Karlheinz Thoma hebt nach 14 Jahren den Anker

26.7.2017, 06:00 Uhr
Karlheinz Thoma hebt nach 14 Jahren den Anker

© Tobias Tschapka

Trotz eindringlicher Warnung von Georg Strauß, dem Leiter der "heute extrem ersatzgeschwächten" Bigband, wünschte sich Direktor Thoma zum Einstieg sein Lieblingsstück "Take Five" von Paul Desmond – und bewies dadurch einmal mehr Vertrauen in die Schülerschaft. Zu Recht, denn er und alle anderen Besucher spendeten dieser kurzweiligen "Freejazz"-Variante viel Applaus. Neben der Bigband sorgte außerdem der Lehrerchor unter der Leitung von Reinhard Weber für die musikalische Untermalung der Feierstunde. Auch dabei wurde Bezug genommen auf Thomas Segelleidenschaft, zum Beispiel mit dem schwedischen Stück "Wer kann segeln ohne Wind?" ("Vem san segla förutan vind?").

Nach der Begrüßung durch den stellvertretenden Schulleiter Richard Motz blickte der Ministerialbeauftragte für die Gymnasien in Mittelfranken, Martin Rohde, zurück auf den Werdegang des scheidenden Direktors. Nach dem Abitur im Jahr 1973 studierte Thoma Mathematik und Physik an der FAU Erlangen. Es folge bis 1981 sein Referendariat am Nürnberger Dürer-Gymnasium und 1983 schließlich, am Neuen Gymnasium Nürnberg, die Ernennung zum Studienrat. Schon seit Anfang der 1980er Jahre interessierte sich Thoma sehr für Computer und belegte zahlreiche Kurse zum Thema Datenverarbeitung und Schulcomputer in der Verwaltung. 1989 erfolgte die Ernennung zum Oberstudienrat.

1994 wechselte Karlheinz Thoma an das Dientzenhofer Gymnasium in Bamberg und kam schließlich 2003 als Schulleiter (2004 erfolgte die Ernennung zum Oberstudiendirektor) ins Hilpoltsteiner Gymnasium. In all diesen Jahren engagierte sich Thoma bis heute intensiv für den naturwissenschaftlichen Wettbewerb "Jugend forscht". Für dieses Engagement bekam er vom damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck das Bundesverdienstkreuz überreicht. "Im Namen des Staatsministeriums bedanke ich mich für Ihre jahrzehntelange hervorragende Arbeit und wünsche Ihnen alles erdenklich Gute", so Rohde. Er wünschte zudem Thomas Nachfolgerin Anja Eichinger, derzeit noch stellvertretende Schulleiterin am Neumarkter Willibald-Gluck-Gymnasium, viel Erfolg.

Nicht immer einfach

Landrat Herbert Eckstein merkte an, dass die vergangenen Jahre am Gymnasium Hilpoltstein nicht immer einfach waren. Das Verhältnis zwischen Lehrern, Eltern und Schülern habe sich stark verändert, und auch sonst ist vieles neu – nicht zuletzt auch am Schulgebäude, welches gerade umgebaut und saniert wird. "Und der damit verbundene Umzug ihres Büros in den Container hat der Schule auch nicht schlecht getan", frotzelte Eckstein, "aber Sie haben es immer geschafft, das Schiff in den richtigen Wind zu drehen".

Karlheinz Thoma hebt nach 14 Jahren den Anker

© Tobias Tschapka

Der Landtagsabgeordnete Volker Bauer erklärte, dass viele die Begriffe Beamter, Innovator und Netzwerker schwer zusammenbringen würden. "Aber genau dieser Dreiklang vereint sich in Ihrer Person", so Bauer. Thoma hätte sich nicht nur um Hilpoltstein, sondern den gesamten Standort Mittelfranken verdient gemacht und sei schon vor der Einführung der P-Seminare auf regionale Firmen zugegangen. "Vergelt´s Gott für vierzehneinhalb erfolgreiche Jahre für das Gymnasium Hilpoltstein", schloss Bauer.

Eltern durften mitreden

Margit Twehues vom Elternbeirat zitierte zunächst den Microsoft-Gründer Bill Gates mit den Worten: "Die wichtigste Institution der Gesellschaft neben der Familie ist die Schule". Gerade deshalb sei es so wichtig gewesen, dass die Schulleitung stets ein offenes Ohr für die Anregungen aus der Elternschaft gehabt habe. Zwar hätte es auch Kontroversen gegeben, aber dennoch sei viel umgesetzt worden. Als Beispiele nannte sie unter anderem die Einführung von Zwischenberichten, die Mitgestaltung des Leitbilds des Gymnasiums sowie die Mitsprache bei der Konzeptionierung der neuen Räumlichkeiten im Rahmen des Umbaus. Für Thoma, der sich nun in den Ruhestand begeben würde, gelte das Gate-Zitat in leicht veränderter Form: "Die wichtigste Institution neben der Schule ist die Familie".

Die Ansprache der Schülersprecherin Isabeau Ammann war dann wieder gespickt mit Anspielungen auf Thomas Segel-Hobby: Die Kajüten-Tür des Kapitäns, der über 14 Jahre lang das Kommando auf der Brücke gehabt habe, hätte für die Schüler immer offen gestanden. "Nach dem ruhigen Hafen des Gymnasiums wünschen wir Ihnen nun für die stürmische See des Ruhestands Mast- und Schotbruch", sagte das Mitglied der SMV ("Segler-Mitverwaltung") im Namen der gesamten Schülerschaft. Am Ende gab es dann noch ein kurzweiliges Gedicht des Personalratsvorsitzenden Sebastian Schreiber, in dem es am Ende hieß: "Alles Gute rundherum, wünscht Ihnen Ihr Kollegium".

"Wichtiger denn je"

Das letzte Wort hatte der scheidende Schulleiter selbst. In seiner Rede ging Karlheinz Thoma auf alle Grußredner der vergangenen Stunde ein und bedankte sich für deren lobende Worte.

Er selbst sei stolz darauf, dass es ihm gelungen sei, die Schule, in der immer ein wertschätzender Umgang miteinander gepflegt wurde, nach außen zu öffnen, "und dass ich viele Jugendliche mit dem Jugend-forscht-Virus infizieren konnte".

Besonders stolz sei er darauf, dass er insgesamt 799 Schülerinnen und 719 Schüler zum Abitur gebracht habe. "Die Investition in unseren wichtigsten Rohstoff, die Bildung, ist heute wichtiger denn je." Als er im Jahr 2003 vom damaligen Schulleiter Rainer Wagner das Gymnasium übernahm, habe dieser ihm ein wohl bestelltes Haus übergeben. "Ich hoffe, das kann meine Nachfolgerin Anja Eichinger, der ich viel Erfolg wünsche, nun ebenfalls behaupten", so Thoma.

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