupferschmelze und Kupferraffinerie sowie um das Chemikalienlager. Auch die Trafostation sei ein Kandidat für die Sanierung, das könne man aber erst genau prüfen, wenn die großen Transformatoren abgebaut sind.

Wie aufwändig es ist, den "Dreck" zu beseitigen, zeigte der Geologe an zwei Beispielen: Wo Weichmacher im Boden sind, hebe man den Boden bis zum Grundwasserspiegel trocken aus, dann werden kastenartig Spundwände jeweils elf Meter tief in den Boden gerammt, aus dem jeweiligen Kasten (neun in diesem Bereich) das Wasser abgesaugt, dann der Rest des kontaminierten Erdreichs unter Wasser ausgehoben und entsorgt. Um das dann verunreinigte Wasser abzusaugen, werde frisches Wasser in einer Art Sack in den Kasten eingelassen — nur so viel wie vom Schmutzwasser abgepumpt wird, um den Druck ausgeglichen zu belassen, bis das Viereck komplett von Schmutzwasser gereinigt ist — Kasten für Kasten.

Wo Lösungsmittel den Boden verunreinigt haben, funktioniere die Spundwandkastenmethode mit vier weiteren solchen Kästen ebenfalls, allerdings nicht bis in die Tiefe, dort werde das Grundwasser nachlaufend saniert, berichtete Schillinger.

Beim Chemikalienlager seien Großlochbohrungen nötig: Ein Loch von eineinhalb Meter Durchmesser würde gebohrt, das Material ausgehoben und das Loch mit sauberem Wasser gefüllt. Direkt daneben, sogar überlappend, entstehe das nächste Loch — eine immense Zahl von mehr als 200 Bohrlöchern allein an der Stelle des früheren Chemikalienlagers. "Pump and Treat" heiße die Methode, mit der dann noch so lange Wasser nachgepumpt werde, bis man nur noch sauberes Wasser messen kann.

Während des Sanierungsjahres könne die Stadt langsam über eine Bebauung des Areals nachdenken. Als "eine Innenstadtlage, die sich von schreibt", bezeichnete Bürgermeister Ralph Edelhäußer die Fabrikfläche. Mit dem langen Zeithorizont, den Schillinger vorgestellt habe, sei aber auch klar, "dass wir da nicht schnell mal was draufstellen können".

Auch nach der Säuberung des kontaminierten Bodens sei übrigens noch ein Beobachtungszeitraum bis zum Jahr 2029 eingeplant, erklärte Schillinger, in der Zeit werden Wasserproben genommen. Die allerdings würden eine Bebauung nicht mehr beeinträchtigen.

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